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Seit viele denken können, bilden Roland Bohusch, Udo Kressler und Achim Müller das Führungsteam der Fußballer des TV Nellingen – jetzt feiern sie 20-jähriges Jubiläum.
NellingenBeim VfB Stuttgart herrscht seit langer Zeit ein großer Verschleiß von Trainern, Sportdirektoren und Präsidenten – Kontinuität sieht anders aus. Ein Beispiel könnte sich der Fußball-Zweitligist an kleineren Vereinen nehmen. Zum Beispiel am TV Nellingen. Dort stehen Abteilungsleiter Roland Bohusch, Spielleiter Udo Kressler und Kassier Achim Müller seit 20 Jahren an der Spitze der Abteilung Fußball – ohne Unterbrechung. Erst kürzlich überreichte ihnen Ex-FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher für ihr herausragendes Engagement den WFV-Ehrenamtspreis, schon länger sind sie Inhaber der Ehrennadel in Bronze.
Das Trio hat in dieser Zeit viele schöne Momente erlebt. „Das Highlight war sicherlich der Landesliga-Aufstieg 2004“, sagen Kressler und Bohusch unisono. Müller nennt zudem noch das Relegationsspiel zwischen dem TV Nellingen und dem TSV RSK Esslingen. „2000 Zuschauer waren damals auf dem Sportplatz, wir hatten lediglich mit 1200 gerechnet. Das war aus Kassier-Sicht natürlich schön.“ Er erinnert sich: „Das Spiel musste sogar mit Verzögerung angepfiffen werden, weil noch nicht alle Zuschauer auf dem Gelände waren.“
Einen der bittersten Momente ihrer Amtszeit musste das Trio in der Saison 2002/2003 miterleben. Damals wähnte sich der TVN schon als Bezirksliga-Meister und Landesliga-Aufsteiger, doch Konkurrent SC Geislingen schoss im Parallelspiel in den letzten zwei Minuten zwei Tore, drehte damit das Spiel und zog noch am TVN vorbei. „Wir haben nach dem Abpfiff schon gefeiert“, erinnern sich alle drei.
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Großer Umbruch 1999
Angefangen hat alles im Jahr 1999. Damals stand bei den Nellinger Fußballern ein großer Umbruch an, sowohl in der Mannschaft als auch im Vorstand. Abteilungsleiter und Kassier hörten auf, und als Nachfolger gesucht wurden, fiel die Wahl auf Bohusch und Kressler. Müller war zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Jahre Spielleiter, er wechselte lediglich den Aufgabenbereich. „Ich war damals Kapitän der ersten Mannschaft“, erzählt Kressler. „Ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte und ich hab ja gesagt. Es hat mich einfach interessiert.“
Die erste Bewährungsprobe wartete direkt im ersten Jahr: Die Bezirksliga-Mannschaft wurde durcheinandergewürfelt, fast die gesamte A-Jugend wurden hochgezogen. Dennoch hielt der TVN die Liga – und gewann noch den EZ-Pokal. Diese Saison war die Blaupause für die Philosophie des damals neuen Führungsgespanns. „Wir wollten immer schon auf die Jugend setzen. Unser Ziel war und ist es, hauptsächlich mit Nellingern zu spielen“, sagt Kressler. In den vergangenen 20 Jahren hat der TVN kaum einmal für teuer Geld Spieler verpflichtet. „Da können und wollen wir nicht mithalten. Wir regeln das lieber mit Trainingsklamotten als mit Geld“, betont Bohusch. Hinter diesem Grundsatz stehen sie alle – es passt einfach zwischen den Dreien. Kressler: „Roland ist einer, der jeden Euro zweimal umdreht, bevor er ihn ausgibt, ich bin da etwas lockerer. Nicht nur in dieser Hinsicht ergänzen wir uns super.“ Bohusch fügt hinzu: „Allein dadurch, dass wir schon so lange hier sind, haben wir natürlich unheimliche Stabilität und Kontinuität in die Abteilung gebracht.“ Und Müller sagt: „Der Verein steht finanziell absolut gesund da. Ich denke, wir haben den Verein nach vorne gebracht.“
Nicht ohne Grund hat das Trio bereits seit 20 Jahren die Fäden beim TVN in der Hand. Geplant war das jedoch nicht. „Auf keinen Fall, ich hätte nie gedacht, dass wir es so lange machen“, betont Kressler. Er ergänzt mit einem Schmunzeln: „In den ersten Jahren gab es überhaupt keinen Bedarf, etwas an dieser Konstellation zu ändern. Und danach, naja, jeder weiß ja, wie beliebt das Ehrenamt derzeit ist.“ Dabei hatten die drei Funktionäre immer mal wieder potenzielle Nachfolger im Blick. „Doch die haben dann immer den Verein gewechselt“, sagt Kressler.
Doch wie lange soll das Ganze noch weitergehen? Müller lacht: „Nicht mehr lange, wenn es nach meiner Frau geht.“ Nicht mehr lange – in Zahlen ausgedrückt, heißt das ein bis drei Jahre. „Nach dieser Zeit wollen wir in den Hintergrund treten“, sagt Bohusch und ergänzt: „Wir wären dann ja nicht auf einmal weg, sondern würden unseren Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite stehen.“
Das Trio will kürzertreten – aber nicht, weil es keinen Spaß mehr hat. „Im Gegenteil, sonst hätten wir es ja nicht so lange gemacht“, betont Müller, „wir bereuen überhaupt nichts.“ Doch der Zeitaufwand ist groß. Müller zum Beispiel verbringt alle zwei Wochen sechs Stunden auf dem Sportplatz. „Und dann kommen noch die ganzen Abrechnungen und so weiter dazu“, sagt er. Bei Bohusch und Kressler ist es sogar noch mehr. „Im Schnitt eine Stunde pro Tag, 365 Tage im Jahr“, erklärt Bohusch und Kressler ergänzt: „So viel habe ich mindestens auch.“
Ein potenzieller Nachfolgekandidat ist sicherlich Patrick Schibat. Der Koordiantor Sport beim TVN verstärkte vor rund drei Jahren das Funktionärsteam. „Im Moment kann er sich die Abteilungsleitung noch nicht vorstellen. Doch das kann ja noch kommen“, hofft Bohusch. Auch die zweite Mannschaft haben die drei im Blick. Kressler: „Das Team spielt so nun schon seit ein paar Jahren zusammen, auf die Jungs kann man sich verlassen.“
Bis es soweit ist, werden Bohusch, Kressler und Müller weiterhin alles für ihren Herzensclub geben. Nur eines ist sicher: Weitere 20 Jahre werden es nicht mehr werden.