TVN-Torhüterin Foto: Rudel - Rudel

Optimale Bedingungen für Talente: Seit Anfang des Jahres ist der TV Nellingen Stützpunkt für Nachwuchsspielerinnen des Deutschen Handball-Bundes. Der DHB dezentralisiert die Förderung im Süden.

Ostfildern Handballtalente willkommen – seit Anfang des Jahres ist der TV Nellingen Stützpunkt für weibliche Nachwuchsspielerinnen des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Immer montags trainieren rund zehn Talente des DHB und des Handball-Verbandes Württemberg (HVW) aus den Jahrgängen 1998 bis 2003 in der Sporthalle 1. Darunter sind in Sarah Wachter, Elisa Stuttfeld und Lena Degenhardt drei eigene Youngster der Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen.

Den einstigen DHB-Stützpunkt in Ruit, den einzigen im Süden, gibt es zwar noch. Doch hauptsächlich trainieren die Talente nun neben Nellingen auch in Bietigheim und Metzingen. „Wir haben es den Bedingungen im Süden angepasst und die Förderung dezentralisiert“, sagt DHB-Juniorinnen-Nationaltrainerin Marielle Bohm, die zusammen mit HVW-Landestrainer Nico Kiener die Fachaufsicht über die Stützpunkte hat. In der Vergangenheit gab es beim Training in Ruit oft Interessenskonflikte: Einerseits trainierte die eigene Mannschaft am Montag, aber die Talente sollten auch zum Stützpunkttraining. Und Ruit war für die nicht von den Fildern stammenden Spielerinnen nicht gerade um die Ecke. „Die Spielerinnen müssen nicht mehr jede Woche den großen Fahrtaufwand bringen“, sagt Kiener. Nur noch alle sechs bis acht Wochen trifft sich der Nachwuchs in Ruit. „Wir wollen es den Spielerinnen leichter machen. So können sie in ihrem gewohnten Umfeld und ihrem Heimatvereinen trainieren“, sagt Bohm.

Und das sieht so aus: Die Auswahlspielerinnen trainieren individuell und in Kleingruppen, dazu gibt es Langhantel- und Athletiktraining. „Es ist ein vereinsunabhängiges Training“, sagt Kiener. Denn: „Wenn junge Spielerinnen im Team trainieren, stehen – verständlicherweise – das Mannschaftstraining und das nächste Punktspiel im Mittelpunkt“, sagt Bohm. „Bei einem individuellen Training werfen die jungen Spielerinnen 50 Mal aufs Tor pro Trainingseinheit statt nur vier Mal. Sie können ganz speziell gefördert werden.“ Das erfordert aber auch ein Umdenken der Vereine, die damit mehr Verantwortung haben. Sie und Kiener besuchen daher in regelmäßigen Abständen die Stützpunkte. Die beiden legen die Trainingspläne und Inhalte fest, setzen Schwerpunkte. Die Einheiten an sich übernehmen die Vereins-Jugendtrainer.

Äußere Umstände müssen passen

„Die Auswahltrainer bekommen mit, wie es bei den Spielerinnen im Verein läuft und können Einfluss darauf nehmen“, sieht Pascal Morgant, der Coach der Nellinger Bundesliga-Handballerinnen, das Positive an der Kooperation. Er unterstützt die Nellinger Jugendtrainer bei ihrer Arbeit am neuen Stützpunkt, schließlich hat er bei Frisch Auf Göppingen fünf Jahre lang den Jugendbereich koordiniert. „Das ist eine große Aufgabe“, sagt Morgant.

Denn neben einem speziellen Training gehört in der Leistungssportförderung auch „das perfekte Umfeld“ dazu. Soll heißen: Die äußeren Umstände, also Schule, Ausbildung, Beruf und Wohnsituation, sollen es den Talenten möglich machen, sich intensiv dem Sport widmen zu können. Das machen die Hornets bei ihren Bundesliga-Spielerinnen bereits. Die Frauen wohnen teilweise in einer WG zusammen und bei der Suche nach Studien- und Arbeitsplätzen werden sie unterstützt. „Daher ist das gar nicht so weit weg von dem, was wir bisher machen“, sagt Morgant. Dennoch ist es auf den gesamten Jugendbereich ausgeweitet noch einmal eine größere Nummer.

Zunächst soll die Kooperation mit Schulen vorangetrieben werden. Erste Gespräche gibt es bereits, das Otto-Hahn-Gymnasium, direkt neben der Sporthalle 1, würde sich als Partnerschule anbieten. „So können wir für junge Spielerinnen auch ein Vormittagstraining anbieten“, sagt Morgant. Für die duale Ausbildung, bei der Studium und Sport miteinander verbunden sind, muss eine Fachhochschule her. Bereits in der C-Jugend soll die Talentsuche beginnen, auch Teilzeit-Internate sind eine Idee. „Erst einmal wollen wir die Spielerinnen aus der Region fördern, die Leistungsdichte ist hier sehr hoch“, sagt Morgant. Ein Internat, wie es eines früher in Nellingen bereits gab, ist nicht der wichtigste Punkt auf der langen Liste, erklärt Morgant: „Talente haben in Nellingen gute Möglichkeiten, den Anschluss zu finden.“

„Durch die Auslagerung in die Vereine ist die Förderung breiter aufgestellt“, sagt Morgant. Bohm ist zuversichtlich. „Es ist sehr gut angelaufen, wir profitieren voneinander“, sagt die Trainerin. „Spielerinnen, die den Sprung in die Bundesliga sowieso machen, werden es so schneller schaffen.“