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Der VfB Stuttgart verfügt über drei starke Alternativen für zwei Plätze in der Innenverteidigung. Wer spielt am Sonntag in Mainz? VfB-Legende Guido Buchwald gibt eine Einschätzung ab.

StuttgartDas Gedränge ist groß. Elf Plätze sind es, die Zahl der Bewerber mit ernsthaften Ansprüchen darauf ist aber deutlich größer. Und so wird es beim VfB Stuttgart Härtefälle geben, wenn es um die Besetzung der Anfangsformation für das Auftaktspiel in der Fußball-Bundesliga am Sonntag (15.30 Uhr) beim FSV Mainz 05 geht. Wegen Santiago Ascacibar, Christian Gentner und Benjamin Pavard.

Die drei Spieler der Marke Stammkraft fehlten am Samstag im DFB-Pokal beim Drittligisten Hansa Rostock (0:2) allesamt in der Startelf - sehr unwahrscheinlich, dass das auch in Mainz der Fall sein wird. Der argentinische Balleroberer Ascacibar dürfte Dennis Aogo im defensiven Mittelfeld verdrängen - auch wenn dieser an der Seite des starken Ballverteilers Gonzalo Castro in Rostock zu den besseren VfB-Spielern zählte. Kapitän Gentner könnte entweder den Platz von Erik Thommy übernehmen, für den er in Rostock nach einer Stunde eingewechselt wurde, oder der Trainer Tayfun Korkut stellt das System um und opfert für den Mittelfeldspieler den Stürmer Nicolas Gonzalez.

Und dann ist da ja auch noch Pavard, der französische Weltmeister. Der 22-Jährige, der vergangene Saison keine einzige Minute in der Bundesliga verpasste und dann bei der Weltmeisterschaft in Russland zum Senkrechtstarter avancierte, drängt vehement zurück ins Team. Er kehrte extra früher aus dem Urlaub zurück und brennt auf seinen ersten Einsatz, nachdem er in Rostock noch zuschauen musste.

In der Innenverteidigung wird es deshalb den härtesten Härtefall geben. „Vieles spricht dafür, dass Benji in die Mannschaft reinkommt. Er ist topfit und hat eine tolle WM gespielt – er kann das Positive von der WM reinbringen“, sagt VfB-Abwehrlegende Guido Buchwald. Doch wer soll weichen? Dass Marcin Kaminski in der Hierarchie der zentralen Abwehrspieler klar abgehängt ist und der talentierte Neuzugang Marc Oliver Kempf ebenfalls erst einmal keine Aussichten auf Einsätze hat, spricht für die Klasse von Pavard, Holger Badstuber und Timo Baumgartl. Allerdings ist in der Innenverteidigung nur Platz für zwei der drei. Eine Dreierkette, die nach Badstubers Vertragsverlängerung im Juli von Sportvorstand Michael Reschke als Option ins Gespräch gebracht worden war, spielte während der Vorbereitung keine Rolle.

In der vergangenen Saison gab es das Luxusproblem ebenfalls schon. Der Trainer löste es seinerzeit, indem er einen Spieler des Trios auf eine andere Position verschob. Baumgartl bestritt nach dem Ausfall von Andreas Beck am Ende der Runde mangels anderer Alternativen vier Partien als Rechtsverteidiger. Pavard kann auch rechts agieren (wie im Nationalteam) oder im defensiven Mittelfeld, wohin Korkut in der abgelaufenen Spielzeit immer wieder Badstuber beorderte. Das wäre auch aus Sicht von Guido Buchwald jetzt eine Variante. „Timo harmoniert sehr gut mit Benjamin. Ich denke, dass die beiden ein sehr gutes Innenverteidigerpaar bilden“, sagt er.

Klar ist, dass sich alle drei Spieler als Innenverteidiger sehen und auch den Anspruch haben, in der Abwehrzentrale aufzulaufen. Und eine Verschiebung innerhalb der Elf wird dadurch erschwert, dass zurzeit alle Akteure fit sind und die Qualität auf den anderen Positionen gestiegen ist. Im defensiven Mittelfeld führt eigentlich kein Weg vorbei an dem Neuzugang Gonzalo Castro und Ascacibar. Und den Rechtsverteidigerposten besetzte zuletzt der zehn Millionen teure VfB-Rekordeinkauf Pablo Maffeo.

Korkut schätzt Badstuber

In Rostock strauchelte Badstuber anfangs an Baumgartls Seite und leitete mit einem Patzer das erste Gegentor ein. Allerdings ist bekannt, wie sehr Korkut den 29-Jährigen mit der feinen Spieleröffnung schätzt und wie gerne er generell auf erfahrene Spieler setzt. „Es ist eine tolle Voraussetzung für einen Trainer, wenn er drei solch gute Alternativen zur Verfügung hat“, sagt Buchwald und denkt, dass der Coach sein Duo auch immer den Situationen geschuldet bestimmen wird: „Was ist am besten gegen den nächsten Gegner? Braucht man Geschwindigkeit oder Routine?“

Bis jetzt lässt sich Korkut nicht in die Karten blicken, ob er Pavard in Mainz aufbieten wird: „Der Sonntag ist noch weit weg, ich mache mir die Woche über Gedanken.“ Vielleicht löst sich die Pattsituation bis dahin auch von selbst auf. Denn es ist ja noch nicht gesagt, dass der umworbene Franzose dann noch VfB-Spieler ist - doch das ist eine andere Geschichte.