Fußball-Begeisterte unter sich: Wolfgang Drexler (von links), Jürgen Zieger und Martin Hägele. Quelle: Unbekannt

Zwei Spiele hat die Männermannschaft des FCE bestritten und beide zweistellig gewonnen.

EsslingenGenau 61 Zuschauer sind ins altehrwürdige Eberhard-Bauer-Stadion gekommen, um diesen historischen Moment zu erleben. Es nieselt. Aber die Stimmung ist gelöst. Es wird schon alles gut gehen. Das erste Heimspiel einer Erwachsenen-Fußballmannschaft des FC Esslingen. Das Konstrukt von neun Esslinger Vereinen, das in der Jugend bereits funktioniert und das den Esslinger Fußball endlich vorantreiben soll. Kreisliga B, Staffel 1. Der Gegner heißt TSV Berkheim II.

Der Anpfiff verzögert sich um fünf Minuten, weil sich erst ein Esslinger Auswechselspieler finden lassen muss, der auf der Gegengeraden die Fahne schwingt. Bis zu Ligen, in denen ein Schiedsrichtergespann kommt, ist es noch ein weiter Weg. Aber die ersten Schritte sind getan. Und das, was die jungen Männer in ihren schönen grünen Trikots da auf den ebenso grünen Rasen bringen, hat schon nichts mehr mit Kreisliga zu tun.

Das wird spätestens nach fünf Minuten sichtbar. Ein Eckstoß misslingt Aleksandar Mojasevic noch, dann kommt der junge Flügelspieler wieder an den Ball, nimmt gefühlvoll Maß und sein als Flanke geplanter Ball senkt sich über Berkheims Torhüter Michel Capkan ins Netz. 1:0. Applaus. Auch Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der Schirmherr des FCE, und der SPD-Landtagsabgeordnete sowie Turnverbandschef Wolfgang Drexler, Vorsitzender des Vereins, freuen sich. Martin Hägele, der Sportvorstand und unermüdliche Antreiber des Projekts, ohnehin. Die Eltern der U-12-Mannschaft des Vereins verkaufen Kaffee, Kuchen, Waffeln und Hot Dogs.

Ein ungleiches Duell

Später wird Mojasevic noch ein weiteres Tor erzielt, FCE-Torhüter Dominik Eitel in der 77. Minute seine einzige Rettungstat gezeigt und Capkan eine höhere Niederlage der bis zum Ende tapfer mitspielenden Berkheimer verhindert haben. 10:0 geht das Spiel aus. Fußballerisch ein ungleiches Duell. Zwei Wochen zuvor beim Saisonauftakt als Gast der SV 1845 Esslingen hatte es ein 13:0 gegeben. Niemand zweifelt am Aufstieg. Tabellenführer ist trotzdem der TSV Baltmannsweiler. Weil der FCE schon am zweiten Spieltag frei hatte.

Mojasevic, der junge Mann mit dem feinen Ballgefühl, klatscht Gegen- und Mitspieler ab und lächelt zufrieden. „Respekt an die Berkheimer“, sagte er. Und: „Wir sind zufrieden.“ Laut Hägele verkörpert der 20-Jährige wie kaum ein anderer die Beweggründe, warum die Esslinger Fußballer angetreten sind, die Kräfte zunächst im Jugendfußball zu bündeln und nun auch bei den Aktiven aktiv zu werden. Das Talent zog einstmals von Wäldenbronn aus, um über die Jugend des TSV Denkendorf bei den Stuttgarter Kickers in der A-Junioren-Bundesliga zu landen. Jetzt hilft er mit, in Esslingen etwas aufzubauen. „Wir müssen den eigenen Talenten eine Perspektive bieten“, sagt Hägele. Mojasevic sagt: „Ich fühle mich hier zuhause. Wir wollen etwas starten. Wir sind alle von dem Projekt und der Vision überzeugt.“

Spieler mit Esslinger Vergangenheit

Viele seiner Mannschaftskameraden haben eine Esslinger Vergangenheit und sind nach einigen Jahren in der (höherklassigen) Fremde zurückgekehrt. Die Brüder Manuel und Dominik Eitel oder Kapitän Georgios Natsis etwa haben zuletzt beim TSV Köngen beziehungsweise dem TSV Weilheim in der Landesliga gekickt – und wollen den Club ihrer Heimatstadt dorthin zurückführen. Mindestens. In fünf Jahren, so der Zeitplan, soll es soweit sein. Spätestens. Die Identifikation ist vorhanden. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass man bei den FCE-Spielern auffällig viele grüne Fußballschuhe sieht. Und rote, die andere Farbe des Stadt- und Vereinswappens.

