Im Spiel gegen die Bayern im Dezember 2017 kam für Akolo der Bruch. Foto: dpa - dpa

Akolo der feine Fußballer – doch es läuft nicht rund für den VfB-Angreifer

StuttgartNoch vor einem Jahr ist Chadrac Akolo der Beste gewesen. Er war Stammkraft und hatte bereits vier Tore auf dem Konto, und das in seiner ersten Bundesligasaison. Keiner in der Mannschaft des VfB Stuttgart wies mehr auf. Und als er mal mit Oberschenkelproblemen ausfiel, da sehnten die Fans seine Rückkehr nach nur zwei Wochen herbei. Denn Akolo war nicht nur der neue Spieler mit der eleganten Ballbehandlung, er versprach mit seiner Art des Fußballs ja auch offensive Lösungen – auf Dauer.

Explosiv war sein Antritt, geschmeidig bewegte sich der Kongolese mit der Kugel am Fuß an den Verteidigern vorbei, und erfolgreich waren seine Abschlüsse. Taktisch ungeschliffen präsentierte er sich zwar, aber als Instinktfußballer. Mit ein, zwei schnellen Schritten verschaffte sich Akolo den Raum, den er für sein Spiel benötigte. Er erzielte die Siegtore gegen den VfL Wolfsburg und den 1. FC Köln, zwei emotionale Höhepunkte. Selbst der besonnene Kapitän Christian Gentner glaubte nach den ersten Monaten, in dem Zugang aus der Schweiz einen verheißungsvollen Spieler für die Zukunft zu erkennen.

Der erste Bruch kam dann am 16. Dezember 2017: Akolo verschoss gegen den FC Bayern einen Elfmeter in der Nachspielzeit. Selbstbewusst hatte er sich zuvor den Ball geschnappt. Es wäre das 1:1 und der schöne Abschluss einer herausfordernden Hinrunde gewesen. Danach lief es unter seinem Förderer Hannes Wolf nicht mehr rund. Aber es greift wohl zu kurz, Akolos aktuelles Tief noch immer mit dem Knacks von damals zu begründen. Zumal er ebenso den 15. Mai 2018 in einer Hauptrolle erlebte: 4:1-Sieg in München mit einem Akolo-Tor. Vergangenheit.

Wie ein verhuschter Schatten

Die Gegenwart sieht trist aus. „Die Situation ist kompliziert für mich, da ich nicht dauerhaft zum Einsatz komme“, sagt Akolo. Unzufrieden ist er, da er in Leverkusen 81 Minuten lang warten musste, ehe er auf den Platz durfte. 0:1 lag der VfB zurück und Akolo sollte frischen Schwung bringen. Aus der Mitte heraus, da Markus Weinzierl in ihm keinen reinen Flügelflitzer sieht. „Dazu fehlt ihm etwas die Endgeschwindigkeit“, sagt der Trainer. Mit einer kleinen Drehung, einem feinen Pass oder einem überraschenden Schuss sollte Akolo aber schon helfen, den Rückstand aufzuholen. Das alles hat der 23-jährige Afrikaner auch im Repertoire, allerdings wirkt er bei seinen Einsätzen zwischen Ersatzbank und Strafraum im Augenblick wie ein verhuschter Schatten. Nur wenig gelingt – seit Monaten. „Chadrac Akolo hat Ansätze, aber auch Schwankungen“, sagt Weinzierl. Viermal in seinen fünf Spielen als VfB-Chefcoach hat er die Offensivkraft bislang eingewechselt. Einen Effekt auf das Stuttgarter Spiel hatte das nicht, weshalb Weinzierl fordert: „Er muss sich über die Chancen, die er bekommt, zeigen.“

Das nächste Mal besteht die Gelegenheit am Samstag gegen den FC Augsburg. Aber genau hier liegt ein Problem. Einerseits kann Akolo nicht darüber klagen, keine Einsatzminuten erhalten zu haben. Andererseits weiß er diese Möglichkeiten nicht mehr zu nutzen. Das war schon unter Trainer Tayfun Korkut so, der ihn in der laufenden Runde zweimal in die Startelf stellte. „Und zweimal habe ich nicht gut gespielt“, sagt Akollo.

Seither ist die Verunsicherung nicht kleiner geworden, dafür die eigene Erwartungshaltung gewachsen. Vielleicht, so mutmaßen sie im Club, setzt sich Akolo zu sehr unter Druck. Er will es besonders gut machen, und im Eifer geht manches daneben. Noch vor der Sommervorbereitung mit der Mannschaft trainierte er in einem Zusatzcamp seiner Beratungsagentur. Ein neuer Akolo sollte in der neuen Saison durchstarten – das war die Botschaft. Doch zur Wirklichkeit gehört nun die Frage, ob der Techniker den Ansprüchen im Abstiegskampf genügt. Er selbst haut sich im Training rein und verzichtete zuletzt sogar auf eine Nationalmannschaftsreise, um sich auf den VfB zu konzentrieren.