Parallel zur Autobahn ist der Tunneltrog bereits ausgehoben. Auf Höhe der Schilderbrücke wird die ICE-Strecke auf die A 8 treffen, die während der Bauphase verschoben wird. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Ostfildern - In einem 780 Meter langen Tunnel wird der ICE bei Denkendorf die A 8 unterqueren. Fast die Hälfte des Trogs ist neben der Autobahn bereits ausgehoben, im Februar oder im März fressen sich die Tunnelbauer richtig in die A 8 hinein. Alle sechs Fahrspuren werden dazu in Richtung Süden gerückt. Wenige hundert Meter weiter entsteht derzeit die Brücke über die Landesstraße, die Denkendorf und Neuhausen verbindet. Im März beginnt zudem die Verlegung der L 1204 bei Scharnhausen, nördlich der A 8.

Von Roland Kurz

Von der Feldweg-Brücke neben der Raststätte Denkendorf hat man den besten Blick auf das Geschehen. In Richtung Karlsruhe klafft neben der Autobahn ein tiefer Graben. Bis zu zehn Meter tief wird der „Trog West“, wie das Bauwerk offiziell heißt. Mit einer aufwendigen Holzbohlen-Konstruktion sind die Wände des Grabens abgestützt. Um sie zu stabilisieren, dreht ein Bohrgerät auf Raupen Anker in den Filder-Lehm. Projektingenieur Bernd Görner rechnet damit, dass die Bagger demnächst auf Fels stoßen: „Man muss nur tief genug runter.“ Im Gesteinsbereich werden die Wände mit Spritzbeton verkleidet.

Was der Ingenieur noch nicht genau weiß: Wie zerklüftet ist die Felsbank? Kann er meißeln oder sind Lockerungssprengungen notwendig? „Wenn man mit der Baggerschaufel unter den Felsbrocken kommt, geht’s gut“, meint der Ingenieur des Stuttgarter Büros Gebauer. Wie bei jedem Betonbauwerk ist schließlich eine Schalung notwendig, die vor die Holzbohlen gesetzt wird.

Sohle, Wände und Decke des Tunnels werden in Zehn-Meter-Abschnitten betoniert. Mit den Blöcken 1 bis 39 wird die Firma Heitkamp bald beginnen. An der Feldweg-Brücke muss der Tunnel zwischen Widerlager und Mittelpfeiler durch. Das heißt, die Autobahn muss Platz machen. In Richtung München sind zwei Spuren schon stillgelegt. Der Verkehr rollt dafür auf dem Standstreifen. Die Mittelleitplanken sind entfernt worden, hier glänzt schon der frische Asphalt, auf dem in einigen Wochen der Verkehr in Richtung Karlsruhe rollt. Wann der große Schwenk vollzogen wird, kann Teamleiter Stefan Kaposztas von der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH noch nicht sagen. Man werde aber drei Richtungsspuren erhalten, eine mit 3,50 Meter und zwei mit 2,10 Meter Breite, also etwas mehr als üblich.

„Wir halten den Termin“

Pro Woche soll ein Tunnelblock betoniert werden. Für die erste Tunnelhälfte rechnet Görner - witterungsabhängig - mit einer Bauzeit von einem Jahr. Im Frühjahr 2017 will er mit den Abschnitten 40 bis 79 loslegen. Dazu muss die Autobahn wieder in Richtung Norden verschoben werden. 2018 soll der Tunnel fertig sein. Der Projektingenieur ist sicher: „Den Termin werden wir halten.“

Die Tunnelbaustelle tangiert auch das Denkendorfer Wasserschutzgebiet. Man müsse viele Auflagen erfüllen und ständig messen, sagt Görner. Neben dem Trog sind Brunnen angelegt, um Grundwasser abzupumpen. Auf der Südseite der A 8 wurde ein Becken ausgehoben und eine Aufbereitungsanlage installiert. Bislang sei wenig Wasser aufgetreten, sagt Görner. Die Pumpen laufen noch nicht.

Übers Denkendorfer Tal

Die große ICE-Brücke übers Sulzbachtal ist fertig, jetzt hat die Firma Bögl bei Denkendorf mit der zweiten Brücke begonnen: 175 Meter weit überspannt sie das Tal und in etwa zehn Meter Höhe die Landesstraße. Sie wird auf sechs Stützenpaaren stehen. Für die Bauarbeiten ist die L 1204 schon um einige Meter verschoben worden. Wie ein riesiger Korkenzieher dreht sich ein Großbohrer in die Erde. Er zieht Lehm hoch und schüttelt ihn einige Meter weiter von sich. Dann setzt er eine Metallröhre in das Loch. 12 bis 18 Meter tief werden die 79 Löcher, in die Betonpfähle mit einem Durchmesser von 1,50 Meter gegossen werden. Auf jedes Pfahlbündel wird eine Betonplatte gesetzt, die wiederum die sichtbaren Stützen trägt, erklärt Ingenieur Ludwig Rohrdrommel. Ab November soll der Brückenkörper gegossen werden. Nicht im Taktschiebeverfahren wie bei der Sulzbachbrücke, sondern mit einem einfachen Gerüst. Im Juli 2017 soll die Brücke fertig sein.

Entlang der A 8 bei Scharnhausen braucht der ICE ebenfalls Platz. Zwischen der Kreuzung Neuhäuser/Nürtinger Straße und dem Anschluss ans Gewerbegebiet Scharnhausen (K 1269) wird die Straße 35 Meter nach Norden gerückt. Im März werden die Bauarbeiten beginnen.

drei Baustellen

Tunnel unter der A 8: 780 Meter lang. Sieben Meter lichte Höhe misst die Röhre, die Wände sind 0,80 bis 1,20 Meter dick. Fertigstellung 2018. Kosten: etwa 40 Millionen Euro.

Brücke im Denkendorf Tal: 175 Meter lang, 13 Meter breit und im Schnitt zehn Meter hoch. Kosten: sechs Millionen Euro. Fertigstellung: Juli 2017.

Verlegung L 1204: Die Landesstraße wird auf 1,5 Kilometer Länge um 35 Meter von der A 8 weg gerückt. Damit verbunden ist der Bau von drei Brücken: An der Einmündung der K 1269 in die L 1204 muss der ICE über Feldweg und L 1204, am Knoten Neuhäuser/Nürtinger Straße über die L 1204. Kosten: acht Millionen Euro. Baubeginn Straße: März 2016. Start Bahnstrecke: 2017.