Gruppenbild mit Wärmepumpe: Die Grünen-Politiker Andreas Schwarz (rechts) und Michael Bloss (Vierter von rechts) mit Vertretern von Bosch Thermotechnik. Foto:  

Mit Bosch Thermotechnik hat einer der führenden Hersteller von Wärmepumpen seinen Sitz im Landkreis. Das lockt auch Politiker an. Wie sieht es bei Bosch Thermotechnik aus?

Wärmepumpen gelten seit Längerem als das Mittel der Wahl, um klimaneutral zu heizen und von fossilen Brennstoffen loszukommen. Mit der Firma Bosch Thermotechnik hat einer der führenden Hersteller seinen Hauptsitz in Wernau. Das zieht auch Politiker an, die sich in der Forschung und der Fertigung informieren wollen, wie die Energiewende praktisch gelingen kann. Zumal der Ukraine-Krieg und die Furcht vor Gasmangel die Nachfrage nach dieser Form der Heizung im vergangenen Jahr noch einmal enorm gesteigert haben. Mitunter ist in Medienberichten von langen Wartezeiten und sogar von Lieferengpässen die Rede.

Mit dem Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz und dem Europarlamentarier Michael Bloss waren nun zwei prominente Südwest-Grüne bei der Wernauer Bosch-Tochter zu Gast. Auch sie wollten wissen, wie es bei den Wärmepumpen um die Verfügbarkeit bestellt ist. Dass man ein bis zwei Jahre warten müsse, wie immer wieder berichtet wird, wollten die Verantwortlichen von Bosch Thermotechnik nicht bestätigen: Das komme immer auf das Modell an, eine pauschale Lieferfrist könne man nicht nennen.

Birte Lübbert, Mitglied der Geschäftsführung, bestätigte zwar, dass die höhere Nachfrage und Engpässe bei den Komponenten zu Verzögerungen geführt hätten. Aber: „Wir bauen neue Fertigungslinien auf und erweitern bestehende Fertigungslinien“, berichtete Thomas Finke, der Technische Leiter der Firma für den Bereich Wärmepumpen.

Für das Unternehmen ist der Wärmepumpen-Boom erfreulich. Der Bereich ist im vergangenen Jahr um 50 Prozent gewachsen und habe sich zum Ziel gesetzt, „weiterhin schneller zu wachsen als der Markt“, sagte Lübbert. Dafür will die Firma bis 2025 insgesamt 700 Millionen Euro investieren. Sie hat bereits Anfang dieses Jahres eine neue Fertigung für Wärmepumpen in Hessen eröffnet. Man sei nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Anforderungen des europäischen Marktes gut aufgestellt, sagte Lübbert.

Die Grünen-Politiker sprachen sich für ein gemeinsames europäisches Vorgehen aus, um nicht nur die Energie-, sondern auch die Wärmewende zuwege zu bringen und gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Europa zu stärken. Denn der stehe vor gewaltigen Herausforderungen, sagte Bloss: Eine davon sei, dass der von der US-Regierung im vergangenen Jahr verabschiedete „Inflation Reduction Act“, ein Investitionsprogramm für klimafreundliche Technologien, den amerikanischen Unternehmen erhebliche Vorteile bringe. Zudem seien asiatische Konzerne gut aufgestellt, wenn es um Geräte mit Kältekreisen gehe, merkten die Vertreter von Bosch Thermotechnik an. Das liege daran, dass man dort seit Jahrzehnten Erfahrung mit Klimaanlagen gesammelt habe, sagte Rainer Ortmann, der im Bosch-Konzern für Energiepolitik zuständig ist. Die Politiker sagten Unterstützung zu, damit Bosch Thermotechnik weiterhin ein „zentraler Player“ in Europa bleibe. So wolle man zum Beispiel bei der Entwicklung von Standorten und bei der Akquise von Arbeitskräften helfen, kündigte Schwarz an.

Ein weit verbreitetes Missverständnis räumten die Thermoexperten bei dem Besuch indes aus: Dass sich Wärmepumpen nur für Neubauten mit guter Dämmung und Fußbodenheizung eigneten, gelte so pauschal längst nicht mehr. Allerdings verringere sich die Effizienz der Anlagen bei schlechteren Voraussetzungen. Das erfordere dann individuelle Lösungen und damit mehr Planung im Vorfeld, so Finke. Um die Handwerksbetriebe der Heizungsbranche für diese Themen fit zu machen, bietet Bosch in seinen Trainingszentren regelmäßig Schulungen und Fortbildungen an. Allein in Wernau nehmen daran jedes Jahr mehr als 1000 Fachleute teil.