Christian Gentner in Aktion: Der VfB-Kapitän hat keinen Anspruch mehr auf einen Stammplatz. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Hannes Kern

Stuttgart – Vor dem Saisonstart des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr) in Berlin ist der Kader des Aufsteigers noch nicht komplett. „Wir haben schon noch Bedarf an neuen Spielern“, sagt Trainer Hannes Wolf, der sich nach eigenen Angaben in einem „intensiven Austausch“ mit dem neuen Sportvorstand Michael Reschke befindet. Der ehemalige Kaderplaner des FC Bayern München hat mit der Verpflichtung des Linksverteidigers Dennis Aogo seinen ersten Transfer zum VfB unter Dach und Fach gebracht hat. Offensichtlich ist die Verpflichtung von Rechtsverteidiger Eric Durm von Borussia Dortmund kurz vor dem Abschluss. Gesucht wird auf jeden Fall ein Stabilisator im Mittelfeld.

Im Folgenden eine Einschätzung der Stärke des VfB in den einzelnen Mannschaftsteilen:

Tor

Trainer Hannes Wolf hat sich vor dem Pokalspiel in Cottbus festgelegt: Neuzugang Ron-Robert Zieler ist die Nummer eins, Mitchell Langerak ist nur noch Ersatz. „Man merkt es Langerak an. Er ist gefrustet“, sagt Wolf. „Er verhält sich aber gut und trainiert gut.“ Das Los der Nummer zwei zwischen den Pfosten ist es, entweder auf eine Formschwäche oder eine Verletzung der Nummer eins zu warten, um eine Chance zu bekommen. Beide Torhüter haben durchaus Bundesligaformat.

Abwehr

Abwehr und Defensive sind die Sorgenkinder des VfB. Das zeigte zuletzt das Pokalspiel in Cottbus. Der VfB hat zwar mit Holger Badstuber und Dennis Aogo zwei erfahrene Spieler geholt, doch die beiden waren zuletzt ohne Verein und haben sich individuell fit gehalten. Beide haben Trainingsrückstand und werden zumindest heute in Berlin nicht von Anfang an dabei sein. Wolf rechnet offensichtlich erst nach der Länderspielpause am dritten Spieltag mit den beiden. Aogo muss schnell auf Betriebstemperatur kommen, weil Emiliano Insua längere Zeit ausfällt. Auf der rechten Abwehrseite scheint die Verpflichtung des Dortmunders Durm nur noch Formsache zu sein. Der 25-Jährige hat beim BVB zuletzt wenig Einsätze gehabt. Auch bei ihm würde sich die Frage stellen, wie schnell er sich integriert. Von der Stabilität der neu formierten Viererkette wird vieles abhängen. Timo Baumgartl ist in der Innenverteidigung gesetzt, Marcin Kaminski und Benjamin Pavard sind die ersten Alternativen.

Mittelfeld

Im Mittelfeld hat Trainer Wolf die Qual der Wahl. Hier die richtige Mischung zu finden, ist schwierig. In der Vorbereitung und im Pokalspiel hat der zentrale Mannschaftsteil nicht überzeugt. So wie es aussieht, suchen die Stuttgarter noch nach einem Stabilisator im defensiven Mittelfeld, der über Qualitäten im Spielaufbau und im Zweikampf verfügt. Ebenezer Ofori hat in Cottbus keinen guten Tag erwischt, und auch Christian Gentner hat keine Stammplatzgarantie mehr. „Wir stehen in einem guten Austausch und reden offen und ehrlich miteinander“, sagt Wolf über das Verhältnis zu seinem Kapitän und fügt hinzu: „Als Trainer muss man um des sportlichen Erfolges Willen auch schwierige Entscheidungen treffen.“ Ob die Stuttgarter mit einem oder zwei Sechsern spielen werden, hängt auch vom Gegner ab. Dzenis Burnic, zuletzt in Cottbus Aushilfsverteidiger, ist ein Kandidat für diese Position ebenso wie Matthias Zimmermann.
Im offensiven Mittelfeld wird der verletzte Carlos Mané auf der rechten Seite schmerzlich vermisst. In der Vorrunde ist mit dem Dribbelkünstler nicht mehr zu rechnen. Chadrac Akolo, Takuma Asano und Berkay Özcan sind die Alternativen. Auf der linken Seite sind die Kandidaten Asano, Josip Brekalo und Julian Green. Für alle ist die Bundesliga Neuland. Die Frage ist, ob der nach Mainz abgewanderte Alexandru Maxim als Ideengeber ersetzt werden kann und wie viel Kreativität das Mittelfeld entwickelt.

Angriff

Die Offensive war zuletzt das Prunkstück. Simon Terodde avancierte zum Zweitliga-Torschützenkönig, Daniel Ginczek zeigte nach langer Verletzungspause seine Torgefährlichkeit. Ob beide zusammen spielen werden, ist nahezu eine Glaubensfrage unter den Fans. Wenn, dann spielt Terodde zentral, Ginczek dahinter. Neuzugang Anastasios Donis zeigte in Cottbus gute Ansätze. Fest steht, dass es für die Stuttgarter Stürmer in der Bundesliga ungemein schwieriger wird, Tore zu erzielen. Auch weil es für die Mannschaftskollegen nicht mehr so einfach sein wird, die Angreifer mit verwertbaren Vorlagen zu füttern.