Ortsvorsteher Roland Heck (links) und Bürgermeister Thomas Winterhalter (rechts) umrahmen Höpfigheimer Zeitzeugen der Eingliederung. Foto: Werner Kuhnle

Klein und selbstbewusst: So war der heutige Steinheimer Stadtteil Höpfigheim vor 50 Jahren als noch selbstständiges Dorf. Selbstbewusst sind die Bewohner auch heute noch, aber auch dankbar für die Eingliederung.

Nein, eine Liebesheirat war es am 1. Januar 1973 nicht, als Höpfigheim im Zuge der Verwaltungsreform Teil der Stadt Steinheim wurde. Mehr schon eine Zwangsehe aus finanziellen Gründen. Die „selbstbewusste Braut“ Höpfigheim, wie es der Ortsvorsteher Roland Heck bei der Eingliederungsfeier am Freitagabend formulierte, zierte sich lange, einen der Bewerber zu erhören. Außer dem Anschluss an Steinheim wurde noch eine Gemeinschaft mit Mundelsheim und Pleidelsheim oder eine noch größere mit Benningen, Marbach, Murr, Erdmannhausen, Kleinbottwar und eventuell Affalterbach erwogen – die alle heute noch selbstständig sind, wie der frühere Gemeinderat Bernd Enderle betonte.

Ein Argument gegen die Verwaltungsreform: Höpfigheim habe wegen seiner besonderen geografischen Lage keine eindeutigen Beziehungen zu den Nachbargemeinden, und die Verkehrsmittel seien nicht ausreichend, um dem Bürger den Besuch einer ortsfernen Verwaltung zu ermöglichen. Wohlgemerkt: Man schrieb das Jahr 1973, in dem wegen der Ölkrise erstmals ein autofreier Sonntag eingeführt wurde.

Nach 50 Jahren gibt es Grund zu feiern

Öffentliche Verkehrsmittel sind auch heute noch nicht die Stärke des Stadtteils, und doch ist aus der Zwangsehe eine glückliche Gemeinschaft geworden: In den 50 Jahren, die Höpfigheim nun schon Teil der Stadt Steinheim ist, hat sich die einst störrische Braut zu einer zufriedenen und immer schöner werdenden Partnerin entwickelt. Das wurde am Wochenende kräftig gefeiert. Rund 80 geladene Gäste warfen am Freitag bei der offiziellen Eingliederungsfeier gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Winterhalter, der Stadtarchivarin Helga Becker und Höpfigheimer „Urgewächsen“ einen Blick auf das, was seitdem entstanden ist – diverse neue Baugebiete, eine eigene Grundschule, ein Bäcker, ein Nahversorger, ein reges Vereinsleben – und in eine längst vergangene Zeit. Erst 1909 gab’s die erste Wasserleitung, später folgte die Kanalisation, doch noch in den 50er Jahren war das Klo des immerhin schon existierenden Kindergartens die daneben gelegene „Mischde“. Musste man wie Doris Kraft, die früher im Dorfladen arbeitete, mal zum Zahnarzt ins drei Kilometer entfernte Steinheim, konnte das den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Und wer in Ludwigsburg ausgehen wollte, hatte Pech: Um halb zehn fuhr der letzte Bus, und dann musste man dem Busfahrer noch rechtzeitig sagen, dass man nach Höpfigheim wollte, sonst fuhr er durch bis Mundelsheim.

Ausstellung, Weindörfle und Comedy

Einen Blick in die 50 Jahre seit der Eingliederung ermöglichte am Wochenende auch die Ausstellung zur Geschichte Höpfigheims in den Räumen des Schlösslevereins über der Feuerwehr. Der ehemalige Ortsvorsteher Adolf Thumm hat auf großen Tafeln alles Wichtige festgehalten – von Gemeinderatssitzungen bis hin zu Festlichkeiten.

Apropos Festlichkeiten: Das Weindörfle mit musikalischer Unterhaltung, das am Samstag im Schlosshof öffnete, und die Wein-Comedy mit Helga Becker am Sonntag wurden sicher für die Nachwelt festgehalten und werden dann spätestens beim 100-Jahr- Jubiläum für Staunen sorgen.