Die Sahure-Pyramide nahe Kairo gehört zu den ältesten Bauwerken Ägyptens. Archäologen aus Würzburg haben jetzt in ihrem Innern acht bisher unbekannte Räume entdeckt und restauriert. Es handelte sich wohl um Lagerräume für königliche Grabbeigaben.
Die Archäologie ist immer wieder für Überraschungen gut. So wurde Mitte August 2023 bekannt, dass Spatenforscher von der L. N. Gumilyov Eurasien National University in der kasachischen Hauptstadt Astana im südöstlichen Teil der kasachischen Steppe nahe der 30 000-Einwohner-Stadt Abai beim Dorf Toktamys eine sechseckige Steinpyramide aus der Bronzezeit entdeckt hatten. Ein solches Bauwerk in Form eines Hexagons (Sechseck) ist absolut einzigartig für Eurasien.
Acht unbekannte Räume im Innern der Pyramide entdeckt
Nun haben Altertumswissenschaftler in der Sahure-Pyramide in der Nekropole des Dorfes Abusir, 25 Kilometer südwestlich der ägyptischen Millionenmetropole Kairo, neue verborgene Räume entdeckt.
Bei der Erkundung und Restaurierung der rund 4500 Jahre alten Grabstätte stießen sie auf acht bisher unbekannte Kammern, bei denen es sich wohl um Lagerräume für königliche Grabbeigaben gehandelt haben muss.
Der Fund gebe neue Einblicke in das Innere der Pyramide und liefere bahnbrechende Erkenntnisse über die Entwicklung des Pyramidenbaus, schreibt das Team um den Archäologen Mohamed Ismail Khaled von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Erbaut unter Pharao Sahure vor 4500 Jahren
Die Sahure-Pyramide ist die erste Pyramide, die in der Nekropole von Abusir errichtet wurde. Abusir gehört seit 1979 als Teil der Stätte Memphis, welche die Pyramidenfelder von Gizeh bis Dahschur umfasst, zum Unesco-Welterbe.
Bauherr Sahure war der zweite Pharao der 5. Dynastie des Alten Reiches und regierte von 2490 bis 2475 v. Chr.. Die nur wenige Kilometer entfernte mit 138,75 Metern höchste Pyramide der Welt, das Grabmal für den ägyptischen Pharao Cheops, wurde während der 4. Dynastie von etwa 2620 bis 2580 v. Chr. errichtet.
Zufällig bei Reinigungsarbeiten entdeckt
Das ursprünglich 47 Meter hohe Bauwerk hat eine fast quadratische Grundfläche mit einem Basismaß von 78,75 Meter. Obwohl die Sahure-Pyramide schon seit Jahrzehnten untersucht wird, werden dort immer wieder neue Rätsel gelüftet – so auch jetzt durch das Forscherteam. Bei Reinigungs- und Stabilisierungsarbeiten im Innern der Pyramide stieß es auf die zuvor nicht zugänglichen Grabkammern.
Dabei fanden die Archäologen Reste eines Gangs, dessen Existenz bisher in Fachkreisen umstritten war. Der britische Spatenforscher John Perring war der erste, der den Gang während einer Grabung im Jahr 1836 bemerkte. Da der Zugang aber aufgrund vo Schutt und Instabilität unbetretbar war, untersuchte er ihn nicht näher.
Räume wurden stabilisiert, restauriert und kartiert
Die Archäologen nahmen die abgebrochenen Untersuchungen von Perring wieder auf und legten den Gang frei. Dahinter öffneten sich die acht Lagerräume, die noch Reste der ursprünglichen Wände und Teile des Bodens enthalten. Die Forscher vermuten, dass die Räume einst die königlichen Grabbeigaben enthielten.
Nachdem der Gang und die Räume stabilisiert und restauriert worden war, wurden sie mit 3D-Laserscannern vermessen. Auf diese Weise sind sowohl die Gänge und Kammern im Innern der Pyramide wie auch ihr Außenbezirk mit neuester Technik umfassend kartiert worden.
Bedeutender Meilenstein in der Pyramidenforschung
Die Entdeckung sei ein „bedeutender Meilenstein“ im Verständnis der historischen Bedeutung der Sahura-Pyramide, ihrer Baugeschichte und Architektur, resümieren die Archäologen. Zudem würde sie ein neues Licht auch auf andere ägyptische Pyramiden werfe. Die acht Kammern würden zudem wietere Erkenntnisse darüber vermitteln, wie sich der Bau von Pyramiden im alten Ägypten historisch entwickelt habe.