Das Zeugnis, das der IQB-Bildungstrend den Schulen ausstellt, ist schlecht. Was sagen die Bildungsforscher, was sagen Politiker aus Baden-Württemberg zu den Ergebnissen.
Die Schulen in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland schaffen es immer schlechter, den Viertklässlern die nötigen Grundfertigkeiten in Deutsch und Mathematik zu vermitteln. Das zeigt der neue Ländervergleich, den das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Kultusministerkonferenz erstellt hat und der an diesem Montag in Berlin vorgestellt wurde. Laut der Untersuchung sind die baden-württembergischen Schulen, die früher einen Spitzenplatz in Vergleichsstudien sicher hatten, weiter in ihren Leistungen abgesackt und liegen mittlerweile in allen getesteten Disziplinen nur noch im Bundesdurchschnitt.
Der Anteil der Schüler, die mittlere oder gute Schulleistungen in Lesen, Zuhören und Mathematik erzielen, ist sowohl im Fünf- als auch im Zehnjahresvergleich deutlich gesunken. Zugleich ist der Anteil der Viertklässler, die die Mindeststandards gar nicht oder nur knapp erfüllen, deutlich gewachsen.
„Mindeststandards müssen alle Schüler erfüllen“
Die IQB-Chefin Petra Stanat bezeichnete die Ergebnisse als „besorgniserregend“. Es spreche einiges dafür, dass Schulschließungen mit Fern- und Wechselunterricht in der Pandemie sich bundesweit auf die Lernerfolge der Schüler niedergeschlagen hätten, betonte Stanat bei der Pressekonferenz in Berlin. Das allerdings sei nicht die einzige Erklärung. Tatsächlich habe der Abwärtstrend viel früher eingesetzt. Dass so viele Kinder die Mindeststandards nicht erreichten, sei nicht hinnehmbar. „Das sind Anforderungen, die von allen Schülerinnen und Schülern erreicht werden sollten.“
Bundesweit ist seit dem vorherigen IQB-Bildungstrend von 2016 der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in den Schulen gewachsen. In Baden-Württemberg beträgt er mittlerweile 49 Prozent. Das ist wie schon vor fünf Jahren der höchste Anteil in einem Flächenland. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) nannte die Ergebnisse „ernüchternd“. Jetzt müsse „mit Hochdruck“ an den Mindeststandards angesetzt werden. Gerade bei Kindern mit Migrationshintergrund zeige sich, dass der familiäre Hintergrund „ausschlaggebendes Momentum des Gelingens“ für den Schulerfolg sei.
FDP: Bildungswesen wird systematisch ruiniert
Der frühere SPD-Kultusminister Andreas Stoch monierte die hohe Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der Herkunft. Es sei falsch, dass Lehrkräfte nebenbei für Integration und Sprachförderung sorgen sollten. Die GEW-Landeschefin Monika Stein klagte, dass Baden-Württemberg bei der Lehrer-Schüler-Relation an den Grundschulen nach elf Jahren mit einer grün geführten Landesregierung bundesweit auf dem letzten Platz sei. Der FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke warf der Landesregierung vor, dass sie „peu à peu unser Bildungswesen systematisch ruiniert“.