Dieses Neuhausener Team soll sich in der 3. Liga durchsetzen, hinten von links: Betreuerin Susan Zsoter, Luis Sommer,Timo Flechsenhar, Leon Pabst, Dominik Eisele, Moritz Hipp Hannes Grundler, Timo Durst, Physiotherapeutin Sabine Anschütz und Physiotherapeut Florian Müller. Vorne von links: Sportlicher Leiter Bernd Locher, Alexander Trost, Philipp Keppeler, Roman Fleisch, Nicolas Gross, Sebastian Arnold, Julian Reinhardt, Daniel Roos, Jochen Fuchs, Trainer Ralf Bader. Es fehlen: Lucca Holder, Joshua Gantner, Co-Trainer Markus Locher und Physiotherapeut Martin Kober. Foto: Kehle - Kehle

Neuhausen – Zurückgekommen, um zu bleiben: Die Handballer des TSV Neuhausen wollen sich nach dem Wiederaufsteg endlich in der 3. Liga etablieren. Die Zuversicht auf ein erfolgreiches Abschneiden ist größer als die Angst vor möglichen Misserfolgen. Trainer Ralf Bader ist ein Verfechter positiver Gedanken und lebt diese Einstellung: „Wir sprechen nicht vom Klassenverbleib.“

Von Stefanie Gauch-Dörre

Denn der Nichtabstieg wäre lediglich das Minimalziel. „Negative Gedanken verbauen einem den Weg, mehr zu erreichen. Wir wollen zeigen, dass wir gegen jeden gewinnen können“, betont Bader. Der ehemalige Bundesligaspieler weiß, wovon er spricht. Nicht nur, dass er etliche Jahre Erfahrung als Leistungssportler und -trainer gesammelt hat, er hat sich zudem im Rahmen seines Studiums der Sportwissenschaften mit der Leistungsmotivation im Spitzenhandball intensiv auseinandergesetzt. „Wir haben in jedem Spiel eine Siegchance“, betont er daher vehement. Dass er damit recht hat, haben die Neuhausener bereits im Vorbereitungsspiel gegen den Bundesligisten TVB Stuttgart eindrucksvoll bewiesen. Schnell lagen sie mit 0:2 hinten und leisteten sich leichte Fehler im Spielaufbau. Aber die Abwehr stand sicher und gab dem Team Selbstvertrauen. So führten die Filder-Handballer in der Pause mit 16:15 und gewannen überraschend, aber verdient mit 31:29. Die Verantwortlichen betonen zwar immer wieder, dass es nur ein Vorbereitungsspiel war – aber sehen lassen kann sich so ein Test allemal.
„Wir haben bewusst keinen Platz als Ziel ausgegeben. Wenn wir uns spielerisch und körperlich weiterentwickeln, dann werden wir auch erfolgreich sein“, sagt auch der Sportliche Leiter Bernd Locher. Die Mischung aus Erfahrung, Spielwitz, Können und Willen scheint zu stimmen. Auch wenn das Team mit einem Altersschnitt von gut 22 Jahren sehr jung ist. Die MadDogs sind ein eingespieltes Team. So ist der neue Kapitän Hannes Grundler erst 24 Jahre alt, aber schon in seiner sechsten Saison in Neuhausen und Leistungsträger. „Wir wollen zeigen, dass wir drinbleiben können und keine Fahrstuhlmannschaft sind“, betont der Rückraumspieler.
Die Neuzugänge Roman Fleisch (HSG Ostfildern), Philipp Keppeler (SKV Unterensingen), Nico Groß (TSV Deizisau) und Moritz Hipp (VfL Pfullingen) sind in der „Handballfamilie Neuhausen“ angekommen. Das hat man im Spiel gegen den TVB bereits gemerkt. Zudem haben die Neuhausener in Joshua Gantner (TV Bittenfeld II) im August noch einen dritten Torhüter verpflichtet. Der 22-Jährigen stieß zum Kader, nachdem sich Gross eine Muskelverletzung zugezogen hatte, und war bereits beim Trainingslager im Waldachtal dabei.
Der routinierte Linkshänder Alexander Trost hatte eigentlich sein Karriereende verkündet – dabei soll es prinzipiell auch bleiben. Aber er steht den beiden jungen Neuzugängen Fleisch und Keppeler zur Seite. „Seine Erfahrung ist immens wichtig. Davon können die beiden nur profitieren“, sagt Bader über den 36-Jährigen. Trost ist sozusagen der zweite Co-Trainer für die Linkshänder und soll nur im äußersten Notfall selbst zum Einsatz kommen. „Alex ist da, um zu helfen und nicht, um Spielzeiten wegzunehmen“, erklärt der Coach.
Nach vielen athletischen Einheiten haben die Neuhausener im Trainingslager an ihrer Taktik gefeilt. Bader will an den Dingen, die im Aufstiegsjahr gut funktioniert haben, ansetzen. „Es ist ein Prozess, aber wir bauen zu 80 Prozent auf dem auf, was wir uns in der vergangenen Spielzeit erarbeitet haben“, sagt er.

