Das Wappen des VfB Stuttgart. Foto: dpa - dpa

Der VfB Stuttgart wird am Sonntag 125 Jahre alt - und muss in den Tagen rund um das Jubiläum einen Fehlstart moderieren. In Freiburg ist die Elf gefordert.

Stuttgart (dpa/lsw)VfB-Präsident Wolfgang Dietrich weiß, dass die Tradition allein nicht zählt. «Wir haben in diesem Geschäft keinen Kredit und keinen Bonus. Wenn man verliert, muss man Kritik aushalten», sagte der 70-Jährige. Dennoch will er den vermasselten Saisonauftakt anlässlich des 125. Geburtstag des schwäbischen Bundesligisten an diesem Sonntag nicht zu hoch hängen. Die Party-Laune rund um den Verein für Bewegungsspiele hätte zum Jubiläum allerdings besser sein können.

«Das Jubiläum hat mit dem aktuellen Saisonverlauf weniger zu tun. Es ist etwas, was die Größe, die Stärke, die Geschichte des Vereins betrifft und die ist großartig», sagte Kapitän Christian Gentner und will die erfolgreiche Vergangenheit als Mutmacher nutzen: «Vielleicht kann man auch noch mal Kraft rausziehen.»

Für Samstagabend plant der Verein mit der «brutalen Strahlkraft» (Präsidiumsmitglied Thomas Hitzlsperger) einen Festakt. Am Sonntag, an dem vor 125 Jahren im Stuttgarter Gasthaus «Zum Becher» der Vorgängerverein FV Stuttgart 1893 gegründet wurde, eröffnet der schwäbische Fußball-Bundesligist im Mercedes-Benz Museum eine Sonderausstellung. Pokale, Wimpel und Trikots, aber auch die handgeschriebene Meister-Aufstellung von 2007 erinnern an die besonderen Momente der Historie.

Mehr als 60.000 VfB-Mitglieder hoffen auf Erfolge wie in der Vergangenheit. «Wenn du einmal in die Herzen der Schwaben aufgenommen bist, dann war das lebenslänglich», meinte der Meistertrainer von 1992, Christoph Daum. Von einem sechsten Meistertitel nach 1950, 1952, 1984, 1992 und 2007 ist der VfB momentan jedoch weit entfernt.

Die Euphorie war dennoch groß, als die Schwaben mit dem Testspiel gegen den spanischen Topclub Atletico Madrid und einem Schaulaufen von Vereinslegenden schon am 5. August den 125. Geburtstag feierten. Fünf Wochen später ist davon kaum noch etwas zu spüren. In den dritten Spieltag beim SC Freiburg am Sonntag in einer Woche geht das Team von Trainer Tayfun Korkut als Tabellenletzter, ohne Punkt und ohne ein erzieltes Tor.

Krise? Panik? Dafür ist es den Verantwortlichen verständlicherweise trotz des Pokal-Ausscheidens beim Drittligisten Hansa Rostock, der Niederlage in Mainz und des ernüchternden Auftritts gegen den FC Bayern zu früh. «Der Worst Case ist leider eingetreten», sagte Dietrich und mahnte zur Besonnenheit: «Wir werden jetzt erst recht Ruhe bewahren.»

Sein Augenmerk liegt auf der langfristigen Entwicklung, zu der ab spätestens Mitte 2019 ein weiterer Investor neben der Daimler AG beitragen soll. Ziel ist es, den VfB mittelfristig im oberen Tabellendrittel zu etablieren.

Schon in dieser zweiten Saison nach dem Wiederaufstieg verspricht der Kader nach sieben Neuzugängen theoretisch mehr Qualität als in der glänzenden vergangenen Rückrunde. Der französische Verteidiger Benjamin Pavard ist sogar der dritte Weltmeister der Vereinsgeschichte nach Guido Buchwald (1990) und dem Brasilianer Carlos Dunga (1994) in den eigenen Reihen des VfB.

Was fehlt, sind die passenden Ergebnisse. Für die Tage rund um das Jubiläum hat sich der VfB kritische Gespräche und klare Aussprachen vorgenommen. Der Fehlstart soll schon bald ein abgeschlossenes Kapitel sein. «Wir müssen das in Freiburg korrigieren», forderte Gentner.