Esslingen - Der TV Nellingen und der TSV Deizisau haben in der Vergangenheit zu den ambitionierten Teams der Bezirksliga gezählt. Mittlerweile stapeln die ehemaligen Landesliga-Fußballer aber eher tief und halten sich bedeckt beim Thema Aufstieg. Sie sehen sich eher in der Außenseiterrolle, auch bedingt durch die finanziellen Mittel der Konkurrenz. Auch der TSV RSK Esslingen spielte schon in der Landesliga. Mittlerweile steht für das Team von der Katharinenlinde aber der Klassenverbleib im Vordergrund. Gute Titelchancen werden dem Vorjahres-Dritten TSV Oberensingen bescheinigt.

Von Stefanie Gauch-Dörre

Einig sind sich alle darin, dass der Saisonstart - mitten in den Sommerferien - abermals zu früh ist. Mit urlaubsbedingten Personalsorgen haben so alle Mannschaften zu kämpfen, sodass die ersten Spiele wohl noch nicht richtungsweisend sein werden. Mit 17 Mannschaften haben die Fußballer einen vollen Terminkalender.

TSV Oberensingen: Zuletzt verpassten die Oberensinger als Dritter nur knapp den Relegationsplatz zwei. Dieses Mal soll es klappen. „Es wäre unglaubwürdig, wenn wir sagen würden, dass wir nicht besser abschneiden wollen“, sagt Spieler-Co-Trainer Marcel Brandstetter. Zumal sich die Oberensinger verstärkt haben. Vor allem Ferdi Er (TSV Weilheim) und Tarik Serour vom SSV Reutlingen lassen die Konkurrenz aufhorchen. „Alle Neuzugänge haben sich erstaunlich schnell integriert. Ferdi und Tarik sind sicherlich Verstärkungen, die uns weiterbringen“, betont Brandstetter und fügt hinzu: „Man merkt, dass die beiden gute Anlagen haben. Sie passen aber nicht nur sportlich zu uns, sondern auch menschlich.“ Die Oberensinger haben am ersten Spieltag spielfrei und somit eine Woche länger Zeit, um Abläufe zu verfeinern. Zuletzt hatte das Team seine Probleme mit den vermeintlich schwachen Gegnern. „Daran müssen wir arbeiten“, betont Brandstetter. Mit der Vorbereitung ist der Offensivspieler zufrieden: „Gegen den Landesligisten TSV Köngen haben wir 2:1 gewonnen und beim 3:3 gegen die U 19 des SSV Reutlingen stark gespielt.“

TSV Deizisau: Thomas Gentner ist der neue Coach an der Seitenlinie des TSV Deizisau und er macht sich nichts vor: „Beide Seiten müssen sich erst aneinander gewöhnen.“ Etliche Deizisauer haben in ihrer aktiven Zeit nur mit einem Trainer gearbeitet: Tonio Pepe hat nach acht Jahren den Trainersessel seines Heimatvereins verlassen. Das „aneinander gewöhnen“ sei nicht negativ gemeint. „Aber jeder Trainer hat eben seinen eigenen Stil. Ich bin mit der Vorbereitung jedenfalls sehr zufrieden“, erklärt Gentner, der mit dem Team bereits den Gewinn des Teckbotenpokals feierte. Dass die Routiniers Benjamin Widmaier und Tobias Böing aufgehört haben, sieht Gentner als Chance für die jüngeren Spieler. So gebe es beispielsweise in Marius Ruoff und Marvin Lösche durchaus Spieler, die menschlich und sportlich in die Fußstapfen der beiden treten könnten. Die in der Vergangenheit stets ambitionierten Deizisauer geben sich beim Saisonziel eher zurückhaltend. „Es ist in beide Richtungen vieles möglich. Es werden eine ganze Reihe von Teams um den Aufstieg spielen. Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, ist ein Platz unter den ersten sechs sicher drin,“ sagt Gentner, dem eine hohe Aktivität auf dem Feld wichtig ist. Zudem hat er wieder auf eine Viererkette mit schnellen Außenspielern umgestellt. „Man merkt, dass das Potenzial im Team da ist. Einige haben die sehr guten Zeiten von Deizisau in der Landesliga mitgemacht“, betont der Coach. Deizisau muss am ersten Spieltag beim Meisterschaftsfavoriten SGM T/​T Göppingen ran.

TV Nellingen: Die Nellinger wollen sich direkt hinter den Top-Teams einordnen. „Dann sind wir sehr zufrieden“, betont Trainer Klaus Schipke, denn die Qualität der Liga sei noch einmal gestiegen. „Mit den zahlungskräftigen Mannschaften können wir nicht mithalten“, erklärt Schipke. Heißt das, dass die glorreichen Landesliga-Zeiten der Nellinger in weite Ferne gerückt sind? Ganz so deutlich will es Spieler-Co-Trainer Felix Weitz nicht formulieren. Aber es werde nicht einfacher. Nellingen habe damals von den starken Jahrgängen 1987, 1988 und 1989 profitiert. Die werden aber auch älter oder spielen schon gar nicht mehr. Nur noch drei sind von ihnen im Team. „Wir müssen von Saison zu Saison schauen. Wir haben eine gute Jugendarbeit“, blickt Weitz optimistisch in die Zukunft. Im Moment setzen die Nellinger auf den Teamgeist. „Die Liga ist sehr stark und das Thema Geld spielt eine immer größere Rolle. Sechs Mannschaften zahlen Beträge, die dem Niveau in der Oberliga nahekommen. Dem müssen wir als Team Paroli bieten. Fußballerisch wird das schwierig“, erklärt der Offensivspieler und ergänzt dann aber: „Dennoch ist alles möglich.“ Eine Herausforderung werde es zudem sein, Ingo Franz (Karriereende) und Yasin Karacan (VfB Oberesslingen/Zell) zu ersetzen. „Beide haben Akzente gesetzt. Jetzt müssen wir in unseren Aktionen nach vorne noch flexibler werden“, fordert Schipke. Der TVN startet gegen den TSV Obere Fils in die Saison und erwartet einen unangenehmen und kämpferisch starken Gegner.

