Gerhard Ax bringt in Backnang geflüchteten Menschen Deutsch bei. Foto: Gottfried Stoppel

Wer die Demokratie über das Demonstrieren hinaus stärken will, ist mit einem Ehrenamt gut beraten. Doch welche Möglichkeiten dafür gibt es? Wir haben uns Beispiele aus dem Rems-Murr-Kreis angeschaut.

Berlin, Stuttgart, Schorndorf – überall im Land gehen momentan Menschen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus und für mehr Demokratie zu demonstrieren. Für alle, die sich darüber hinaus engagieren wollen, könnte ein Ehrenamt das Richtige sein. Wer sich engagiert, beteiligt sich an der Gesellschaft und tut Gutes. Das kann sowohl die Tätigkeit als auch den Umfang betreffend individuell angepasst werden und nebenbei auch noch Spaß machen.

Die Wirkmacht jedes Einzelnen

Mona Franke, die im Rems-Murr-Kreis für Demokratieförderung und die Prävention von Rechtsextremismus zuständig ist, bekräftigt die gesellschaftsstärkende Wirkung eines Ehrenamts: „Gerade im Ehrenamt zeigt sich, wie wirkmächtig jede und jeder Einzelne von uns sein kann, dass wir die Dinge voranbringen und selbst soziale Verantwortung übernehmen können.“

Vom Vereinssport über Vorlesestunden mit Grundschülern bis hin zur Essensausgabe für sozial benachteiligte Menschen – im Rems-Murr-Kreis gibt es viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. Hier sind vier Organisationen aus der Region, in denen Menschen bereits freiwillig arbeiten und so einen Unterschied machen.

Fellbacher Lese- und Mentoreninitiative

FLumi möchte Kinder fürs Lesen begeistern. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Kindern im Grundschulalter die Freude am Lesen zu zeigen, das ist Ziel der Lese- und Mentoreninitiative Flumi, an der sechs Fellbacher Grundschulen beteiligt sind. Die Ehrenamtlichen bereiten einmal wöchentlich für eine Kleingruppe von bis zu drei Kindern eine Lesestunde vor, wobei es jedoch nicht um reines Vorlesen geht. „Es ist kein Nachhilfeprogramm, sondern es geht darum, dass die Kinder entdecken, wie viel Spaß lesen macht“, erklärt Constanze Clostermeyer-Frank vom Fellbacher Kulturamt, das für die Organisation verantwortlich ist. „Es können Spiele gespielt oder Briefe an die Titelfiguren geschrieben werden, gerne können die Ehrenamtlichen auch eigene Interessen miteinbringen.“ Deshalb ist die einzige Voraussetzung an die Ehrenamtlichen auch, dass sie gerne mit Kindern arbeiten und Spaß am Lesen haben. Der Umfang des Ehrenamts beläuft sich auf eine Stunde wöchentlich, dazu kommt die Vorbereitungszeit. Wer sich für ein Ehrenamt bei Flumi interessiert, kann sich unter der E-Mail-Adresse constanze.clostermeyer@fellbach.de melden.

Lerntreff Asyl in Backnang

Gerhard Ax hilft den geflüchteten Menschen aus Gambia beim Deutschlernen. Foto: Gottfried Stoppel

In Backnang hilft ein Team aus derzeit zwölf Ehrenamtlichen geflüchteten Menschen dabei, Deutsch zu lernen. Zweimal wöchentlich treffen sie sich und pauken Vokabeln und Grammatik. Dieter John ist seit zweieinhalb Jahren dabei und hat noch immer Spaß an seinem Ehrenamt: „Die Fortschritte der Menschen zu sehen, macht richtig Freude.“ Da einige der geflüchteten Menschen Analphabeten sind, müssen die Ehrenamtlichen bei ihrer Unterstützung oft ganz von vorne anfangen. Pädagoge muss man allerdings nicht sein, um hier helfen zu können, betont Maria Günter-Neideck, die sich ebenfalls dort engagiert. Organisiert wird die Veranstaltung vom Arbeitskreis Asyl, die Treffen finden immer dienstags und mittwochs statt. Interessenten können sich unter maria-guenter-neideck@t-online.de melden.

Lichtblick Waiblingen

Kleine Hilfen im Alltag können einen großen Unterschied machen. Foto: Freiwilligenagentur Waiblingen/HOLGER_GEHLENBORG

Eine Glühbirne wechseln, Fernsehprogramme einstellen, Bilder aufhängen – viele kleinere Dinge fallen besonders älteren Menschen oftmals schwer. Die Familienagentur Waiblingen schafft mit dem Lichtblick-Programm Abhilfe. Ehrenamtliche kommen bei den betroffenen Menschen vorbei und beseitigen das Problem für eine Pauschale von zehn Euro. Mit dieser wird die Organisation finanziert. Torsten Hauser ist seit seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2019 mit dabei und hat bereits 93 Menschen geholfen. „Das Tolle an dem Ehrenamt ist, dass ich mir meine Termine selbst legen kann und somit flexibel bleibe“, sagt der ehrenamtliche Helfer. Die Freiwilligen können Kompetenzen angeben und werden so nur für Aufgaben gebucht, die sie auch erledigen können. Wer gerne mithelfen möchte, Menschen bei Alltagsproblemen unter die Arme zu greifen, oder sich anderweitig in Waiblingen engagieren möchte, kann sich unter fa.waiblingen@gmx.de melden.

Begleitmobil Schorndorf

Mobilität wird im Alter oft ein Problem. Zum Arzt, Einkaufen oder zum Sport: Wer am Leben teilhaben möchte, muss von A nach B kommen. Damit das für mobil eingeschränkte Menschen in Schorndorf und den eingemeindeten Ortsteilen möglich ist, wurde 2016 das Begleitmobil vom Verein „Gute Nachbarschaft im Mühlenviertel Schorndorf“ eingerichtet. Die Menschen melden sich spätestens am Vortag bis 11.30 Uhr beim Familienzentrum Schorndorf, daraufhin werden die Fahrer informiert. Die ehrenamtlichen Helfer benutzen für die Fahrten entweder ihr eigenes Auto oder ein E-Fahrzeug der Stadt. Gunter Kaiser vom Begleitmobil berichtet von tollen Begegnungen, die durch die Fahrten zustande kommen: „Mit einigen Fahrgästen haben sich über die Jahre fast freundschaftliche Beziehungen entwickelt.“ Wer sich beim Begleitmobil engagieren möchte, sollte einen gültigen Führerschein haben und zwei- bis dreimal im Monat verfügbar sein. Ansprechpartner für Interessierte ist Gunter Kaiser, erreichbar unter mgkaiser@online.de.

Ein Ehrenamt kann ganz unterschiedlich aussehen. Viele Städte im Rems-Murr-Kreis haben inzwischen Ehrenamtsbörsen eingerichtet, um die Suche nach der passenden Freiwilligenarbeit zu erleichtern. Diese sind auf den Websites der Städte zu finden. Dort gibt es oft auch direkte Ansprechpartner.