Kempa und Handball gehören zusammen: Bernhard Kempa 2010 mit einem Ball, der seinen Namen trägt. Foto: Archivbild: dpa

Von Martin Kloth und Nils Bastek
Der deutsche Handball trauert um eine seiner größten Persönlichkeiten und den Erfinder eines noch heute weltberühmten Tricks: Bernhard Kempa ist nach wochenlanger Krankheit im Alter von 96 Jahren in seinem Heimatkreis Göppingen gestorben. Das bestätigte der Präsident von Kempas Heimatclub Frisch Auf Göppingen, Thomas Lander, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte bereits die „Südwest Presse“ über den Tod Kempas berichtet. Zum genauen Todeszeitpunkt konnte Lander zunächst keine Angaben machen.
„Wir trauern um einen der größten Sportler, die Deutschland hervorgebracht hat. Was der deutsche Handball dem Spieler und Trainer Bernhard Kempa verdankt, ist kaum in Worte zu fassen“, sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), Andreas Michelmann. „Bernhard Kempa hat Handballgeschichte geschrieben und bleibt mit dem nach ihm benannten Kempa-Trick Teil der DNA unseres Sports.“

Im Flug den Ball fangen und treffen

Kempa galt in den 50er Jahren als bester Handballer der Welt und holte als Spieler und Trainer zahlreiche Titel. Neben etlichen Erfolgen mit Frisch Auf Göppingen gewann er auch zwei WM-Titel im Feldhandball mit der Nationalmannschaft. Göppingen stieg mit ihm zum Nonplusultra im deutschen Handball auf. Richtig berühmt wurde Kempa aber vor allem durch die Erfindung eines noch heute im Handball angewandten Tricks.
Die Idee zum Kempa-Trick war ihm als Spielertrainer der Göppinger gekommen. „Ein Anspieler hebt den Ball über die Abwehr, sein Mitspieler springt möglichst hoch in den Wurfkreis, fängt den Ball noch im Flug mit einer oder zwei Händen und wirft ein Tor“, notierte er während eines Trainings. Weil die ganze Aktion in der Luft passierte, war der Kempa-Trick auch als „Flieger“ bekannt. Premiere feierte der handballerische Geniestreich am 24. März 1954 bei einem inoffiziellen Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden in der Karlsruher Schwarzwaldhalle.
Noch heute klatschen die Zuschauer in der Bundesliga, wenn sie Tore per Kempa-Trick sehen. „Sein Name wird uns in den Hallen und Arenen weiter begleiten“, sagte DHB-Boss Michelmann.
Zuletzt war es allerdings still geworden um Kempa. Mit seiner langjährigen Ehefrau Marianne lebte er in seiner baden-württembergischen Heimat Bad Boll in der Nähe von Göppingen. Gesundheitliche Probleme machten ihm aber auch jüngst immer wieder zu schaffen. Zuletzt soll er sich für eine Dialyse lange in ärztlicher Behandlung befunden haben. Schon 2015 war er neun Wochen lang im Krankenhaus behandelt worden.
„Bernhard Kempa hätte Welthandballer und Welttrainer sein müssen, aber diese Auszeichnungen sind erst weit nach seiner aktiven Zeit geschaffen worden. Er ist ein Idol für Generationen“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Ehrungen wurden ihm dennoch zahlreich zuteil: Er bekam das Bundesverdienstkreuz, die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, zweimal das Silberne Lorbeerblatt und wurde 2011 in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufgenommen.