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Gesundheit

MAGEN-DARM-GESUNDHEIT IM FOKUS

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MAGEN-DARM-GESUNDHEIT IM FOKUS

Foto: Andrea Warnecke/dpa

Wenn der Magen-Darm-Trakt verrückt spielt, steckt dahinter oftmals eine Unverträglichkeit. Wie man diese herausfindet und was zu tun ist, wenn nichts hilft – das erklären Experten auf dieser Seite.


Wenn Nahrungsmittel krank machen

Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen: Wenn nach dem Essen regelmäßig Probleme auftauchen, steht schnell eine Nahrungsmittelunverträglichkeit im Verdacht. Gewissheit verschaffen Tests beim Facharzt - von Selbsttests aus dem Internet sollte man die Finger lassen.

Wer gesund ist und keine Beschwerden hat, muss auch nicht auf teurere laktose- oder glutenfreie Produkte zurückgreifen. Bei wiederkehrenden Magen-Darm-Beschwerden sollte man zunächst einmal einen Arzt kontaktieren – dahinter kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit stecken. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. „Er kennt die Lebens- und Krankheitsgeschichte eines Patienten über einen längeren Zeitraum“, sagt Hans-Michael Mühlenfeld, Allgemeinmediziner und Vorsitzender des Hausärzteverbands Bremen. So könne er alternative Ursachen für die Beschwerden ausschließen oder berücksichtigen. 

Wer kanntesten?

Internisten oder Gastroenterologen führen die Tests durch. Wer einen Termin vereinbart, sollte sich schon vorab nach den Möglichkeiten in der Praxis erkundigen, rät Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). „Von Selbsttest aus dem Internet rate ich generell ab“, warnt Mühlenfeld. „Ebenso sinnlos ist es, testweise einen Liter Milch auf leeren Magen zu trinken. Auch eine Person ohne Laktoseintoleranz bekommt davon Durchfall“, meint Ökotrophologin Lämmel. Ein Überblick über Tests: 

- Laktose und Fruktose

„Auf Laktose- und Fruktoseunverträglichkeit wird standardmäßig mit dem H2-Atemtest geprüft“, erklärt Lämmel. Bei diesem auch Wasserstoff-Atemtest genannten Verfahren müssen Patienten eine Lösung mit Laktose beziehungsweise Fruktose trinken. Anschließend pusten sie in bestimmten Zeitabständen in ein Messgerät, das den Wasserstoffgehalt im Atem misst. Wird die Laktose oder Fruktose nicht richtig verstoffwechselt, produzieren Bakterien im Darm unter anderem Wasserstoff – und der Anteil im Atem steigt an. 

- Zöliakie

Zur Diagnose bestimmen Ärzte spezifische Antikörper im Blut und entnehmen Gewebeproben aus dem Dünndarm. Patienten sollten vor einem Test nicht selbstständig auf glutenhaltige Produkte verzichten, sagt Martin Raithel, Experte der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen. Das könne das Ergebnis verfälschen. -Histamin Bisher existiert kein standardisierter Labortest auf Histaminunverträglichkeit. Ein Bluttest sei allein nicht zuverlässig, sagt Raithel. Er hält die Histaminunverträglichkeit zudem für überbewertet: „Oft steckt hinter der Histaminabbaustörung eine andere Erkrankung. Die Intoleranz ist lediglich ein Symptom.“ Mit einer histaminhaltigen Trinklösung und anschließender Beobachtung sowie Blut- oder Urintests wird sie diagnostiziert. 

Positiver Test: Was nun?

Nach positivem Testergebnis ist eine Beratung durch Fachärzte oder zertifizierte Ernährungstherapeuten essenziell. Was in welchen Mengen erlaubt ist, sollte mit einem Experten geklärt werden, um eine ausgewogene Nährstoffversorgung zu sichern.

Und bei negativem Testergebnis?

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass Tests auch falsche Ergebnisse liefern können. „Daher appelliere ich an meine Patienten, ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln und zu beobachten, was sie nicht vertragen“, sagt Mühlenfeld. Wer trotzdem keine Besserung erreicht, kann einen Besuch beim Ernährungstherapeuten in Erwägung ziehen. Eine Ernährungsberatung sei nicht ausreichend, sagt Lämmel. Eine gute Vorbereitung ist ein Ernährungssymptomtagebuch. Dazu werden täglich alle verzehrten Lebensmittel und gegebenenfalls Beschwerden notiert. Mira Fricke


Beim Reizdarm kann Hypnose die Beschwerden lindern

Der Magen-Darm-Trakt spielt verrückt, aber eine organische Ursache dafür ist nicht feststellbar. Darmhypnose könnte helfen. Wann und wie sie funktioniert.

Anhaltende Blähungen, krampfartige Bauchschmerzen, quälende Verstopfung: Bei manchen Menschen ist der Magen-Darm-Trakt in Aufruhr. Was die Lebensqualität stark mindern kann. Mitunter ergeben ärztliche Untersuchungen keinen organischen Befund. Reizdarmsyndrom lautet dann oft die Diagnose. Zwischen vier und zehn Prozent der Menschen in Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) davon betroffen. „Was in solchen Fällen erwiesenermaßen hilft, ist Darmhypnose“, sagt Martin Storr, Gastroenterologe am Internistenzentrum Gauting-Starnberg. In nationalen wie internationalen Leitlinien wird sie als eine mögliche Therapie bei einem Reizdarmsyndrom empfohlen. 

Oft sind es psychische Belastungen, die sich auf den Magen-Darm-Trakt auswirken. Eine entscheidende Rolle spielen die Nervenzellen in der Darmwand, Bauchhirn genannt. Beim Reizdarmsyndrom ist die sogenannte Darm-Hirn-Achse nachhaltig gestört. An dieser Achse setzt die Darmhypnose an. Nach Storrs Einschätzung ist sie die einzige Therapie, die nicht nur bei den Beschwerden, sondern bei den Ursachen ansetzt. „Damit lassen sich Reizdarmbeschwerden deutlich besser langfristig kontrollieren“, ist der Mediziner überzeugt. Bei einer Darmhypnose kann man sich von Spezialisten anleiten lassen. „Das Verfahren ist mithilfe von Audioprogrammen auch selbst erlernbar“, sagt Storr, der solche Programme konzipiert. Dafür sucht man einen ruhigen Ort, legt sich hin. Der Kopf ist auf einem Kissen gebettet und wer möchte, deckt sich zu. Nun startet man das Programm, hört zu und befolgt die Anweisungen. Über meditative Elemente und gezielte Atemübungen wird man in eine therapeutische Trance versetzt. Sobald ein tiefer Entspannungszustand erreicht ist, werden in der Audio-Aufnahme verschiedenste Bilder aufgebaut. Ein Beispiel: Man stellt sich seinen Darm als einen Fluss vor, in dem alles in Ruhe fließt und über dem die Sonne scheint. Nun malt man sich aus, wie durch die auf dem Bauch liegenden Hände Wärme in den Magen-Darm-Trakt strömt und Wohlbehagen auslöst. „Am Ende der Suggestionen gibt es eine kurze Aufwachphase“, sagt Storr. Er rät zu täglichen Übungen, die allerdings nur wirkten, wenn sich der Patient oder die Patientin auf die Hypnose einlässt. tmn

EXPERTENINTERVIEW AUF YOUTUBE

Magen-Darm-Gesundheit: Fragen rund um die Verdauungsorgane beantwortet im EZ-Experteninterview, das seit heute auf unserem ES-TV YouTube-Kanal zur Verfügung steht, Prof. Dr. Henning Wege. Er ist Chefarzt für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Esslingen. red

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