Es kann losgehen: Der FC Esslingen Foto: Fritsche - Fritsche

Mit dem FCE verbindet sich die Hoffnung, dass der Esslinger Fußball sein Mauerblümchendasein beendet und an eine ruhmreiche Vergangenheit anknüpft.

EsslingenEs ist ein historischer Moment: Der 2011 als Talentförderverein für Jugendfußballerinnen und Jugendfußballer gegründete FC Esslingen steigt zu Beginn der Saison 2018/2019 mit einem Frauen- und einem Männerteam in den Erwachsenenfußball ein. Das erste Spiel der Männer in der Kreisliga B, Staffel 1, ist gleich ein Derby: Der FCE trifft am 19. August auf die SV 1845 Esslingen.

Der FCE hat große Ambitionen, der Einstieg in die unterste Liga soll der Beginn einer Erfolgsgeschichte sein. Der direkte Aufstieg in die Kreisliga A ist quasi ein Muss. Dementsprechend wurde der Kader zusammengestellt. Einige FCE-Fußballer haben sogar Landesliga-Erfahrung. In zehn Jahren – so die Zielsetzung – will der FCE in der Oberliga spielen.

Mit dem FCE verbindet sich die Hoffnung, dass der Esslinger Fußball sein Mauerblümchendasein beendet und an eine ruhmreiche Vergangenheit anknüpft. Vor 50 Jahren spielten die TSF Esslingen im Eberhard-Bauer-Stadion in der 1. Amateurliga und wären 1968 um ein Haar in die Regionalliga aufgestiegen. In den 90er-Jahren schaffte der TSV Wäldenbronn den Sprung in die Oberliga, verschwand aber kurze Zeit später in der Versenkung. Seither schaffte hin und wieder ein Esslinger Verein den Sprung in die Landesliga, hielt sich dort allerdings nicht lange. In der kommenden Saison hält nur noch der TSV RSK die Esslinger Fahnen in der Bezirksliga hoch, der Rest kickt in der Kreisliga A oder Kreisliga B. Ob das Projekt FC Esslingen erfolgreich verläuft, wird sich zeigen.

FCE-Trainer Mario Palomba hat selbst noch kein Feedback aus der Liga erhalten. „Kollegen aus anderen Ligen sagten mir, ich hätte eine interessante Aufgabe übernommen“, sagt er. Zunächst will Palomba die zusammengewürfelte Mannschaft des FCE zu einer Einheit formen. Die Kunst in dieser Saison wird seiner Meinung nach sein, „die Spannung hochzuhalten und jedes Spiel wie ein Endspiel anzugehen“.

In einer EZ-Umfrage äußern sich die künftigen Gegner zum FCE, zu dessen Philosophie und Zielsetzung. Die überwiegende Einstellung der Vereine zum FCE ist positiv. Entscheidend für die Akzeptanz des FCE wird auch sein, wie die Mannschaft in den Spielen auftritt. Und die Teams der B 1 fragen sich natürlich, mit welcher Taktik sie dem scheinbar übermächtigen Gegner Paroli bieten können.

Wolfgang Walter, Abteilungsleiter der SV 1845 Esslingen

FCE und die SV 1845 sind beide auf dem Sportgelände in Weil beheimatet. Wobei die Sportvereinigung in der kommenden Runde ihre Spiele auf dem ehemaligen Gelände des VfL Post austragen wird. Ausgerechnet der ambitionierte Nachbar FCE könnte dem Absteiger den direkten Wiederaufstieg vermasseln. Doch die SV 1845 haben ohnehin andere Ziele. „Wir planen einen Neuaufbau, wollen auf junge Spieler setzen und ohne Druck Spaß am Fußball haben“, sagt Walter. Der FCE ist seiner Auffassung nach klarer Favorit und wird „mit Argusaugen beobachtet werden“. Alles andere als der Aufstieg des Neulings wäre für Walter eine Überraschung. „Wir stehen als Gründungsmitglied hinter dem FCE und werden ihn unterstützen“, sagt der Abteilungsleiter und hat die Hoffnung, dass in Esslingen mittelfristig wieder höherklassiger Fußball gespielt wird. Sportlich hat Walter keine Bange vor dem FCE: „Wir werden zeigen, dass wir auch Fußball spielen können und werden mit fairen Mitteln dagegenhalten.“ Die Option, gegen den FCE nicht anzutreten und am Grünen Tisch mit einer 0:3-Niederlage davonzukommen, statt möglicherweise einer höhere Niederlage auf dem Rasen zu kassieren, kommt für Walter nicht in Frage.

