So sehen Sieger aus: ASV Aichwald. Foto: Rudel - Rudel

Zwei Mal Verlängerung, ein Mal Elfmeterschießen – die Endspiele im Bezirkspokal bieten alles, was den Fußball ausmacht.

WendlingenDoublesieger, Doublesieger! Hey, Hey!“ schallte es in Wendlingen über den Fußballplatz. Die Frauen des TB Ruit haben sich mit einem 2:1 nach Verlängerung gegen den TSV Deizisau im Finale durchgesetzt und den Bezirkspokal gewonnen. „Es war eine klasse Mannschaftsleistung“, lobte Trainerin Annika Rauch das Team, das sich bereits die Meisterschaft in der Bezirksliga gesichert hatte.

Von einem Klassenunterschied zu den bereits in der Regionenliga spielenden Deizisauerinnen war von Anfang an nichts zu sehen. Ruit übte Druck aus und ging bereits in der 8. Minute nach einem Freistoß in Führung: Janina Schmid kam vor der herauseilenden Alexandra Berner im Deizisauer Tor zum Kopfball und nickte ins leere Tor ein. Doch am Spielverlauf änderte sich durch den Treffer nichts. Die Deizisauerinnen wurden vor allem in der ersten Hälfte ihrer Favoritenrolle überhaupt nicht gerecht. „Bei uns hat zu Beginn die Einstellung nicht gestimmt“, haderte TSV-Coach Michael Breier.

Aus der Kabine kam der TSV bei weiterhin perfektem Fußballwetter dann deutlich druckvoller. In der 53. Minute setzte Sarah Maier zu einem unwiderstehlichen Solo-Lauf an und traf eiskalt zum 1:1-Ausgleich. Spätestens jetzt war der Favorit im Spiel. In der Folge flachte die Begegnung allerdings bei sommerlichen Temperaturen ein wenig ab und so ging es in die Verlängerung. „Es war ein offener Schlagabtausch“, sagte Rauch, die dann sah, wie sich Natalie Riegger in der 100. Minute im Deizisauer Strafraum durchsetzte und so für das 2:1und großen Jubel bei den mitgereisten Ruitern sorgte. Immer wieder ergaben sich daraufhin durch den Kräfteverlust Torchancen auf beiden Seiten, doch Kapital daraus schlagen konnte weder der TBR noch der TSV. Auch der Platzverweis für Ruits Pia Dohrmann in der 112. Minute war nicht mehr spielentscheidend und so brach nach dem Abpfiff von Schiedsrichterin Natascha Roschke die pure Freude aufseiten der Ruiterinnen aus. Die Deizisauerinnen waren entsprechend enttäuscht.

„Wir haben bis zum Schluss gekämpft, aber Ruit hatte einfach die Nase vorne“, sagte der faire Verlierer Breier. Seinem Pendant war nach der Sektdusche die Freude und Erleichterung anzusehen. „Wir sind einfach nur froh, dass uns die Revanche geglückt ist. Vor zwei Jahren hatten wir auch in der Verlängerung noch gegen Deizisau verloren, nun stehen wir mit dem Pokal in der Hand da“, sagte Rauch.

Auf die Frage nach den weiteren Plänen für den Tag gab es selbstverständlich nur eine Antwort: „Heute wird gefeiert“.

Kreisligist Aichwald schlägt Bezirksligist Donzdorf

"Solche Geschichten schreibt nur der Pokal“. Aichwalds Kapitän Elias von Kirchbach fehlten nach dem 9:8-Erfolg nach Elfmeterschießen über den 1. FC Donzdorf und dem Gewinn des Bezirkspokals ein wenig die Worte. Es lagen ereignisreiche Minuten hinter ihm und den anderen Protagonisten des Pokalfinales: Früh stellte sich heraus, dass sich der Kreisligist ASV Aichwald durchaus etwas gegen den Bezirksligisten ausrechnen konnte. Nach einer ausgeglichen halben Stunde setzte sich Aichwalds Fabian Müller auf der rechten Seite durch, bekam im Strafraum erneut den Ball und vollendete zum 1:0. Der mit drei Reisebussen angereiste Schurwald-Anhang auf der Gegengeraden tobte. Donzdorf war nicht richtig im Spiel und nur drei Minuten später klingelte es erneut. Der auffällige Tim Tropschuh servierte sehenswert für von Kirchbach, der nur den Fuß zum 2:0 hinheben musste. Die Rot-Weiß gekleideten ASV-Fans waren auf Wolke Sieben.

Nach der Halbzeit kam von Aichwald nach vorne jedoch fast nichts mehr und der FC war spielbestimmend. Allerdings ließ der Bezirksligist eine Großchance nach der anderen liegen. So wähnten sich die Aichwalder offenbar schon als Sieger – doch dann geschah beinahe Unbegreifliches: In der 91. Minute verkürzte Tim Schraml per Freistoß zum 1:2 und zwei Minuten später nutzte er die Unordnung in der Aichwalder Hintermannschaft zum 2:2. Riesen Jubel bei den Donzdorfern, die dann allerdings die Verlängerung nach einem Platzverweis beim Jubeln in Unterzahl bestreiten mussten.
In dieser blieb Donzdorf weiter tonangebend und spätestens in der 95. Minute ließ Nico Kolb mit dem 3:2 den ASV-Anhang verstummen. Aber nur für kurze Zeit. Es ging nicht mehr viel bei Aichwald. „Eigentlich glaubte keiner mehr dran“, sagte der spätere Matchwinner Lukas Kipp, „aber unsere Fans haben uns so lautstark angefeuert – ein geiles Gefühl“.

In der 120. Minute gab es noch einen indirekten Freistoß für den ASV aufgrund eines Zeitspiels von FC-Keeper Luca Malkmuß. Von Kirchbach traf – und erzwang das Elfmeterschießen. Nach zehn verwandelten und drei verschossenen Strafstößen trat dann Kipp an den Punkt und sorgte dafür, dass „ganz Aichwald die Nacht durchfeiern wird“, wie er selbst sagte. „Dass es ausgerechnet Lukas ist, der sein letztes Spiel für die erste Mannschaft gemacht hat und dann den entscheidenden Elfmeter verwandelt, freut mich einfach extrem“, sagte van Kirchbach mit einem ganz breiten Grinsen. An diesen Tag werden sich die Aichwalder Fußballer noch lange erinnern.