In der altägyptischen Totenstadt von Dahschur sind Archäologen auf ein Grab aus der Zeit des Alten Reiches getoßen. Das mit seltenen Wandmalereien reich verzierte Mastaba-Grab diente vor rund 4300 Jahren einem hohen Hofbeamten und seiner Ehefrau als letzte Ruhestätte.
In einer der ältesten Totenstädte Ägyptens haben Archäologen ein rund 4300 Jahre altes, mit ungewöhnlich reichen und seltenen Malereien verziertes Grab entdeckt. Die farbigen Wandbilder in Dahschur schmücken aber nicht etwa das Grab eines berühmten Pharaos, sondern die letzte Ruhestätte eines königlichen Hofbeamten und seiner Ehefrau.
Die Malereien zeigen Alltagsszenen aus dem frühen Ägypten sowie Totenrituale und geben wertvolle Einblicke in das Leben im Alten Reich.
Nekropole von Dahschur
Die rund 26 Kilometer südlich von Gizeh gelegene Nekropole von Dahschur wird beherrscht von der Roten Pyramide und der Knickpyramide. Die vor rund 4600 Jahren unter Pharao Snofru, dem Vater von Pharao Cheops, errichteten Bauten sind die ältesten Großpyramiden der Welt. Zur Totenstadt gehörten außerdem mehrere Tempel, Wohnstätten für Priester, Werkstätten und ein Friedhof für hohe Hofbeamte.
Einblicke in das Leben der altägyptischen Gesellschaft
In diesem riesigen Friedhof der Könige haben Ägyptologen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo nun eine weitere Grabanlage entdeckt, die sich als echte Rarität entpuppt. Bei dem rund 4300 Jahre alten Fund handelt es sich um ein sogenanntes Mastaba-Grab – also eine Art Pyramidenstumpf aus Lehmziegeln, der die in den harten Untergrund getriebenen Grabkammern überdeckte.
Diese Grabform wurde in den Anfängen des alten Ägyptens in der 1. und 2. Dynastie für Königsgräber genutzt. Später übernahmen Pyramiden diese Aufgabe und die Mastabas dienten fortan als Gräber für andere hochrangige Tote.
Das Mastaba-Grab in Dahschur stammt aus der Zeit des Alten Reichs und „gibt wertvolle Einblicke in die sozio-politische Struktur der altägyptischen Gesellschaft“, erläutert Hisham El-Leithy, Leiter des Generalsekretariats des Obersten Rates für Altertümer (SCA) in Kairo.
Mastaba-Grab des Hofbeamten Seneb-nebef und seiner Ehefrau
Im Inneren der acht mal zwölf Meter großen Grabanlage stießen die Archäologen auf einen langen Korridor, der zu einer Kultkammer und sieben Grabschächten führte.
Die Inschrift auf einer massiven Scheintür aus Kalkstein verriet den Forscher auch, wem dieses Grab einst gehörte: Ein hochrangiger Hofbeamter namens Seneb-nebef und seine Frau, eine Priesterin der Hathor, wurden hier um 2300 v. Chr. bestattet.
Auf Lehmputz aufgetragene Malereien
Korridor und Kultkammer des Mastaba-Grabs waren mit farbigen Wandbildern geschmückt – eine Seltenheit in der Nekropole von Dahschur. Trotz ausgedehnter Zerstörungen der Grabanlage sind viele dieser auf Lehmputz aufgetragenen Malereien erhalten geblieben. Mit ihrer kunstvollen, eleganten Ausführung und den vielfältigen Motiven zeugen diese Wandbilder von den künstlerischen Fähigkeiten und Trends im Alten Reich.
Darüberhinaus geben die Wandbilder wertvolle Einblicke in das Leben und den Glauben der Ägypter zur Zeit der 5. und 6. Dynastie. Auf einigen Bildern sieht man den Hofbeamten und seine Frau vor einem Opfertisch sowie Diener, die Gaben für den Totenkult bringen.
Aber auch der Alltag der damaligen Zeit findet sich in den Malereien wieder: Sie zeigen Esel auf der Dreschtenne, Schiffe auf dem Nil oder das rege Treiben auf einem Marktplatz.
Alltag in der Totenstadt
Dieses und weitere Gräber aus der Totenstadt von Dahschur erlauben es den Archäologen, die Geschichte, den Alltag und das soziale Gefüge der Menschen nachzuzeichnen, die in der Nekropole bestattet wurden, aber auch derjenigen, die dort lebten und arbeiteten.
Das Deutsche Archäologische Institut Kairo führt schon seit 1976 immer wieder Ausgrabungen in Dahschur durch. Nachdem die Archäologen zunächst vor allem die großen Pyramiden und ihr direktes Umfeld erforschten, liegt der Fokus inzwischen auf den nicht-königlichen Hinterlassenschaften.