Mittlerweile sind bundesweit 838 Kommunen ausgezeichnet worden. Auch das Landratsamt will sich für die Zertifizierung als Fairer Landkreis bewerben.
Großer Bahnhof direkt neben der Stadtbahn-Endhaltestelle: Im passenden Ambiente, nämlich dem prächtigen Schaugarten auf der Kirchplatz, haben Vertreter der Stadt Fellbach sowie die Mitglieder aus der sogenannten Steuerungsgruppe die Auszeichnung für den Titel als Fairtrade-Town in Empfang genommen. Fellbach ist damit die vierte Kommune im Rems-Murr-Kreis, die dieses Zertifikat voller Stolz vorweisen und die Urkunde vorzeigen kann.
Fairtrade als eine dauerhafte Aufgabe
Dem Fototermin unter freiem Himmel folgte im oberen Rathaus-Foyer die offizielle Zeremonie – zur Einstimmung mit dem ideal ausgesuchten Lied „We are the World“, komponiert von Michael Jackson und Lionel Ritchie und jetzt dargeboten vom Chor der fünften Klasse des Friedrich-Schiller-Gymnasiums. Den Titel Fairtrade-Stadt zu erreichen, das „war ein längerer Prozess, und er ist noch nicht zu Ende, wir sehen das Thema als eine dauerhafte Aufgabe“, erklärte Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in ihrer Ansprache. „Bei den angebotenen Waren, ob sie nun aus unserer Umgebung oder aus einer anderen Gegend dieser Welt stammen, achten wir auf faire Produktionsbedingungen und den ökologischen Fußabdruck.“
Die OB erwähnte beispielsweise die Fellbacher Weltwochen, die Klimaschutzaktivitäten samt Wärmeplan oder den mittlerweile dritten Fair-o-mat an einer Fellbacher Schule, nämlich am Friedrich-Schiller-Gymnasium – aus diesem ohne Elektrizität funktionierenden Automaten können sich Schüler wie Lehrer faire Lebensmittel, die aus dem Fellbacher Weltladen stammen, herauslassen. „Die Zertifizierung ist für uns eine Bestätigung auf diesem Weg“, so das Fazit der Oberbürgermeisterin, die überdies die von der Bäckerei Grau eigens zu diesem Anlass kreierte Fairtrade-Torte anschneiden konnte.
„My fair Ladies and Gentlemen“
Winfried Bauer von der Fairtrade-Steuerungsgruppe betonte: „Manchmal braucht man einen langen Atem“, denn von den ersten Diskussionen im Jahr 2011 bis zur jetzigen Zertifizierung sei es „ein extrem langer Marathonlauf“ gewesen. Auch die Stadtverwaltung habe einige Zeit gebraucht, ehe sie sich intensiver engagiert habe. Mit einem lockeren „My fair Ladies and Gentlemen“ begrüßte Manfred Holz, Ehrenbotschafter des Fairtrade-Handels, die Gäste im Rathaus und lobte „das geballte Engagement“ in Fellbach. Die Stadt sei die 838. Fairtrade-Town in Deutschland und Nummer 161 in Baden-Württemberg und spiele „ab heute wie Amsterdam, Brüssel, Kopenhagen, Paris oder Brüssel in der Champions League“.
Neben Fellbach sind in Schorndorf, Weissach im Tal und Winterbach bereits drei Kommunen im Rems-Murr-Kreis als Fairtrade-Towns zertifiziert. Und auch der Landkreis strebt das Label an – „um ein weiteres, deutliches Zeichen für unsere Verantwortung für Klimaschutz, Entwicklung und Fairness weltweit zu setzen“, wie es vonseiten der Verwaltung heißt.
Geplant ist, in den Schulen des Landkreises, im Landratsamt und den Kreisgesellschaften, in den Kantinen, auf Sitzungen und anderen Gelegenheiten darauf zu achten, bei Produkten aus anderen Regionen auf fair gehandelte Waren zurückzugreifen. Der entsprechende Kaffee sowie eine Keksmischung für die Kreistagssitzungen sind dazu bereits festgelegt.
Bei den Gastrobetrieben muss noch nachgebessert werden
Auch die Mindestzahl der Geschäfte (53), die sich den Zertifizierungskriterien anschließen, ist laut der Kreiswirtschaftsförderung bereits erreicht. Bei den Gastronomiebetrieben (27 sind nötig) muss noch nachgebessert werden. Zudem ist ein gewisses Maß an Öffentlichkeitsarbeit erforderlich. Die Kreisverwaltung aber ist zuversichtlich: Alle nötigen Kriterien sollten bis Mitte 2024 erfüllt sein.