Quelle: Unbekannt

Sein großes Ziel: Irgendwann mal Profi werden.

OstfildernInnerhalb der Gesellschaft ist immer wieder von sogenannten Quereinsteigern zu hören. Gemeint sind damit in der Regel Menschen, die ursprünglich etwas komplett Anderes gelernt haben, als das, was sie nun beruflich machen. Auch der 20-jährige Motorsportler Tim Reiter aus Ostfildern zählt gewissermaßen zu dieser Gruppe. Denn bis zu seinem 16. Lebensjahr deutete bei Reiter recht wenig auf eine Karriere im Rennauto hin. Umso erstaunlicher, was sich seither im Leben des Ostfilderners getan hat: Wenn am Samstag auf dem Hockenheimring die DTM in ihre 20. Saison startet, wird auch Reiter mit dabei sein. Im Rahmenprogramm einer der renommiertesten Rennserien Europas tritt der Nachwuchspilot im Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup, einem Markenpokal, an.

„Ich freue mich riesig, dass es endlich losgeht“, sagt Reiter kurz vor Saisonbeginn der Serie, deren Besonderheit sich bereits im Namen andeutet. Anders als in der DTM oder der Formel 1, wo jedes Team ein individuelles Fahrzeug fährt, steuern im R8 LMS Cup alle Fahrer das gleiche Auto. Einen Audi R8 LMS-GT4. „Die Autos werden offen gefahren, sind also nicht gedrosselt“, sagt Reiter über die 520-PS-Fahrzeuge mit einem Gewicht von 1400 Kilogramm, die vom Serienveranstalter zur Verfügung gestellt werden. „Weil das Material nur eine untergeordnete Rolle spielt, sind Fahrzeugbeherrschung, Rennerfahrung, mentale und physische Stärke sowie Streckenkenntnis viel wichtiger“, erklärt Reiter, was den Reiz der Serie ausmacht. Letztlich würde so der Fahrer gewinnen, der das beste Gesamtpaket mitbringe.

Dass Reiters Gesamtpaket nicht das schlechteste sein kann, lässt das Saisonziel des Neulings vermuten: „Ich habe mir die Top Fünf vorgenommen.“ Wohlwissend, dass ein Podestplatz mit attraktiven Preisen verbunden wäre. So winkt dem Gesamtsieger ein Test in einem Audi RS4 aus der DTM, Rang zwei und drei berechtigen dazu, für einen Test im Audi R8 GT3 Platz zu nehmen. „Das wäre etwas Besonderes“, sagt Reiter, dem aber zunächst noch eine lange Saison bevorsteht. An sieben Rennwochenenden stehen 14 Rennen in drei Ländern (Deutschland, Italien und Tschechien) an.

Kostenintensives Hobby

Neben dem zeitlichen Aufwand bedarf eine Karriere im Motorsport aber vor allem hoher finanzieller Aufwendungen. Reiter, der in Hohenheim Wirtschaftswissenschaften studiert, spricht von einem kostenintensiven Hobby: „Viele können sich das gar nicht erst leisten, was ich schade finde.“ Auch bei Reiter würde der Motor ohne Sponsoren verstummen. 150 000 Euro pro Saison müssen die sogenannten Pay-Driver (Bezahlfahrer) aufbringen, um an der Serie, deren Teilnehmerfeld sich aus Profis, Talenten und Privatpersonen („Gentleman-Driver“) zusammensetzt, teilnehmen zu dürfen.

Wohin den Ostfilderner diese Investitionen führen, weiß er noch nicht. „Mein Ziel war es immer, irgendwann mal Profi zu werden – aber ich weiß, dass das ein langer und harter Weg wird.“ Entscheidend sei zunächst mal diese Saison. Sollte es Reiter gelingen, sich über ansprechende Leistungen für höhere Aufgaben zu empfehlen, wäre er nicht abgeneigt, es auch mal in einer stärkeren Rennserie zu versuchen. Falls nicht, dann bleibt der Motorsport für Tim Reiter eben einfach nur ein Hobby.