Wie einige seiner Kameraden bringt sich Mojasevic auch als Jugendtrainer ein. Er ist Assistenzcoach bei der U 15 der Esslinger, die gerade die Qualifikation für die Oberliga geschafft hat. SSV Reutlingen, SSV Ulm 1846 und SV Waldhof Mannheim heißen dort die Gegner. Hägeles Augen leuchten. „Das sind die Vereine, mit denen wir uns messen wollen.“ Irgendwann auch bei den Erwachsenen.

Noch heißen da die Konkurrenten aber TSV Berkheim II, TSV Lichtenwald oder TV Hochdorf II. Ein respektvolles Auftreten und keine Spur von Überheblichkeit ist Hägele wichtig. Wie hoch die Siege auch ausfallen. Bisher scheint das gut zu gelingen. Der FCE ist die Übermannschaft der B 1. Aber er ist Teil der B 1. Jeden Sonntag ein Spiel. „Es ist wichtig, dass wir nicht nachlassen und nicht beginnen, in der Schlussphase Hugoles zu spielen“, erklärt Trainer Mario Palomba, der in der vergangenen Saison noch den FV Neuhausen in der Bezirksliga betreut hat. Darüber, wie er die Mannschaft auf Spiele einstellt, in denen schon von vorneherein feststeht, dass sie hoch überlegen sein wird, hat er sich viele Gedanken gemacht. „Ich versuche, die Spieler im Training voranzubringen, in den Spielen sollen sie das dann taktisch umsetzen“, sagt er. Auch beim Stand von 8:0. Hägele spricht von einer einheitlichen Spielphilosophie in allen Mannschaften.

„Ich fordere sie im Training“, erklärt Palomba. Dreimal in der Woche wird geübt und dabei auch gerne mal ein Testspiel gegen ein höherklassigeres Team gemacht. „Damit die Spieler sehen, dass nicht alles so einfach ist“, wie der Trainer lächelnd sagt. Außerdem hofft er, dass die Mannschaft im WFV-Pokal weit kommt und dort von Runde zu Runde auf stärkere Gegner trifft. Beim 5:0 zum Auftakt beim B-2-Vertreter FV Plochingen II taten sich die Esslinger lange schwer.

Keine eigenen Fans

Hägele erwartet schon in der Kreisliga A mehr Gegenwehr. „Sollte es mit dem Aufstieg klappen“, wie er betont. Bloß nicht überheblich rüberkommen, auch nicht von Funktionärsseite. Von Jahr zu Jahr hoffen die Esslinger auch auf mehr Zuschauer. Der FCE hat keine eigenen Fans. Die Leute gehen am Sonntagnachmittag eben zu ihrem TSV RSK, ihrem TSVW oder ihrem VfB Oberesslingen/Zell.

Aber irgendwann, wenn sich herumgesprochen hat, dass die Jungs in den schönen grünen Trikots guten Fußball spielen und wenn sie die eine oder andere Klasse geklettert sind, soll das anders sein. Der Optimismus ist groß. Und der Anfang gemacht. Gegen den TSV Berkheim II, bei Nieselregen und vor 61 Zuschauern.

Auch die FCE-Frauen starten

Auch bei den Esslinger Fußballfrauen beginnt ein neues Kapitel: Am Sonntag (10.30 Uhr) startet das Frauenteam des FC Esslingen im Eberhard-Bauer-Stadion gegen den TSV Wäschenbeuren in die Bezirksliga-Saison.

„Nach dem erfolgreichen Start des Erwachsenenfußballs im Männerbereich starten nun auch die Frauen. Dies gibt unseren jungen Spielerinnen eine sehr gute Perspektive, in Esslingen bleiben zu können“, erklärt FCE-Sportvorstand Martin Hägele: „Als einziger Verein in Esslingen, der Mädchenfußball anbietet und nun auch Frauenfußball, haben wir hier eine besondere Verantwortung.“

Immerhin zwölf der 15 Spielerinnen kommen aus dem Verein. Das freut Trainer Walter Herzig besonders. „Es ist schön, den Weg vieler Spielerinnen über die Jahre zu sehen und ihnen nun auch die Möglichkeit bieten zu können, bei uns zu bleiben. Damit ist unser sportliches Angebot komplett“, betont er.