Rolf Brack steht nicht mehr an der Seitenlinie der Göppinger. Foto: Baumann - Baumann

Trotz der Vertragsverlängerung im Februar trennen sich Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen und Trainer Brack

GöppingenUm 15.38 Uhr verschickte Frisch Auf am Donnerstag die Nachricht, die nicht mehr allzu überraschend kam: Der Verein und Trainer Brack gehen ab sofort getrennte Wege. Wie so oft war das Aus mit der branchenüblichen Floskel „im gegenseitigen Einvernehmen“ überschrieben. Wie auch immer: Das Scheitern wird als eines der größten Missverständnisse in die Vereinsgeschichte eingehen. Denn erst am 2. Februar diesen Jahres gab der Traditionsclub die Verlängerung des Vertrags mit dem Trainer bis zum 30. Juni 2019 bekannt.

Wie es zu der Kehrtwende kam? Offenbar haben sich die Probleme zwischen dem Großteil der Mannschaft, der medizinischen und der athletischen Abteilung auf der einen Seite und dem erfahrenen Coach auf der anderen dramatisch verschärft. Ein vertrauensvolles Miteinander in der Zukunft sah der Verein schlicht und ergreifend als unmöglich an. Es ging dabei um zwischenmenschliche Dinge, aber auch um fachliche Fragen, wie etwa die Trainings- und Belastungssteuerung. Die Dissonanzen gipfelten in gegenseitige Schuldzuweisungen, was die Ursachen für die sehr hohe Zahl an Verletzungen betraf. Sportlich dagegen gab es unter der Regie von Brack in einigen Bereichen durchaus Fortschritte – auch wenn die Punkteausbeute dies nicht unbedingt widerspiegelte. Der 64-Jährige kam Ende September 2017 bei 4:6 Punkten als Nachfolger des Schweden Magnus Andersson. Am Schluss standen 31:37 Zähler auf dem Konto, was nur zu Platz zehn reichte. Im EHF-Pokal gab es für den Titelverteidiger in 14 Spielen dafür elf Siege. Der Einzug ins Final Four in Magdeburg endete auf Platz vier.

Dass es die Probleme gab, hatten zuletzt alle Beteiligten offen eingeräumt. Brack wollte das Ganze nicht zu hoch hängen: „Nicht Stimmungen sind entscheidend, sondern Resultate. Alles, was ich tue, ist zum Wohle des sportlichen Erfolgs von Frisch Auf“, sagte er. Oder auch: „Ich bin seit 35 Jahren Trainer. Mit Harmonie gewinnt man keine Spiele, sondern mit erfolgsorientierter Arbeit.“ In der offiziellen Mitteilung wird Brack wie folgt zitiert: „Es war eine interessante und intensive Zeit mit großen Herausforderungen im EHF-Pokal und in der Bundesliga. Letztendlich gab es unterschiedliche Auffassungen in der Bewertung der abgelaufenen Saison und über die sportliche Weiterentwicklung in der neuen Saison.“

Die Kehrtwende in der Trainerfrage trifft den Verein auch finanziell. Nach menschlichem Ermessen muss Brack ein Jahr weiter bezahlt werden. Dadurch könnte auch nochmals Bewegung in die Personalie Zarko Sesum kommen. Da Frisch Auf jeden Euro brauchen kann, ist es denkbar, dass der Club seinen Kapitän und Topverdiener doch schon zur neuen Saison gegen eine Ablösesumme zum Schweizer Topclub Kadetten Schaffhausen ziehen lässt.

Bleibt die Frage, auf welchen Trainer Frisch Auf bei seinem Neustart setzt. An der Gerüchteküche kursieren bereits einige Namen: Darunter sind international renommierte (National)-Trainer wie die Isländer Patrekur Johannesson (Coach der österreichischen Nationalmannschaft) und Gudmundur Gudmundsson (früher Rhein-Neckar Löwen/inzwischen Trainer der isländischen Nationalmannschaft), Juri Schewtsow (Trainer Weißrussland), genauso wie Markus Baur (zuletzt TVB 1898 Stuttgart) und Hartmut Mayerhoffer. Mayerhoffer hat die die SG BBM Bietigheim zweimal in die Bundesliga geführt und gilt bei manchen im Umfeld als Favorit. Am Sonntag hat der 48-Jährige dem Zweitliga-Absteiger ThSV Eisenach abgesagt.