Am Stand der Firma Lorch, die Schweißgeräte am Standort Auenwald entwickelt und herstellt, informieren Nachwuchskräfte zusammen mit der Ausbildungsleiterin Victoria Weinstein (2.v.r.). Foto: Jan Potente

Winnenden ist erstmals Gastgeber der Fokus Beruf Messe, bei der sich Interessierte über Ausbildungen und Studiengänge informieren können. Wie zufrieden sind die Aussteller und Besucher bisher?

Die Frage nach den eigenen Karrierevorstellungen ist für junge Menschen oft nicht leicht zu beantworten. Die Messe Fokus Beruf soll Orientierung über das Angebot im Rems-Murr-Kreis geben und lokale Unternehmen mit Talenten in Kontakt bringen.

117 Aussteller in drei Hallen

Dass es vor Ort eine große Bandbreite an Firmen gibt, wird bei einem Rundgang über das Messegelände schnell deutlich. Am diesjährigen Standort in Winnenden finden 117 Aussteller in drei angemieteten Hallen Platz, das ist Rekord für die Fokus Beruf, die bereits seit 17 Jahren veranstaltet wird. Die Verteilung der Unternehmen auf die Hermann-Schwab-Halle, die Stadionhalle und die Stöckachsporthalle sei nicht komplett zufällig, wie die Mitorganisatorin Kerstin Giloi erklärt: „Wir achten schon darauf, dass nicht alle der großen, bekannten Unternehmen in derselben Halle untergebracht sind, damit die Besucher auch wirklich in jede Halle gehen.“ Trotz des Ausstellerrekords gibt es eine Warteliste mit Firmen, die auch gerne vertreten gewesen wären, aber keinen Stand bekommen haben.

Sichtbarkeit durch die Präsenz auf der Messe

Warum ist die Fokus Beruf bei den regionalen Betrieben so beliebt? „Die Sichtbarkeit, die wir als Unternehmen hier erlangen, ist wichtig für uns“, erklärt Corinna Wächter, die bei D&B Audiotechnik für die Ausbildung zuständig ist. Das Unternehmen, das unter anderem Lautsprecher und Verstärker herstellt, sitzt in Backnang und bietet sowohl Ausbildungen als auch duale Studiengänge an. Auf der Fokus Beruf war man schon mehrmals vertreten, und auch wenn die Resonanz in diesem Jahr bislang etwas verhalten sei, habe man trotzdem schon das ein oder andere gute Gespräch mit Schülern und Schülerinnen geführt.

Kerstin Giloi vom Organisationsteam rechnet mit insgesamt etwa 5000 Besuchern an den zwei Messetagen, wobei der Samstag ihrer Meinung nach besondere Chancen für die Unternehmen bereithält: „Am Samstag sind die Schüler mit ihren Eltern hier, da trauen sich viele Interessierte erst richtig, auf Unternehmen zuzugehen, die ihnen am Vortag vielleicht aufgefallen sind.“

Süße Überzeugungsarbeit der Unternehmen

Dass die Aufmerksamkeit der Schüler schwer umkämpft ist, wird an jeder Ecke der Messe deutlich. Kugelschreiber und Süßigkeiten scheinen das Mindestaufgebot zu sein. Ein Stand verteilt frisches Popcorn, anderswo werden Mini-Pancakes gebacken, bei einem Friseurbetrieb können sich Interessierte frisieren lassen. Beim Handwerk können die Besucher oftmals selbst Hand anlegen und sich ausprobieren. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel scheint sich so mancher Betrieb bei den Schülern zu bewerben, und nicht andersherum.

Michael Knödler, der Geschäftsführer von SeCos, ein Schorndorfer Unternehmen für Sicherheitstechnik, bestätigt das. „Wir merken seit etwa 2019, dass wir weniger Zulauf bekommen und haben deshalb begonnen, auf Messen präsent zu sein.“ Und auch beim Umgang mit Interessenten habe man inzwischen dazugelernt: „Früher haben wir Flyer verteilt und dann oft nie mehr etwas gehört, heute sammeln wir die Kontaktdaten der Interessierten und schreiben die Schüler nach der Messe an.“ Ein Service, der für das Unternehmen einen Mehraufwand bedeutet und verdeutlicht, wie groß die Nachfrage an jungen Talenten in vielen Branchen ist.

Positives Fazit bei den Schülerinnen und Schülern

Die Schüler selbst, die dadurch die Qual der Wahl haben, sind dankbar für die Möglichkeit, so viele regionale Unternehmen kennenlernen zu können. Die 15-jährige Eljesa geht in die neunte Klasse der Realschule und weiß zwar schon, dass sie Pharmazie studieren möchte, findet die Messe aber trotzdem hilfreich: „Für mich gab es zwar kein Angebot, aber insbesondere, wenn man noch keinen klaren Berufswunsch hat, ist die Messe nützlich.“

Ihre Klassenkameradin Luisa, ebenfalls 15, möchte Grundschullehrerin werden, räumt aber auch ein: „Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, da kann sich vieles ändern, und jetzt kenne ich noch besser meine Möglichkeiten.“

Bianca Feid vom Bauunternehmen Perzl in Nellmersbach hat bei dem großen Angebot sogar leichte Bedenken: „Einige der Schüler könnten durch die Masse an Ausstellern etwas überfordert sein.“ Sie schiebt aber gleich hinterher, dass so eine große Vielfalt natürlich auch toll sei. Nun liegt es an den Nachwuchstalenten, das für sie richtige Unternehmen ausfindig zu machen.

Fokus Beruf 2024

Tradition
Bereits seit 2007 können sich Schülerinnen und Schüler aus dem Rems-Murr-Kreis auf der Fokus Beruf Orientierung und Inspiration für ihre Karriere holen. Eine Fachkräfteallianz bestehend aus der IHK-Bezirkskammer, der Kreishandwerkerschaft, der Agentur für Arbeit Waiblingen, dem Staatlichen Schulamt Backnang, dem Arbeitgeberverband Südwestmetall und dem Landratsamt ist für die Trägerschaft verantwortlich.

Messe
In diesem Jahr findet die Messe am Freitag, 15. März, und Samstag, 16. März, von 9 bis 15 Uhr rund um die Albertviller Straße in Winnenden statt. Die Aussteller verteilen sich auf die Hermann-Schwab-Halle, die Stadionhalle sowie die Stöckachsporthalle. 117 Arbeitgeber haben sich angekündigt, um Auskünfte über Ausbildungen und Studiengänge zu geben. Es werden bis zu 10 000 Besucher erwartet. Weitere Informationen gibt es unter www.fokus-beruf.de.