Edmondo Malerba, Trainer des TSV Baltmannsweiler

Für den Coach des Absteigers vom Schurwald ist der FC Esslingen „eine Mannschaft wie jede andere auch“. Neid kommt bei Malerba angesichts der finanziellen Möglichkeiten des FCE nicht auf. „Eine Stadt wie Esslingen sollte eine höherklassige Fußballmannschaft stellen können.“ Eine Erfolgsgarantie gibt es freilich nicht. „Es gab viele Beispiele, wo solche Vorhaben gescheitert sind“, sagt Malerba. Dass der FCE Favorit ist, sei völlig klar. „Aber jeder hat die Chance, vorne mitzuspielen.“

Rudolf Szukitsch, Abteilungsleiter des TSV Berkheim II

Für Szukitsch ist es letztlich „eine finanzielle Frage“, ob es der FCE mittelfristig in eine höhere Liga schafft. „Spätestens ab der Bezirksliga wird es schwierig.“ Grundsätzlich ist der FCE für den Berkheimer Abteilungsleiter „eine gute Sache. Ich habe damit keine Probleme“.

Jürgen Fahrion, Abteilungsleiter des TV Hochdorf II

Fahrion beobachtet die Entwicklung des Fußballs in der Region „schon eine Weile“ und findet es gut, eine Mannschaft in eine höhere Liga führen zu wollen. „Zumal es hier in der Region immer weniger Mannschaften dieser Kategorie gibt.“ Dass der FCE über einen höheren Etat verfügt, bezeichnet Fahrion angesichts der Zielsetzung als „normal“. Die Hochdorfer wollen sich in den Spielen gegen den FCE jedenfalls gut aus der Affäre ziehen. „Mit der Motivation könnte es jedoch schwierig werden“, sagt Fahrion. Sein Motto: „Da tritt man an – und gut ist’s.“

Lothar Kiesel, Trainer des ASV Aichwald II

Nach Aussage des ASV-Trainer wird natürlich in der Fußballszene über den FCE diskutiert. „Die Akzeptanz ist da. Alle haben Verständnis dafür, dass jemand den Esslinger Fußball nach vorne bringen möchte“, sagt Kiesel. „Es wird auf jeden Fall eine spannende Sache.“ Seiner Meinung nach wird es spannend sein zu beobachten „wie der FCE mit seiner Rolle umgeht und wie er auftritt“. Denn klar sei, dass auch Geld im Spiel sei. Der ASV II will sich laut Kiesel in der neuen Saison weiterentwickeln und sich „um Platz fünf herum etablieren“. Gedanken, welche Taktik er gegen den FCE wählen wird, hat er sich noch nicht gemacht. „Wir wollen uns auf jeden Fall gut aus der Affäre ziehen.“

Stefan Pursche, Trainer der SG Eintracht Sirnau II

Der SG-Trainer findet das Projekt FCE „grundsätzlich gut“ und sieht den sportlichen Wettkampf mit dem ambitionierten Neuling als „Herausforderung für alle Mannschaften“. Pursche hat sich sogar eine Taktik gegen den FC Esslingen ausgedacht: „Ballorientiert und defensiv.“ Wenn dieses Marschroute aufgeht, ist laut Pursche sogar ein Punkt drin. Mindestens.