Linksaußen Bruma ist neu im Leipziger Team. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Jakob Schätzle

Leipzig-Zwischen großer Champions-League-Euphorie und Liga-Alltag: Auf RB Leipzig wartet ohne Frage eine anspruchsvolle Saison. Der bei vielen Fußballfans verhasste Klub, der in der vergangenen Saison seine Feuertaufe im deutschen Oberhaus bravourös bestand, will nun den Erfolg bestätigen.

Was hat sich in der Sommerpause getan?

Nachdem die Leipziger in der vergangenen Saison als Bundesliga-Neuling einen sensationellen zweiten Platz erreicht hatten, bemühten sich die Verantwortlichen, ihren Kader weitestgehend zusammenzuhalten. Die bisher prominentesten Abgänge sind Davie Selke (Hertha BSC) und Rani Khedira (FC Augsburg). Die heiß umworbenen Stützen Naby Keita und Emil Forsberg sollen - und können wohl - gehalten werden. Verglichen mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln blieben die Leipziger beim Einkauf neuer Spieler sparsam: Jean-Kévin Augustin von Paris Saint-Germain ist mit 13 Millionen Euro Ablösesumme der teuerste Neuzugang, gefolgt vom Linksaußen Bruma, der für 12,5 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul kam. Über ein altbekanntes Gesicht freuen sich die Leipziger indes besonders: Verteidiger Lukas Klostermann steht nach überstandenem Kreuzbandriss wieder auf dem Platz.

Wird RB die Dreifachbelastung aus Champions League, Liga und Pokal bewältigen?

Für die Sachsen spricht, dass sie ein eingespieltes Team sind. Nur wird es wichtig sein, die Neuzugänge in diese Gemeinschaft zu integrieren, denn bei drei Wettbewerben reichen elf gute Spieler bei Weitem nicht aus. Personelle Variabilität auf möglichst allen Positionen muss das Ziel des Klubs sein. Die Leipziger haben ein sehr junges Team mit talentierten, aber eben auch wenig erfahrenen Akteuren. Vor allem Einsätze in der Champions League können nur ein paar Spieler vorweisen. Fitness - eine Stärke des Teams - kann ein Schlüssel zum Erfolg sein, angesichts der anstehenden Partien unter der Woche und des ohnehin aufwendigen Pressing-Fußballs der Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl.

Kann RB Leipzig die Erfolgssaison wiederholen?

In der vergangenen Spielzeit war RB das neue, das unbekannte Team. Das Überraschungsmoment hatte Leipzig daher definitiv auf seiner Seite - sicherlich auch ein Faktor für den Erfolg in der Vorsaison. Mittlerweile kennt RB die Bundesliga, aber die Bundesliga kennt auch RB und seine Spielweise. Darüber hinaus liegt der Fokus der Sachsen eben nicht mehr nur auf der Bundesliga. Und: Die Teilnahme an internationalen Wettbewerben brachte in der Vergangenheit schon einige Vereine in sportliche Schwierigkeiten.

Wie verlief die Vorbereitung der Sachsen?

47 Tage, nachdem die Leipziger die Saison 2016/17 mit einem Remis gegen Eintracht Frankfurt beendet hatten, startete die Mannschaft in die Vorbereitung. Timo Werner, Top-Torschütze der Leipziger in der vergangenen Spielzeit, stieg aufgrund der Teilnahme am Confed-Cup erst etwas später in die Vorbereitung ein. Testspiele bestritt das Team unter anderem gegen den türkischen Verein Konyaspor (1:0) und den Premier-League-Klub Stoke City (1:2). Beim „Emirates Cup“ verlor Leipzig gegen den FC Sevilla mit 0:1, anschließend gelang RB ein 2:0-Sieg gegen Benfica Lissabon.

Wird RB auch in der neuen Saison auf Ablehnung und Hass stoßen?

In der Vorsaison sahen sich die Leipziger mit Hasstiraden, Farbbeutelwürfen auf den Mannschaftsbus bis hin zu den Attacken auf Fans in Dortmund konfrontiert. Sicherlich darf das Konzept des Vereins, hinter dem mit dem Getränkekonzern Red Bull ein milliardenschweres Unternehmen steht, kritisch gesehen werden. Dass dabei des Öfteren eine Grenze überschritten wurde, ist allerdings ebenfalls Fakt. Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Hasenhüttl parierten die Anfeindungen stets souverän - oder lächelten sie einfach weg. Prognose: Wie im Falle Hoffenheims werden sich die Fußballfans wahrscheinlich über kurz oder lang mit RB arrangieren. Vielleicht sogar schon in der kommenden Saison.

Zu- und Abgänge

Zugänge: Jean-Kévin Augustin (Paris Saint-Germain, 13 Millionen Euro), Bruma (Galatasaray, 12,5 Millionen), Konrad Laimer (RB Salzburg, 7 Millionen Euro), Yvon Mvogo (Young Boys Bern, 5 Millionen Euro), Philipp Köhn (VfB Stuttgart U 19, ablösefrei), Ibrahima Konaté (FC Sochaux, ablösefrei).

Abgänge: Davie Selke (Hertha BSC, 8 Millionen Euro), Rani Khedira (FC Augsburg, ablösefrei), Atinc Nukan (Besiktas Istanbul, Leihe), Agyemang Diawusie (Wehen Wiesbaden, Leihe), Nils Quaschner (Arminia Bielefeld, unbekannt), Anthony Jung (Brondby IF, Leihe), Felix Beiersdorf (Wiener Neustadt, Leihe), Marius Müller (1. FC Kaiserslautern, Leihe).