Helmut Schlotterer nach der Show mit Modellegende Karolina Kurkovà. Foto: simonthon

Jubiläen seien nicht sein Ding, sagt Helmut Schlotterer selbst. Er schaue lieber in die Zukunft. Doch am Donnerstag musste er eine Ausnahme machen. Denn seit 50 Jahren gilt für Marc Cain: Made in Bodelshausen. Made wo?

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Weg nach Bodelshausen führt durch die schwäbische Provinz, vorbei an Wiesen, Feldern, Dörfern. Nichts deutet darauf hin, dass plötzlich die strahlendweiße Firmenzentrale eines Modeunternehmens erscheint. So modern, dass sie fast an ein Raumschiff erinnert. An diesem Abend herausgeputzt für die Feier eines goldenen Jubiläums. Im parkähnlichen Garten des Headquarters ragen zwei Zelte im ikonischen Marc-Cain-Leo-Muster empor. Dort wird die Modenschau stattfinden.

Im Inneren der Zentrale dominiert Purismus: kahle Wände, viel Weiß. Doch ungemütlich wirkt es nicht. Vielleicht liegt es am anthrazitfarbenen Holzboden. Die nüchterne Atmosphäre wird an diesem Abend vom besagte Leo-Muster gebrochen. Ein überdimensionales Maßband zieht sich durch die riesige Halle, vorbei an der Mitarbeiterkantine, in der sich Helmut Schlotterer gerne unter die Mitarbeiter mischt. Der Jubiläumsabend steht unter dem Motto Sommernachtstraum und Sparkling Chic. In der Tat: es glitzert. Die Gäste: bunt gekleidet, Pailletten glitzern um die Wette. Rosa, Grün und das Leo-Muster dominieren. Wer meint, eine Anzugfliege dürfe nicht lila sein, der irrt.

Erfolg in Bodelshausen

Immer wieder huscht Helmut Schlotterer in seinem weißen Sacco vorbei, schüttelt Hände. War er in den 70ern noch eher zurückhaltend, wenn es um den Produktionsstandort Bodelshausen ging – Mailand und Paris klingen doch anders –, änderte sich seine Haltung im Laufe der Jahre. „Später habe ich mich offen zum Standort bekannt.“

Unternehmer mit 27 Jahren

Eigentlich wollte er Architekt werden, doch sein Vater bestand auf einem Technikstudium. Nach dem Abschluss 1968 geht’s nach Paris. „Der schwäbische Junge aus Bodelshausen hat da gestaunt“, erzählt er. In Paris habe er gelernt, was eine Marke ist. Und später eine selbst aufgebaut. 1973 hatte der damals 27-Jährige den bankrotten Betrieb seines Vaters übernommen. Er fühlte sich dazu verpflichtet – sowohl dem Unternehmen gegenüber als auch den Mitarbeitern.

Pflanzen und Lichter

Der Weg zur Modenschau schlängelt sich durch den Garten. Man kann ihn nicht verfehlen: Ein Teppich im – wie könnte es anders sein – Leo-Muster ist der Wegweiser. Fast könnte man meinen, dem Animalprint kommt die Hauptrolle zu. Von der Hallendecke hängen Pflanzen, dazwischen baumeln warme Lichter, wie Glühwürmchen. Der 70-Meter-Catwalk ist mit Glitzer bedeckt.

50 Models, darunter Modellegende Karolina Kurková, präsentieren Highlights der Herbst/Winter 2023 Kollektion und ein Preview auf die Saison Frühjahr/Sommer 2024. Unter den Gästen: Hollywood-Schauspielerin Diane Kruger in einem zartrosa Kleid, das adlige Zwillingspaar Lady Amelia und Lady Eliza Spencer, Schauspielerin Bettina Zimmermann, Prinzessin zu Lilly Sayn-Wittgenstein und TV-Moderatorin Frauke Ludowig mit Tochter Nele.

Humorvoller Firmenchef

Das Sommernachtstraum und Spakling-Chic spiegelt sich auch in der Kollektion wieder: Sommerliche Farben, florale Muster, Vögel, große Hüte und jede Menge glitzernde Pailletten. Auch die Rüschenbluse spielt eine Rolle. Nicht zu vergessen, das Leo-Muster. Seit Jahrzehnten taucht es in den Kollektionen auf. Darauf angesprochen, lacht Schlotterer: „Das verfolgt uns. Aber ich glaube, wenn wir genug davon haben, machen wir mit dem Zebra-Muster weiter.“

77 ist der Chef heute. Im Gespräch nach der Show lobt er seine qualifizierten Mitarbeiter. Es klingt nicht wie eine Phrase. Er selbst werde als Coach dabei sein. Macht er noch mal 50 Jahre? Er grinst: „Ich habe mir eine Schwelle von 93 Jahren gesetzt.“