FV Neuhausen: Die Neuhausener waren zuletzt Zehnter und streben auch in der neuen Spielzeit einen Mittelfeldplatz an. „Wir wollen über dem Strich landen. Aber es wird ziemlich eng zugehen“, befürchtet Mario Palomba. Neuhausens Coach schätzt die beiden Landesliga-Absteiger 1. FC Eislingen und SC Geislingen stark ein, ist aber auch mit der eigenen Vorbereitung bisher zufrieden: „Wir haben eine hohe Trainingsbeteiligung. Die Mannschaft ist jung und hat Lust auf Fußball.“ Sechs Spieler kommen aus der A-Jugend dazu. „Alle sind sehr bemüht. Janis Denzinger und Georgios Kalingiannidis wurden bereits in der vergangenen Saison eingesetzt“, sagt Palomba, dem zudem zwei junge Neuzugänge zur Verfügung stehen: Rico Gehringer (TSV Großheubach) und Marc-Anthony Hermle (TSG Balingen). Den Abgang von Marlon Schnabl zum SV Göppingen müsse das Team allerdings im Gesamten auffangen: „Marlon war für uns ein absoluter Ausnahmespieler.“ Die Neuhausener haben ihr Augenmerk auf das Ballbesitzspiel gelegt. „Zuletzt haben wir viel auf Konter gelauert. Jetzt müssen wir das eine oder andere Mal auch selber das Spiel machen“, betont Palomba. Für den Saisonstart gegen den TSV RSK Esslingen wünscht er sich eine Revanche für die 1:4-Rückrundenniederlage.

TSV RSK Esslingen: Beim TSV RSK ist ein alter Bekannter zurück: Gaetano Intemperante gibt an der Seitenlinie künftig die Kommandos und will den Klassenverbleib möglichst schnell klarmachen. Aus Sicht des Trainers bleibt die Liga stark. „Einige Vereine haben richtig aufgerüstet. Das sind Neymar-Verhältnisse im Kleinen. Damit können wir nicht mithalten“, erklärt Intemperante die verhältnismäßig niedrige Zielsetzung des ehemaligen Landesliga-Teams. Hinzu komme, dass die Esslinger Spieler sehr jung sind. Die beiden Torhüter Johannes Lipp und Dennis Schuder sind beispielsweise unter 20 Jahre alt. Da fehlt Erfahrung, die der TSV RSK mit Freude, Emotionen und taktischer Flexibilität wettmachen will. „Wir haben in der Vorbereitung motiviert gearbeitet und werden versuchen, es jedem Gegner schwer zu machen“, betont der Coach. Zum Saisonstart ist der FV Neuhausen zu Gast. „Toller Gegner, tolles Derby mit hoffentlich tollem Wetter“, sagt Intemperante. Einige junge Spieler konnten die Esslinger nicht halten, weil lukrative Angebote gelockt haben. „Als Student kann man etwas Geld eben gut gebrauchen“, erklärt Intemperante.

TSV Berkheim: Von so einem Saisonende träumt jeder Fußballer: Berkheim hatte in der letzten Minute alles klar gemacht. Als der Tabellenzweite den Spitzenreiter TSV Wendlingen zum Showdown empfing, setzten sich die Berkheimer dank Christian Dorers Treffer in der 85. Minute mit 1:0 durch und zogen an den Wendlingern vorbei zur Meisterschaft. Für das Team bedeutete das den direkten Wiederaufstieg, für Trainer Christian Mirbauer die erste Saison in der Bezirksliga, obwohl der Coach bereits im Vorjahr den Bezirksliga-Aufstieg feierte. Damals mit dem FV Plochingen, den er am Saisonende Richtung Berkheim verließ. „Ich habe richtig Bock darauf“, betont Mirbauer, der damit rechnet, dass keine Mannschaft schnell abgeschlagen sein wird: „Die Liga ist sehr stark. Vor allem Oberensingen und Kirchheim haben sich enorm verstärkt. Das ist im Vergleich zu uns eine andere Welt.“ Auch wenn einige Spieler bereits in der Liga Erfahrungen gesammelt haben, werde es nicht leicht für die Berkheimer: „Wir sind realistisch und werden um den Klassenverbleib kämpfen. Das wird ab Platz sechs oder sieben losgehen.“ Mirbauer betont, dass Berkheim vor allem zu Hause ein unbequemer Gegner sein muss. „Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. In der Kreisliga A haben wir sehr offensiv gespielt. Das müssen wir jetzt etwas dosierter angehen und einen Tick defensiver stehen“, sagt der Trainer, der aber weiterhin auf eine starke Offensive setzt. Im Meisterjahr trafen die Berkheimer 115 Mal ins Netz. Über die Hälfte der Tore erzielten Stefan Ruoff und Sebastian Franken. „Am Ende wird der Teamgeist für uns sehr wichtig sein“, betont Mirbauer, der in Dorer und Daniel Merz (beide Karriereende) zwei Abgänge verschmerzen muss.

Auf- und Abstiegsregel

Der Meister steigt direkt auf, der Zweite hat über die Relegation die Chance zum Aufstieg. Vier Mannschaften steigen direkt ab, der Fünftletzte geht in die Relegation. Sollten mehr als drei Teams direkt aus der Landesliga, Staffel 2 in den Bezirk Neckar/Fils absteigen, erhöht sich die Zahl auf fünf Direktabsteiger.