Die modernen U-Bahnwagen in Brüssel haben ein Problem: Ihre Räder nutzen sich ungewöhnlich schnell ab. Foto: imago/Benoit Doppagne

In einem Stadtteil von Brüssel können die Anwohner nicht schlafen, weil die neuen U-Bahnen einen seltsamen Lärm verursachen. Der Grund ist gefunden, aber Abhilfe ist schwer.

In Brüssel herrscht Rätselraten. Im Stadtteil Anderlecht meldeten Anwohner seltsame Vibrationen in ihren Wohnungen und unerklärliche Geräusche. Die Klagen häuften sich, also machten sich Fachleute auf die Suche. Die wurden fündig, doch damit begannen erst die Probleme.

Seit einiger Zeit sind in Brüssel die neuen und modernen U-Bahn-Züge vom Typ M 7 im Einsatz, nun zeigt sich, dass sich deren Räder ungewöhnlich schnell abnutzen. Messungen ergeben, dass sie schon nach wenigen zehntausend Kilometern nicht mehr rund laufen, sondern leicht oval sind. Das aber führt zu den seltsamen Geräuschen und Vibrationen, die durch den sumpfigen Untergrund im Brüsseler Stadtgebiet bis zu den Wohnhäusern weitergeleitet werden.

Der Hersteller der neuen Züge hat keine Erklärung

Die Verformung betrage nur 0,3 Millimeter, heißt es von Seiten der MIVB, die in Brüssel den Nahverkehr organisiert. Inzwischen wurde sogar ein spezieller Sensor entwickelt, der die Vibrationen an jedem Rad misst. Für die Anwohner in Anderlecht ist das allerdings kein Trost, denn viele von ihnen fühlen sich weiter um die verdiente Nachtruhe gebracht.

Auch der Hersteller der neuen Züge hat keine Erklärung und lässt wissen, dass die gleichen Räder auch auf den alten Waggons im Einsatz sind und dort keinen Ärger bereiten. „Erst wenn wir den genauen Grund für das Problem kennen, können wir etwas dagegen tun“, erklärt MIVB-Direktor Renaud de Saint Moulin und hat sich aus diesem Grund zu einer Radikalkur entschieden. Alle Räder der M-7-Züge werden abgeschliffen, um sie wieder perfekt rund zu machen.

Die Reparatur kostet ein kleines Vermögen

Das aber ist eine Sisyphusaufgabe. Denn jeder Waggon hat acht Räder, was bedeutet, dass pro Zug 48 Räder bearbeitet werden müssen, was wiederum heißt, dass die U-Bahn zwei Tage in der Werkstatt steht und nicht im Einsatz sein kann; dies führt dann zu Problemen im Fahrplan. Und wenn die Reparaturarbeiten am letzten Zug beendet sind, müssen sie im Grunde beim ersten wieder begonnen werden. Renaud de Saint Moulin wird nicht müde zu versichern, dass das Unternehmen alles tue, um die Auswirkungen auf den Beförderungsbetrieb so gering wie möglich zu halten.

Tatsache ist, dass diese Arbeiten das chronisch unterfinanzierte städtische Transportunternehmen ein kleines Vermögen kosten. Hinzu kommt, dass die Räder auch schneller ausgetauscht werden müssen, denn ein Rad kann nur etwa fünfzehnmal neu profiliert werden. MIVB-Chef de Saint Moulin bleibt allein die Hoffnung, dass der Grund für die unrunden Räder schnell gefunden wird. Wann die Bewohner in Anderlecht wieder ruhig schlafen können, wagt er allerdings nicht vorauszusagen.