Nach drei Jahren müssen Beschäftigte in Senioreneinrichtungen keinen Mund- und Nasenschutz mehr tragen. In einem Haus in Mönchfeld feiert man diese Corona-Lockerung groß. Besucher der Heime müssen vorerst weiterhin eine Maske tragen.
Ein ungewöhnliches Freudenfest haben am Mittwoch die Bediensteten des Alten- und Pflegeheims St. Ulrich in Mönchfeld gefeiert. Die Tatsache, dass am 1. März die Maskenpflicht für Personal und Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern nach knapp drei Jahren enden sollte, wollten die Mitarbeiter der Caritas-Einrichtung nicht einfach unkommentiert lassen. Dafür war die Pflicht zum dauerhaften Tragen einer Maske für die Angestellten im Pflegedienst, wie sie selbst betonen, eine viel zu große Belastung.
Grillwürste zum Abschied
Bei Grillwürsten und Getränken, mit Luftballons und Baseballkappen, auf denen das Logo einer durchgestrichenen Maske zu sehen ist, feierten die Mitarbeiter deshalb ausgiebig vor dem Eingangsbereich des Pflegeheims das lang ersehnte Ereignis. „Das dauernde Tragen der Maske war sehr anstrengend, vor allem im Sommer“, erklärte Sandra Zweigle, die Leiterin des Pflegedienstes der Einrichtung. Insbesondere bei schwerer körperlicher Arbeit, der die Mitarbeiter im Pflegebereich häufig ausgesetzt sind, sei der Mund- und Nasenschutz eine erhebliche Belastung gewesen.
Schwierig erwies sich in den vergangenen drei Jahren demnach auch der Kontakt zu den Patienten. „Die Menschen brauchen ein Lächeln“, betonte etwa die Betreuungskraft Tanja Grünewald. „Das war durch die Maske von heute auf morgen verschwunden.“ Vor allem bei dementen Bewohnern führte dies anfänglich zu sehr schwierigen Situationen, erklärte die Pflegedienstleiterin Zweigle. „Viele der an Demenz Erkrankten hatten anfangs Angst vor dem Maske tragenden Personal und waren völlig verzweifelt.“
Endlich die Gesichter sehen
Der 1. März war für nicht wenige der Bewohner des Pflegeheims in Mönchfeld auch der allererste Tag, an dem sie die Gesichter der Pflegekräfte und sonstigen Mitarbeiter der Einrichtung vollständig gesehen haben. So ging es am Morgen nach dem Aufstehen auch Hilde Leonhardt, die erst seit rund einem halben Jahr im Haus St. Ulrich lebt und die Zeit ohne Corona-Einschränkungen im Heim bislang nicht miterlebt hatte. „Ich finde es wunderbar, endlich die Gesichter zu sehen“, freute sich die 87-Jährige. „Bis dahin ging viel über die Augen“, erklärte sie. Aber eben doch nicht alles.
Michael Käsmacher, der Leiter der Pflegeeinrichtung, unterstreicht, dass das Tragen der Maske immer sinnvoll war. „Wir wollen das nicht verteufeln“, betonte er. „Bei einem neuen Ausbruchsgeschehen, würden wir sie wieder tragen.“ Was die Pandemie anrichten kann, musste auch Käsmacher schmerzhaft miterleben: Wie in praktisch allen Pflegeeinrichtungen hatte das Coronavirus auch im Haus St. Ulrich zahlreiche Opfer unter den hochbetagten Bewohnern gefordert. „Auch für die Mitarbeiter war das eine enorme psychische Belastung“, erklärt der Heimleiter. Insgesamt 23 Coronatote forderte die Pandemie in dem Mönchfelder Altenheim, das 139 Pflegeplätze umfasst. Die meisten Opfer hatte ein lokaler Ausbruch im Oktober 2020 nur ein halbes Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie gefordert.
Maskenpflicht weiterhin für Besucher
Dass die Maskenpflicht nun gleichwohl noch ein paar Wochen bis 7. April für die Besucher von Pflegeeinrichtungen weiter gelten soll, dafür zeigte Käsmacher am Mittwoch indes wenig Verständnis. „Das macht nun absolut keinen Sinn mehr“, findet der Heimleiter. Nun hofft man auf mehr Normalität im Haus-Alltag.