Augen zu und durch: Stuttgarts Anastasios Donis (vorne) im Kopfball-Duell mit Leverkusens Panagiotis Retsos Foto: Archivbild: dpa

Von Lars Müller-Appenzeller
Sinsheim – Michael Reschke gewährte einen kurzen Blick ins Innerste, in die Kabine des VfB Stuttgart. Zumindest verbal. Der VfB-Sportvorstand beschrieb nach der 0:1 (0:0)-Niederlage bei 1899 Hoffenheim, was für eine Stimmung in der Gästekabine geherrscht habe: „Ich habe gesehen, wie einige leiden. Der psychologische Faktor wird entscheidend sein.“ Es ist nicht das erste, sondern das neunte Mal, dass die VfB-Profis nach einem Auswärtsspiel aufgebaut werden müssen – in neun Spielen gab es lediglich ein Pünktchen. Was diesmal anders ist: Es war die dritte Niederlage in Serie – das hat es seit dem 21. September 2016, als Hannes Wolf das Traineramt in Cannstatt übernahm, nicht gegeben. Und am Samstag (15.30 Uhr) kommt der FC Bayern München nach Stuttgart.
Die ersten Reflexe waren bei den Verantwortlichen wie immer, Stichwort psychologischer Faktor. So lobte Reschke die VfB-Abwehr im Allgemeinen („Die Dreierkette war herausragend“) und im Besonderen („Benjamin Pavard war sehr stabil, Holger Badstuber ausgezeichnet“). Wolf hielt wohlwollend fest: „Wir hatten am Anfang Zugriff aufs Spiel, zwei große Chancen.“ Alles nicht falsch. Richtig ist aber vor allem, dass es am Ende wieder nicht zum Auswärtssieg gereicht hat, wieder kein Tor geschossen wurde.

Donis fällt aus

Ausreden hätte es diesmal reichlich gegeben: die Kadertiefe und die Klasse der Hoffenheimer sowie deren Glück beim Tor des Abends durch Mark Uth (81. Minute). Nicht zu vergessen das Verletzungspech von Anastasios Donis (25.) und Chadrac Akolo (37.). Donis (Faserriss in der Gesäßmuskulatur) fällt für den Rest des Jahres aus, Der Einsatz von Akolo (Rippenprellung) ist am Samstag fraglich).
Doch die sportliche Führung des VfB fand in der Öffentlichkeit auch zu der Niederlagenserie angemessene Worte. „Da war die entscheidende Torgefahr draußen“, sagte Sportvorstand Reschke zum Aus der beiden Angreifer. „Da ist ein Qualitätsverlust da.“ Trainer Wolf sagte zur anschließenden Leistung mit Takuma Asano und Josip Brekalo: „Das war natürlich dünn. Ich hätte mir mehr Sprints und Überzeugung gewünscht, Bälle gewinnen zu können.“ Den VfB-Profis habe die Schärfe gefehlt. „Gegen Bayern müssen wir um unser Leben laufen, um was zu holen. Das Gefühl hatte ich heute nicht.“ Der Cheftrainer wird also vor allem den Stürmern Beine machen. Vor dem Bayern-Spiel. Vor dem Pokal-Spiel am Dienstag beim FSV Mainz 05. In der Vorbereitung auf die Rückrunde.
Beine machen dürfte nicht reichen. Es müssen Tore her. Mit lediglich 13 Treffern 17 Punkte geholt zu haben, ist aller Ehren wert. „Wir sind dabei, unsere Hausaufgaben zu machen“, sagte Reschke in Sachen Transfers in der Winterpause. Laut „Kicker“ soll der VfB am türkischen Nationalstürmer Cenk Tosun von Besiktas Istanbul interessiert sein, der aus der Jugend von Eintracht Frankfurt stammt. Zu konkreten Personalia gibt es vom VfB hier wie dort keinen Kommentar.
Das Hoffenheim-Spiel war verheerend für die Stuttgarter Stürmer: zwei verletzt, zwei kritisiert, einer erst gar nicht eingesetzt – Simon Terodde. „Er ist mit Sicherheit enttäuscht“, sagte Wolf. „Aber er ist in der Mannschaft voll da und ein Mann, dem wir sehr viel zu verdanken haben. Wir arbeiten sehr gut zusammen.“ Alles andere werde auf einer anderen Ebene entschieden. Gerüchte, Terodde könne in der Winterpause zum 1. FC Köln wechseln, halten sich hartnäckig. Das 0:1 in Hoffenheim hat die Probleme des VfB auf eine andere Ebene gehoben.