Das Fangverbot für Felchen ist umstritten. Foto: dpa/Felix Kästle

Im Bodensee gibt es immer weniger Felchen. Deshalb dürfen ab 2024 für drei Jahre keine Felchen mehr gefangen werden. Die Fischer sehen das kritisch.

Dem Felchen geht es schon lange schlecht. Der beliebte Speisefisch aus der Familie der Lachsfische geht den Berufsfischern immer seltener ins Netz, weshalb er immer teurer wird. Die vier Anrainerstaaten des Bodensees haben sich deshalb auf einen harten Einschnitt verständigt: Sie verordnen dem Felchen ab 1. Januar 2024 drei Jahre Schonung. Sollten die zierlichen Tiere dennoch in die Netze gehen, werden sie wieder ins Wasser geworfen.

Das entschied der übernationale Verband mit dem sperrigen Namen Internationaler Bodenseefischereiverband (IBKF). Dieser Kreis ist wichtig, da neben Deutschland mit dem längsten Anteil am Ufer auch Vorarlberg, die Schweizer Kantone sowie das Fürstentum Liechtenstein ins Boot geholt wurden. Das Fürstentum ist über den Vorderrhein indirekt am Bodensee beteiligt.

Kormoran und Quagga-Muschel setzen Felchen zu

Die Gründe für den Schwund des schmackhaften Fisches sind altbekannt, sie werden aber von den Beteiligten unterschiedlich gewichtet. Der Kormoran gilt als ein intelligenter Fischjäger, der sich gerne auf das Felchen stürzt, es sogar aus den Netzen pickt. Immer aggressiver tritt ein anderer Bewohner des Bodensees auf – die Quagga-Muschel, die in breiten Kolonien am Seeboden siedelt. Die eingeschleppte Muschel ist ein Futterfeind der Felchen. Dann jagt noch der Stichling – jener Fisch, der sich mit Vorliebe auf junge Felchen wirft. Besonders ärgerlich für die Fischer rund um den See ist es, dass der Stichling fast ungenießbar ist.

„Da zäumt man das Pferd von hinten auf“

Ob ein Fangverbot der richtige Weg ist, bleibt in der Zunft umstritten. Einige Berufsfischer sehen sich zu Unrecht in die Defensive gedrängt. Da sie nicht mehr fangen dürfen, sehen sie sich in der Rolle des Schwarzen Peter. „Da zäumt man das Pferd von hinten auf“, sagt Stefan Riebel von der Insel Reichenau. Die Faktoren seien doch vielfältig, von der expansiven Muschel bis zum Raubvogel. Riebel hält es für sinnvoller, wenn Kormorane aktiv bejagt werden dürfen. Bisher war das nur zulässig, wenn einer der schwarzen Jäger „in flagranti“ beim Netzraub erwischt wird. Das sei in der Praxis aber kam möglich, sagt der Berufsfischer.

Die Zahl der Bodenseefischer ist zurückgegangen

Ihre Zahl wurde in den letzten Jahren bereits gesenkt, um weniger Fische aus dem See zu holen. 2018 mussten viele Fischer ihre Patente zurückgeben. Nurmehr 80 Betriebe leben davon am gesamten Bodensee. Da nur ein fischreiches Gewässer das Einkommen sichern kann, haben die Fischer im vergangenen Jahr seit Juli 2022 keine Felchen mehr entnommen. Das geschah freiwillig, zumal kaum Exemplare in die Netze gingen.

Das wirkt sich auch auf den Nachwuchs aus: Immer am Ende eines Jahres werden laichreife Weibchen gefangen, um den Laich zu entnehmen, und dann wieder ausgesetzt. Der Laich wird dann in eigenen Brutanstalten betreut, um kleine Felchen zu gewinnen. Im vergangenen Jahr waren es so wenige Weibchen, dass die Nachzucht für die Saison 2022 abgesagt wurde. So konnten in den vergangenen Wintermonaten keine jungen Fische gezüchtet werden.