Alexander Zorniger, der Trainer der SpVgg Greuther Fürth. Foto: imago/Sven Sonntag

Weil Julian Green im DFB-Pokalspiel in Halle offenbar rassistisch beleidigt wurde, forderte Alexander Zorniger, der Trainer der SpVgg Greuther Fürth, mit viel Emotionen mehr Zivilcourage. Nicht nur im Fußballstadion.

Es ist ja nicht immer leicht für die Favoriten im DFB-Pokal, die richtige Haltung an den Tag zu legen. Den Außenseiter also ernst zu nehmen und der Favoritenrolle souverän gerecht zu werden. Die SpVgg Greuther Fürth hat das am Samstag geschafft – und als Zweitligist 1:0 beim Drittligisten Hallescher FC gewonnen. „Wir haben uns in diesem stimmungsvollen Stadion gut gewehrt. Deswegen ziehen wir auch verdient in die zweite Runde ein“, sagte Alexander Zorniger.

Der frühere Coach des VfB Stuttgart ist Cheftrainer der Fürther – und stand seinem Team beim Thema Haltung zeigen nach der Partie in nichts nach. Im Gegenteil.

„Ich will nicht, dass wir in einer Zeit leben, wo einer denkt, dass er mehr wert ist als ein anderer“, sagte Zorniger auf der Pressekonferenz nach der Partie in Halle. Anlass für die Grundsatzrede waren rassistische Beleidigungen gegen Julian Green, den offensiven Mittelfeldspieler des Spielvereinigung, der auch schon für den VfB aktiv war.

„Mein Spieler wurde mehrmals von den Zuschauern als Affe tituliert. Das ist nicht nur ein, zwei oder dreimal geschehen“, sagte Zorniger, ergänzte: „So etwas gehört sich einfach nicht.“ Und forderte dann mehr Zivilcourage.

„Das Stadion ist zu 95 Prozent ausgelastet. Es waren genug Leute da, die hätten eingreifen können“, erklärte der Coach und hielt fortan ein flammendes Plädoyer. Die Message: Nicht wegschauen, sondern aktiv gegen Rassismus angehen. Nicht nur im Fußballstadion: „Aufstehen und sagen: Das geht nicht!“

Julian Green bestätigt die Vorfälle

Nicht den Deutschen Fußball-Bund (DFB) oder andere Vereine und Verbände sieht der 55-Jährige aus Mutlangen in der Pflicht, sondern jeden Einzelnen: „Es geht darum, dass wir selbst Charakter zeigen.“ Deutschland sei „ein tolles Land“, ergänzte Alexander Zorniger, „entsprechend müssen wir uns auch präsentieren. Wenn wir das nicht machen, dann kriegt das braune Gesocks, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser.“ Was er davon hält, machte der Fußballlehrer unmissverständlich klar: „Das darf einfach nicht passieren.“ Und er wiederholte: „Das ist der Job von uns und nicht von Regierungen oder Institutionen.“ Um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, klopfte Zorniger immer wieder mit der Faust auf den Tisch.

Julian Green bestätigte die von Zorniger beschriebenen Vorfälle, hielt sich mit einer Bewertung aber zurück. „Es war ein Zuschauer während des Spiels. Aber ich wollte uns dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen, weil ich unbedingt gewinnen wollte. Und das tut denen dann am meisten weh“, sagte der 28-jährige US-Amerikaner. Lisa Schöppe, die Pressesprecherin des Halleschen FC, entschuldigte sich nach den Fürther Ausführungen umgehend im Namen des Vereins für das Fehlverhalten einzelner Zuschauer.

Alexander Zorniger war am Sonntag dann zu Gast in Stuttgart beim Spiel der U-19-Junioren des VfB gegen die SpVgg Greuther Fürth. Zum Vorfall am Samstag wollte er sich nicht mehr äußern.