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Trainer Janusz Gogola kehrt nach 28 Jahren nach Esslingen zurück. Der SSV hat sich zudem bescheidene Ziele gesetzt.

EsslingenIrgendwann hat Janusz Gogola das Gefühl, etwas klarstellen zu müssen: „Wenn wir ins Wasser steigen, wollen wir gewinnen“, sagt er. „Und wenn es nicht klappt, stehe ich dafür gerade.“ Gogola ist seit wenigen Wochen Trainer des Wasserball-Bundesligisten SSV Esslingen. Wieder. Denn vor 28 Jahren war der 58-jährige gebürtige Pole schon mal für den SSVE tätig. Am Samstag (16 Uhr) geht die Saison mit dem Spiel beim Duisburger SV los, eine Woche später (15.30 Uhr) erwartet die Mannschaft die WF Spandau 04 zum Heimauftakt im Stuttgarter Inselbad.

Ex-Nationalspieler Heiko Nossek bleibt Co-Spielertrainer der Esslinger, der bisherige Chefcoach Bernd Berger übernimmt die U 18 des Vereins. Wobei Teammanager Axel Hänchen lieber von einem Trainerteam spricht, zu dem auch Torwartcoach Ernesto Priol Bicet gehört. Denn die Einheiten – seit dieser Woche wieder unter der Traglufthalle des Inselbades –, halten Bundesliga-, Oberliga- und das U-18-Team gemeinsam ab.

Van der Bosch nach Ludwigsburg

Warum Gogola den eingangs erwähnten Satz sagte: Insgesamt formulieren die Esslinger die Ziele für die kommende Spielzeit defensiv. Das hat vor allem mit einer Nachricht zu tun, die im Sommer in Esslingen für ein Aufstöhnen und in der Wasserballszene für Aufsehen sorgte: Timo van der Bosch, der einzige noch aktive
A-Nationalspieler des Teams, sowie Marvin Thran und Robert Stiefel gaben ihren Wechsel zum SV Ludwigsburg bekannt. Die Ludwigsburger treten im Gegensatz zum SSVE zwar nur in der B-Gruppe der Bundesliga an, haben aber einige Ambitionen. Die Esslinger sind nicht die einzigen, die sich Spieler vom SVL abwerben ließen.

„Natürlich hinterlassen sie eine Lücke“, sagt Hänchen. Und Nossek ergänzt: „Das ist eine Schwächung, keine Frage.“ Aber dann zuckt der Routinier mit den Schultern: „Ich sehe es nicht so tragisch.“ Denn so macht der Verein eben aus der Not eine Esslinger Tugend: Nicht umsonst hat er der SSVE mit die beste Jugendarbeit der Republik – jetzt müssen einige junge Spieler eben noch früher ins kalte Wasser springen. Gogola sagt dazu: „Es gibt tolle Talente, aber man braucht natürlich Geduld.“ Die will er haben. Und der Verein hat sie auch.

Centerverteidiger mit Erfahrung

Ganz ohne externe Zugänge beließen es die Esslinger aber doch nicht. Torhüter David Alcon ist aus gesundheitlichen Gründen zwar wieder in die spanische Heimat zurückgekehrt. Aber der 24-jährige slowenische Außenspieler Uros Fabic, der schon beim SV Cannstatt und zuletzt beim SC Wedding gespielt hat, sowie der 26-jährige Ungar Miklos Barothy (Szeged VE) sollen dem Team weiterhelfen. Gogola baut gerade auf Barothys Erfahrung als Centerverteidigung, will auf der Position aber auch dem Eigengewächs Jonathan Nemitz viel Einsatzzeit geben. Das ist der Weg. Und sonst? Der Coach grinst. „Ich habe doch einen guten Führungsspieler in der Mannschaft“, sagt er und schaut zu Nossek hinüber. Der grinst zurück – und nimmt die Aufgabe an, die jungen Kameraden im und außerhalb des Beckens zu führen.

Vor einem Jahr noch war der SSVE mit dem Ziel angetreten, in die Top-Vier der Liga vorzudringen – mit Platz sechs hat das nicht geklappt. Diesmal orientieren sich die Esslinger mit ihrem Saisonziel auch am Modus – der wieder einmal neu ist: Die ersten sechs Teams der A-Gruppe qualifizieren sich für die Playoffs um die Meisterschaft, der Siebte und Achte spielen mit den ersten vier Mannschaften der B-Gruppe um den Verbleib im Oberhaus.

„Spandau und Waspo Hannover sind unerreichbar, am OSC Potsdam und dem ASC Duisburg wird es über die Saison hinweg auch schwer, vorbeizukommen“, sagt Hänchen. Zu Platz fünf oder sechs und damit dem sicheren Verbleib in der A-Gruppe aber soll es reichen. Der Ärger bei den Esslinger über den Umstand, dass die Potsdamer Spieler von Branchenprimus Spandau mit einem Zweitspielrecht einsetzen können (Nossek: „Das ist klare Wettbewerbsverzerrung.“) ist dabei durchaus groß – die Modusänderung an sich aber finden sie in Ordnung.

Gogola, der erst durch den Rückzug seines vorigern Clubs SC Neustadt frei wurde, fühlt sich sichtlich wohl in Esslingen. Und was hat sich in den vergangenen 28 Jahren so verändert? „Es ist natürlich alles viel professioneller geworden“, sagt der Sportlehrer, der in Frankfurt wohnt, und schaut diesmal Hänchen an: „Es ist wie ein Geschenk: Es ist schön, viele Bekannte wiederzusehen.“ Auch wenn die heute nicht mehr im, sondern neben dem Becken anzutreffen sind. Die Siege dort sollen jetzt andere holen. Denn das hat sich nicht geändert: Wenn die Esslinger ins Wasser steigen, wollen sie gewinnen.