Tüte mit Medikamenten: Vieles ist derzeit nicht zu bekommen. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Auch im Gebiet Leonberg-Strohgäu bleiben diesen Mittwoch viele Apotheken zu. Die Betreiberinnen und Betreiber protestieren gegen die aktuelle Situation in der Gesundheitspolitik.

Wer an diesem Mittwoch in eine Apotheke muss, steht fast sicher vor verschlossener Tür. Nur wenige haben im Notdienstmodus geöffnet, es soll in ganz Baden-Württemberg und Bayern ein Zeichen sein. Apothekerinnen und Apotheker protestieren, sie fordern etwa eine Erhöhung ihres Honorars. Aber auch Lieferengpässe, gestiegene Kosten und Personalsorgen sind Gründe für den Protesttag. Eine große Kundgebung findet um 12.05 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz statt. Dort werden nicht nur Apothekerinnen und Apotheker, sondern auch Vertreter der Angestellten, der Ärzteschaft und von Patientenorganisationen zu Wort kommen.

Auch die Lohnsteigerungen und die Inflation spielen eine Rolle

Auch in Leonberg und dem gesamten Altkreis bleiben viele Apotheken zu – zum Beispiel die h&h-Apotheke am Leonberger Marktplatz. Deren Inhaberin Miriam Sachs geht bei den Problemen, die sie aktuell umtreiben, ins Detail. „Die Vergütung ist seit 2004 nahezu unangepasst geblieben. Das funktioniert so nicht mehr“, sagt sie. Lohnsteigerungen, Inflation, das alles trage einen Teil dazu bei. Sachs stimmt damit in den deutschlandweiten Klagegesang mit ein. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen stehen mit dem Rücken zur Wand“, betonte jüngst die Präsidentin des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, Tatjana Zambo. Ihr zufolge machten im vergangenen Jahr deutschlandweit bereits 400 Apotheken dicht. Sie rechnet mit 600 weiteren Schließungen noch 2023. Zur Einordnung: In Deutschland gab es Ende 2022 rund 18 000 stationäre Apotheken.

Miriam Sachs geht noch weiter. „Ein Drittel aller Apotheken ist von der Schließung bedroht“, sagt sie. Im hiesigen Notdienstkreis, der sich von Ditzingen bis nach Weil der Stadt erstrecke, mache zum Jahresende auch eine Apotheke zu.

Aber was wünschen sich die Protestierenden eigentlich konkret? „Die große Forderung ist eigentlich der Rücktritt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach“, sagt Miriam Sachs. Dieser setze sich weder mit den Problemen der Apotheker noch mit denen der Ärzte auseinander. „Man trifft sich nicht, man bespricht sich nicht“, so Sachs. Es gebe für all die Probleme auch keinen Lösungsansatz per se. „Wir wissen auch nicht, wo Gelder herkommen oder umfinanziert werden sollen“, betont die Apothekerin. Darüber könne man aber erst sprechen, wen man sich auf Augenhöhe unterhalte. Und das finde aktuell nicht statt.

Die Lieferengpässe sind „eine absolute Katastrophe“

Und es ist nicht allein die Geldfrage, die die Apothekergilde frustriert. „Die derzeitigen Lieferengpässe sind eine absolute Katastrophe“, so Sachs. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei die Liste der Medikamente, die nicht zu bekommen sind, dreimal so lang. „Und die große Krankheitswelle kommt ja erst noch.“

Also fährt auch sie mit ihrem elfköpfigen Team an diesem Mittwoch nach Stuttgart, um sich anzuhören, was es bei der Kundgebung zu sagen gibt. Zu vielem hat Miriam Sachs sich ohnehin schon ihre Meinung gebildet.

Drei Apotheken im Notdienst

Notdienst
 Drei Apotheken übernehmen im Gebiet Leonberg-Strohgäu an diesem Mittwoch von 8.30 Uhr bis Donnerstag, 8.30 Uhr, den Notdienst: die Goethe-Apotheke in Gerlingen (Weilimdorfer Straße 33, Telefon 0 71 56/2 37 77), die Schiller-Apotheke in Ditzingen (Münchinger Straße 3, Telefon 0 71 56/95 96 97) und die Drei Eichen Apotheke in Renningen-Malmsheim (Calwer Straße 8, Telefon 0 71 59/36 27).

Donnerstag
 Am Tag nach der Protestaktion sind die Apotheken wieder wie gewohnt geöffnet.