„Ich vertraue unserer Abwehr“

Das Prunkstück der Neuhausener ist und bleibt die offensive 3-2-1-Abwehr. Daran wird sich wohl auch nichts ändern: „Ich vertraue unserer Abwehr und stehe dazu“, betont Bader, der sich nur kurzzeitig überlegt hatte, noch eine zweite Defensive einzustudieren. Stattdessen hat sich der Coach für Varianten innerhalb der offensiven Ausrichtung entschieden. So könne man sich auch auf die verschiedenen Gegner und deren jeweilige Stärken einstellen. Wobei Bader sowieso der Überzeugung ist, dass die offensive Abwehr gegen großgewachsene Gegner noch besser funktioniert als zuletzt in der Baden-Württemberg Oberliga. Der Trainer betont immer wieder: „Viel werden wir nicht ändern. Ich freue mich richtig darauf, unsere Stärken in der Abwehr auszuspielen.“ Für ein erfolgreiches Abschneiden muss dann eben noch die Konstanz stimmen. „Wir können davon ausgehen, dass wir keine Pfeiffen-Gegner haben“, sagt Bader schmunzelnd, der jeden Spieler noch ein Stück weiterbringen möchte.
Vor allem zu Hause sollen zum Erfolg auch die Zuschauer beitragen und die Mannschaft nach vorne peitschen. Hierfür bekommen die Jugend-Handballer an den Trommeln Unterstützung vom erfahrenen Robin Schmitt – sozusagen einen „Dirigenten“ an die Seite gestellt. „Wir wissen, dass wir in Vorleistung gehen und die Fans mit guten Leistungen überzeugen müssen. Aber wir brauchen auf der anderen Seite auch ihre Unterstützung“, betont Bader und ergänzt: „Wir müssen in jeder Situation zusammenhalten. Das macht uns stark.“ Das Team hofft auf euphorische Unterstützung. Bader ist sich sicher, dass ein Profi-Trommler wie Schmitt einen entscheidenden Teil dazu beitragen kann, die Egelseehalle zum Kochen zu bringen.
Die Trommler haben noch eine Woche Zeit, sich auf den Saisonstart vorzubereiten, denn am Sonntag (16 Uhr) starten die Neuhausener bei den Rhein-Neckar Löwen II. Fehlen wird dabei Linksaußen Julian Reinhardt, der mehrere Monate mit einem Sehneriss im Daumen ausfällt. „Als beste Rückrundenmannschaft erwarte ich einen selbstbewussten, jungen und läuferisch starken Gegner“, sagt Bader. Das ändert allerdings nichts an der Siegchance der Neuhausener. Vier Tage vor dem Start gab es allerdings noch einen kleinen Dämpfer. Die MadDogs unterlagen dem TV Weilstetten im württembergischen Supercup mit 34:35 (16:14) nach Siebenmeterwerfen. „Da wurde uns aufgezeigt, dass wir in jedem Spiel hundert Prozent geben müssen, um erfolgreich Handball zu spielen“, betont Bader.

Kader

Tor: Sebastian Arnold, Nicolas Gross, Joshua Gantner.
Feld: Timo Durst, Leon Pabst, Moritz Hipp, Dominik Eisele, Jochen Fuchs, Roman Fleisch, Hannes Grundler, Alexander Trost, Julian Reinhardt, Timo Flechsenhar, Daniel Roos, Luis Sommer, Lucca Holder, Philipp Keppeler.