Szimonetta Gera (mit Ball) gehört in der zweiten Hälfte zu den besten TVN-Spielerinnen auf dem Feld. Foto: Rudel - Rudel

Damit bleibt den Nellingerinnen nur noch eine Chance, vor heimischem Publikum zu punkten.

OstfildernEin Handballspiel, in dem über 60 Minuten alles genauso gelingt, wie man sich das vorgenommen hatte, man sich in den sprichwörtlichen Rausch spielt und den Gegner von der ersten bis zur letzten Minute beherrscht, kommt selten vor. Die Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen wissen das nur zu gut – erst recht nach der bisherigen Saison, in der es dem TVN nur vereinzelt gelang, das eigene Leistungsvermögen über einen längeren Zeitraum abzurufen.

Das Heimspiel gegen den VfL Oldenburg war so gesehen sinnbildlich für die ganze Spielzeit. Auf eine ganz schwache erste Hälfte folgte ein starkes Aufbäumen unmittelbar nach der Pause, ehe die TVN-Spielerinnen am Ende doch mit gesenkten Köpfen in der Kabine verschwanden. Nach acht Niederlagen in Serie durften die Gäste aus Oldenburg einen 32:30 (18:14)-Sieg bejubeln. Und das nicht, weil sie einen Sahnetag erwischt hatten. Viel mehr, weil die Nellingerinnen es zugelassen und sich speziell im ersten Durchgang viel zu wenig gegen die Niederlage gestemmt hatte.

Nellinger Trainer Rascher ist enttäuscht

„Mit der ersten Hälfte können wir überhaupt nicht zufrieden sein“, sagte der enttäuschte Nellinger Trainer Ralf Rascher, der sich speziell die 20 Minuten vor der Pause nicht erklären konnte. „In den vergangenen Wochen war das nicht so, da sind wir vor allem im Angriff eigentlich immer souverän aufgetreten.“ Gegen Oldenburg war dies, wenn überhaupt, nur während der Anfangsminuten der Fall. Danach schlichen sich beim TVN zunehmend technische Fehler im Angriff und fehlende Aggressivität in der Verteidigung ein. Die Oldenburgerinnen, die wahrlich nicht wie eine Übermannschaft auftraten, nutzen dies aus und zogen bis zur Pause auf vier Tore davon.

Umso erstaunlicher dann der Beginn des zweiten Durchgangs: Innerhalb der ersten viereinhalb Minuten gelang es dem TVN, den Vier-Tore-Rückstand wettzumachen. Die zu den besseren Nellingerinnen gehörende Lena Degenhardt fasste sich aus dem Rückraum ein Herz und traf zum 18:18 (35. Minute). Mit einem Mal war Feuer in der Partie: Die TVN-Spielerinnen glaubten wieder an sich, genauso glaubten die 260 Zuschauer in der Sporthalle 1 an das Team. Als Spielführerin Tanja Padutsch wenig später (44.) zum 24:22 traf, stand die Halle Kopf. „Als wir mit zwei Toren vorne lagen, war ich mir eigentlich sicher, dass wir den Sieg holen“, sagte Rascher. Er sollte sich täuschen. Obwohl die Nellingerinnen, wie schon in den Wochen zuvor, bis zum Schluss kämpften, sollte es auch dieses Mal nicht zu Punkten reichen. „Zwei, drei technische Fehler brechen uns dann am Ende das Genick“, analysierte ein völlig konsternierter Rascher. „Unter dem Strich muss man sagen, dass 30 gute Minuten eben zu wenig sind.“

Dem TV Nellingen bietet sich nun am Samstag (17 Uhr) – im vorerst letzten Bundesliga-Heimspiel des Vereins – noch eine letzte Chance, vor Heimpublikum zu punkten. Gegen die HSG Bensheim/Auerbach wollen die TVN-Handballerinnen „noch einmal alles versuchen“ (Rascher). Vielleicht gelingt es dann ja mal, die eigenen Stärken über 60 Minuten abzurufen.