Für ihre Pläne, das bisherige Sommerfest zu verkleinern und an die Markthalle zu verlegen, erhält die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart Zuspruch und Kritik.
Noch vor vier Jahren stand in dieser Zeitung: „Ein Sommer in Stuttgart ohne Sommerfest ist einfach nicht vorstellbar. Aber keine Bange, das ist auch nicht zu befürchten.“ Doch genau das ist nun passiert. In der Pandemie hat sich viel verändert. Die Personalnot der Gastronomie hat sich verschärft, die Kosten sind explodiert. Die Folgen davon sind, dass die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart den Klassiker gestrichen hat, der in drei Jahrzehnten zur beliebtesten Open-Air-Party für die Stadt und die gesamte Region geworden ist. Als Ersatz sind vom 3. bis zum 5. August „Genusstage“ rund um die Markthalle sowie im Dorotheen-Quartier geplant – mit hohem Anspruch bei den Speisen, also ohne Pommes und Rote.
„Die Musikszene trifft diese Entscheidung hart“
Die Meinungen über das neue Stadtfest gehen bei den Wirten auseinander. Während die einen sich auf die neue Form des Feierns freuen und sich bereits ihren Gourmetplan ausdenken, haben andere abgesagt, weil sie meinen, nur ein Fest in großer Form lohne sich und sei attraktiv genug, um genügend Besucherinnen und Besucher anzulocken.
Enttäuscht reagieren auch Musikerinnen und Musiker auf die Absage des Festes in der gewohnten Größe. Stellvertretend erklärt Bandleader Berti Kiolbassa, der regelmäßig mit den MadChick of Soul auf einen der großen Sommerfestbühnen aufgetreten ist: „Das erfolgreiche, traditionelle Sommerfest war neben dem Weindorf und dem Weihnachtsmarkt eine der schönsten Veranstaltungen der Stadt, und es ist mehr als bedauerlich und schwer nachzuvollziehen, warum man diese Tradition nicht fortführt.“ Nicht nur Wirte seien betroffen, auch die Musikszene treffe diese Entscheidung hart. Nach Rücksprache mit in.stuttgart habe man erfahren, dass es bei den „Genusstagen“ keine Bühnen mehr geben werde. Kiolbassa nennt dies „alles in allem eine sehr traurige Entwicklung“.
Die City-Initiative Stuttgart begrüßt dagegen, dass eine neue Form des Feierns in der Innenstadt entstehe und das Sommerfest, das sich wohl überholt habe, nicht generell gestrichen werde. „Alles, was Menschen in die City bringt, wird von uns unterstützt“, erklärt der Citymanager Sven Hahn. Auch Bärbel Mohrmann, die Geschäftsführerin von Pro Stuttgart und Chefin des Weindorfs, lobt die neuen Pläne von in.Stuttgart. Das neue Fest sieht sie nicht als Konkurrenz zum Weindorf, sondern freut sich auf „Synergieeffekte“, etwa beim Aufstellen und Mieten von Toilettenwagen. Das Weindorf und die Genusstage sind zeitlich nicht weit auseinander. Alles, was die Innenstadt belebe, sei wichtig für Stuttgart, findet Bärbel Mohrmann.