Foto: Baumann - Baumann

Nicolas Gonzalez nimmt mit Argentiniens U 23 an den panamerikanischen Spielen Teil und verpasst damit den Saisonstart mit dem VfB Stuttgart. Danach will er jedoch voll durchstarten.

StuttgartEs war eine durchaus herzliche Szene. Tim Walter nahm den Kopf von Nicolas Gonzalez zwischen seine beiden Pranken, lächelte und gab dem Stürmer noch ein paar nette Worte mit auf seinen Weg. Vor allem diese hier: „Komm gesund wieder.“ Dann zog der Argentinier von dannen – und es wird eine Weile dauern, bis sich der Stürmer und sein Trainer wieder sehen.

Mit dem Ende des zweiten Trainingslagers des VfB Stuttgart am vergangenen Samstag in Basel endete für Nicolas Gonzalez auch die Vorbereitung auf die kommende Zweitligasaison. Nun weilt der Angreifer in Peru – in Lima nimmt er mit der argentinischen U-23-Nationalmannschaft an den panamerikanischen Spielen teil. Und wenn er zurückkehrt, sind bereits zwei Ligaspiele gespielt, vermutlich auch die Erstrundenpartie im DFB-Pokal.

So richtig glücklich ist beim VfB darüber keiner, allerdings sagt Sportdirektor Sven Mislintat auch: „Nico hat in keiner argentinischen Junioren-Auswahl gespielt. Dieses Turnier war sein Traum. Ihn sich zu erfüllen, wollten wir ihm nicht verwehren.“ Also kickt Gonzalez nun erst einmal gegen Ecuador (29. Juli), Mexiko (1. August) und Panama (4. August) statt gegen Hannover 96, den 1. FC Heidenheim und in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Hansa Rostock. Das Finale de panamerikanischen Spiele findet am 11. August statt.

Gut möglich, dass die Argentinier dieses Endspiel erreichen. VfB-Trainer Tim Walter wird die Rückkehr seines Stürmers sehnlich erwarten. Denn trotz der schwierigen ersten Saison mit all ihren Tiefpunkten hat sich Nicolas Gonzalez in der bisherigen Vorbereitung unter dem neuen Coach durchaus als Aktivposten gezeigt.

Unglückliche Szenen

Vor allem die Einsatzbereitschaft des Argentiniers – in Walters Spielphilosophie ein entscheidendes Element – spricht für den Angreifer. Diese hatte er auch schon in der vergangenen Saison an den Tag gelegt, in den entscheidenden Momenten fehlten dann aber taktisches Geschick, Coolness und die Kaltschnäuzigkeit, von der ein Torjäger nun einmal lebt. Unvergessen die Szene, als er gegen den FC Schalke 04 nur den Pfosten des leeren Tores traf. Und auch eine noch bitterere Szene ist in Erinnerung geblieben.

Im Relegationsrückspiel bei Union Berlin wäre der VfB durch den Freistoß von Dennis Aogo eigentlich in Führung gegangen – wäre Nicolas Gonzalez nicht völlig unnötig im Abseits gestanden. Die Szene war die bittere Krönung einer Saison, die ganz anders hätte laufen sollen für den Stürmer aus Belén de Escobar.

Zwar war er im Sommer 2018 für viel Geld nach Stuttgart gekommen und hinterließ in den Testspielen einen sehr guten Eindruck. Dennoch sollte er langsam aufgebaut werden. Wegen Formschwächen und Verletzung anderer Spieler absolvierte der heute 21-Jährige dann aber 30 Bundesligaspiele – und schlüpfte mehr und mehr in die Rolle des tragischen Helden. Seinen Fauxpas in der Relegation sollen ihm dann auch die Mitspieler übel genommen haben. Dabei hatte er selbst genug daran zu knabbern.

Akku aufgeladen

Im Kreise der Familie versuchte Gonzalez abzuschalten und sich neu zu sammeln – was gelungen scheint. Denn beim VfB präsentiert er sich seit dem Start der Vorbereitung wieder als Energiebündel mit jeder Menge guter Laune. Das macht auch Tim Walter Spaß, der nun die Herausforderung meistern muss, Energie und Wille des Stürmers in geordnete Bahnen und ein taktisches Konzept zu bringen. Der neue Coach scheint Lust auf diese Aufgabe zu haben.

Sowohl im 4-4-2-System des Trainers als auch in dessen 4-3-3-Ordnung war in den Tests meist ein Plätzchen frei für den Argentinier, der zuletzt in Basel cool das 3:2 erzielte – und der sich in der argentinischen VfB-Gruppe (Santiago Ascacibar, Emiliano Insua, Mateo Klimowicz), zu der immer wieder der Deutschspanier Gonzalo Castro stößt, sichtlich wohlfühlt. Ein Wechsel zurück nach Südamerika, der nach der Saison mal im Raum stand, ist daher aktuell auch kein Thema mehr. Ob Gonzalez auch wiederkomme nach den panamerikanischen Spielen, wurden Tim Walter und Sven Mislintat in Basel gefragt. Beide nickten heftig: „Auf jeden Fall.“

Die neue Saison ist seine zweite Chance. Die interne Konkurrenz ist zwar auch im Zweitligakader groß – aber Nicolas Gonzalez scheint fest entschlossen, sie zu nutzen. Wenn er wieder da ist.

Test gegen Freiburg

Der VfB Stuttgart bestreitet eine Woche vor dem Zweitligastart gegen Mitabsteiger Hannover 96 (26. Juli, 20.30 Uhr) ein letztes Testspiel. Die Generalprobe steigt am kommenden Freitag (15 Uhr) gegen den SC Freiburg. Die Partie findet im österreichischen Schruns statt, da Freiburg dort sein Trainingslager absolviert.

Am Mittwoch ist Timo Baumgartl in die Saisonvorbereitung eingestiegen. Nach seinem Urlaub im Anschluss an die U-21-EM absolvierte der Innenverteidiger eine Laufeinheit zusammen mit dem leicht angeschlagenen Atakan Karazor.

Die Suche nach den Ursachen für das nicht funktionierende elektronische Wahlsystem bei der Mitgliederversammlung hält weiter an. Die Anlage wurde vorerst nicht abgebaut, mehrere Gutachter sind eingeschaltet worden. Seit Sonntag wurde darüber spekuliert, dass die Probleme darauf zurückzuführen sein könnten, dass der Verein bei der Anmietung der technischen Infrastruktur gespart und teils auf eigene Ressourcen gesetzt habe. „Diese Meldungen sind falsch“, sagte nun ein Sprecher des Vereins.