Ein Foto, das von der niederländischen Küstenwache zur Verfügung gestellt wurde, zeigt den brennenden Frachter „Fremantle Highway“ in der Nordsee auf einem Bildschirm. Foto: C/ast Guard Netherlands/dpa

Seit Mittwoch brennt ein Autofrachter vor der niederländischen Küste. Die Hoffnung ist, dass das Schiff nicht kentert – und eine Umweltkatastrophe im Wattenmeer noch verhindert werden kann.

Es ist ein gespenstischer Anblick für die Urlauber auf den niederländischen Inseln Ameland und Terschelling: Dicke Rauchwolken sind am Horizont zu sehen. Noch immer brennt vor der Küste der Autofrachter „Fremantle Highway“. Eine ökologische Zeitbombe.

Das Schiff ist umgeben von Schleppern und Löschbooten, ab und zu kreist darüber ein Flugzeug der Küstenwache. Das unter der Flagge von Panama fahrende Schiff war unterwegs von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht zu Mittwoch Feuer ausbrach. Die Besatzung konnte das Schiff verlassen. Ein Mensch starb.

„Fremantle Highway“ Position

Auf unserer Karte sehen Sie, die letzte bekannte Position der „Fremantle Highway“ laut "MarineTraffic":

Warum will die Küstenwache „Fremantle Highway“ drehen?

Die niederländishe Küstenwache wird den Frachter nun mit Hilfe eines Schleppers drehen. Da die Strömung sich ändere, könne das Schiff wieder kontrolliert Richtung Osten treiben, teilte die Küstenwache mit. Durch den Schlepper bleibe das Schiff außerhalb der Fahr-Routen und in sicherem Abstand zum regulären Schiffsverkehr.

Der Frachter mit rund 3800 Autos lag zunächst im Norden der Wattenmeerinsel Ameland und war am Donnerstag durch Wind und Strömung nach Westen getrieben bis etwa 16 Kilometer nördlich der Nachbarinsel Terschelling.

Brandkatastrophe der „Fremantle Highway“ in Bildern:

Die Situation war am Donnerstag zwar stabil, doch die Spezialisten konnten nicht viel mehr tun als Abwarten. Löschen war überhaupt noch nicht möglich. Aus der Luft wurde kontrolliert, ob die Temperatur gesunken ist. Erst dann können die Bergungsspezialisten an Bord. Foto: Coast Guard Netherlands/dpa
Die „Fremantle Highway“ ist wie ein schwimmender Schuhkarton aus Stahl. „Das ist eine große Hülle, in der es innen brennt. Ich kann nur von außen Wasser draufgeben, ich komme also nicht rein, ich habe keine Öffnung, wo ich irgendwo sinnvoll Löschmittel einsetzen kann“, sagt Lars Tober von der Gesellschaft für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit Ostsee. Foto: Imago/AN/P
Der Frachter mit rund 3800 Autos lag zunächst im Norden der Wattenmeerinsel Ameland und war am Donnerstag durch Wind und Strömung nach Westen getrieben bis etwa 16 Kilometer nördlich der Nachbarinsel Terschelling. Foto: Coast Guard Netherlands/dpa
Sollte das Schiff kentern oder auseinanderbrechen, besteht die Gefahr einer Ölpest. Foto: Coast Guard Netherlands/dpa
Eine Verseuchung bedroht gerade das Wattenmeer-Gebiet. Foto: ANP/Jan Spoelstra/dpa

Welche Folgen hätte ein Untergang des Frachters?

Umweltorganisationen und Bürgermeister umliegender Gemeinden sind besorgt über mögliche Schäden durch Öl oder Müll. „Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten“, warnt ein Sprecher der Stiftung De Noordzee.

Ein Untergang des brennenden Autofrachters könnte aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben. „Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden“, warnt Jürgen Akkermann.

Sollte das Schiff kentern oder auseinanderbrechen, besteht die Gefahr einer Ölpest. „Dann könnten große Mengen Öl in die Nordsee geraten und zu einer Ölkatastrophe führen, die das ganze Ökosystem in Gefahr bringt“, betont der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack.

Eine Verseuchung bedroht gerade das Wattenmeer-Gebiet. Es gehört zum Weltnaturerbe der Unesco und beherbergt nicht nur Tausende Tier- und Pflanzenarten, sondern ist auch Rastgebiet für Millionen Zugvögel.

Warum gibt ein Minister Entwarnung?

Der zuständige niederländische Minister für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, Mark Habers, hält hingegen die Gefahr einer Ölpest für die Inseln und Küsten zur Zeit für gering,. Sollte Öl aus dem Frachter ausströmen, würde es sich Richtung Norden in die offene See verbreiten, teilte Harbers dem Parlament in Den Haag mit.

Einige denken nun auch zurück an die Katastrophe des Containerschiffs MSC Zoe im Jahr 2019. Damals hatte das Schiff in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren. Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände.

Wie lange könnte das Schiff noch brennen?

Die Küstenwache rechnet damit, dass der Brand noch Tage dauern wird. Das Feuer war aus noch ungeklärter Ursache in der Nacht zum Mittwoch (26. Juli) ausgebrochen. Bei der Evakuierung des Schiffes war ein Mensch gestorben. Die übrigen Besatzungsmitglieder wurden in Sicherheit gebracht. Die „Fremantle Highway“ war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur.