Zum Auftakt des Symposiums „Einkommen für alle - bedingungslos?“, zu dem die Esslinger Initiative für Gemeinsinn eingeladen hatte, referierte im voll besetzten Kutschersaal der Stadtbücherei der Berliner Ökonom und Philosoph Philipp Kovce. In seiner freien Rede über 90 Minuten breitete er einen langen Teppich von Gedanken und Erfahrungen aus, der durchwirkt war von tiefer Ethik und fundiertem Verständnis für das menschliche Bedürfnis nach Selbstbestimmung.

Kovce beschrieb verschiedene Modelle zum „Bedingungslosen Grundeinkommen“ (BGE) wie zum Beispiel das noch laufende in Finnland. Allen diesen Modellen fehle jedoch der Bezug zur Wirklichkeit, betonte der Referent. Sie könnten deshalb auch keine wirklichen Ergebnisse liefern. So fehlen nach seinen Worten die notwendigen Kriterien „ausreichende Geldleistung, kein Arbeitszwang und individueller Rechtsanspruch“. Kovce plädierte für eine Leistung, die zum einen aus dem ökonomischen Reichtum der Bundesrepublik fließen könne und damit eine „vertikale Solidarität“ bewirke. Zum anderen solle das BGE eine horizontale Solidarität fördern, in der die Empfänger frei und ohne staatlichen Einfluss handeln können. Er erwähnte in diesem Zusammenhang den in der schweizerischen Volksabstimmung vorgeschlagenen Paragrafen 110a der Verfassung. Danach habe das Volk über die Frage entschieden, ob allen Bürgern eine fundierte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingeräumt werden soll.

Diese Teilhabe könnte zum Beispiel der auch bei uns zu beobachtenden Verrohung und Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken. Es sei angesagt, gemeinsam eine Vision zur Frage zu erstellen: „Wie wollen wir künftig miteinander leben?“ Kernpunkte der Vision müssten gegenseitiges Vertrauen und einklagbare persönliche Verantwortung sein. Hartz IV in der geltenden Fassung sei das Gegenteil davon. Das BGE müsse von allen Beteiligten als Innovation erprobt und gelebt werden. In der anschließenden Diskussion beantwortete Philipp Kovce die Fragen des Publikums.