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Esslingen: Gesundheit - auch eine Frage der Bildung

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Gesundheit

Esslingen: Gesundheit - auch eine Frage der Bildung

Viele Erkrankungen der Verdauungsorgane sind vermeidbar. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil senken das Krebsrisiko drastisch.

Esslingen: Gesundheit - auch eine Frage der Bildung

Kinder und Jugendliche sollten für eine gesunde Ernährung sensibilisiert werden. Dazu gehört ausreichend Gemüse. Foto: dpa/Roland Weihrauch

ESSLINGEN.. Erkrankungen der Verdauungsorgane gehören zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland. Fast 20 Prozent der Menschen sind davon betroffen. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) berichtet von 2,5 Millionen Menschen mit Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, der Leber, der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse, die jährlich im Krankenhaus behandelt werden müssen. Viele Menschen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, leiden unter einem Reizdarmsyndrom, chronischen Bauchbeschwerden, die zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen, und sind in ihrer Lebensqualität oft ihr ganzes Leben lang stark eingeschränkt. 61 000 Menschen sterben jährlich an Krankheiten der Verdauungsorgane.

Wie Wolfgang Vogt, Arzt für Innere Medizin und Gastroenterologie sowie Leitender Arzt im Endoskopiezentrum am Klinikum Esslingen, erklärt, muss zwischen gut- und bösartigen Erkrankungen unterschieden werden. So kümmern sich er und seine Kollegen etwa um chronisch entzündliche Darmerkrankungen, um Sodbrennen und dessen Folgen, Magengeschwüre und Magenschleimhautentzündungen oder Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. „Und es gibt die Tumorerkrankungen, Magen-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie natürlich den Dickdarmkrebs“, sagt Vogt.

Dies ist häufig jedoch kein unausweichliches Schicksal. Die wichtigsten Risikofaktoren für Magen-Darm-Erkrankungen können nämlich auch selbst gesteuert werden: Einseitige und ungesunde Ernährung, Rauchen, sehr hoher Alkoholkonsum, Übergewicht und zu wenig Bewegung erhöhen das Erkrankungsrisiko deutlich.

So sei etwa die, oft mit Übergewicht oder Adipositas sowie mit Bluthochdruck verbundene, nichtalkoholische Fettleber eine der Folgen. Diese Erkrankung kann ohne Behandlung zu schweren Organschädigungen bis hin zum Leberkrebs führen. „Übergewicht spielt bei allen Krebsarten eine Rolle und ist für sieben Prozent aller Krebserkrankungen direkt verantwortlich“, erläutert Vogt.

Fata: Peter Stotz
Fata: Peter Stotz

Das Zitat des Tages

„Gesunde Ernährung ist eine Frage der Bildung und muss Thema in der Kita und Teil des Unterrichts in der Schule werden.“

Wolfgang Vogt, Leitender Arzt im Endoskopiezentrum am Klinikum Esslingen

Die DGVS schätzt, dass die Zahl der Erkrankten in den kommenden zehn Jahren um 22 Prozent ansteigt, was Medizinern laut Vogt schon jetzt große Sorgen bereitet. „Übergewicht und Adipositas und damit verbunden die hohe Zunahme von Krebsfällen werden uns in der näheren Zukunft noch sehr stark beschäftigen.“

Doch laut der DGVS legen wissenschaftliche Studien nahe, dass bis zu 70 Prozent aller Krebserkrankungen vermeidbar wären. An erster Stelle steht dabei der Darmkrebs. Er ist bei Männern die häufigste, bei Frauen die zweithäufigste Form der Krebserkrankung. Jährlich werden mehr als 60 000 neue Fälle gemeldet. Doch anders als Krebserkrankungen von Magen, Speiseröhre oder Bauchspeicheldrüse lässt sich Darmkrebs durch Früherkennung sehr gut verhindern. „Es ist deshalb wichtig, die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen“, betont Vogt.

Die Prävention schwerer Erkrankungen der Verdauungsorgane setzt jedoch weit vor einer Untersuchung an. „Lebensstil und die Ernährungsgewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle, und jeder kann etwas tun“, erklärt Vogt. Dies sei jedoch in hohem Maß abhängig vom Wissen über Krankheitsrisiken und vom Gesundheitsbewusstsein. „Alle Kinder und Jugendlichen müssen für Bewegung und vor allem für eine gesunde Ernährung sensibilisiert werden“, fordert er. Dabei gehe es um gesundheitliche Teilhabe auch für arme Familien. „Gesunde Ernährung ist eine Frage der Bildung und muss Thema in der Kita und Teil des Unterrichts in der Schule werden.“

Auch Erwachsene könnten, neben dem Verzicht auf das Rauchen, mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung sehr viel erreichen. Die berühmten drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst gehören dazu, ballaststoffreiche und frisch zubereitete Nahrung, Vollkorn, wenig rotes Fleisch, wenig Zucker, wenig Salz, maßsvoller Alkoholkonsum, zählt Vogt auf. „Außer bei bestimmten Krankheitsbildern geht es nicht um Verbote oder um Abstinenz. In Maßen genießen“, empfiehlt der Mediziner. Von großer Bedeutung sei allerdings auch ausreichend körperliche Bewegung. „Es muss überhaupt kein Leistungssport sein. 30, besser noch 60 Minuten Bewegung an der frischen Luft pro Tag sind oft ausreichend“, sagt Vogt. Auch wenn das zunächst schwierig sei: Eine bessere Lebensqualität und höhere Lebenserwartung seien der Lohn.

Zahl des Tages

Heute: Krebsrisiko vermindern 70 Prozent aller Krebserkrankungen sind bei einem gesunden Lebensstil laut der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten vermeidbar. Das legen wissenschaftliche Studien nahe.pst


Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und Vorsorge

Zahlen: Nach den Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) werden jährlich etwa 2,5 Millionen Menschen mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Leber, der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse im Krankenhaus behandelt. 61 000 Menschen sterben pro Jahr an Krankheiten der Verdauungsorgane, 24 000 davon an Darmkrebs. Bis zum Jahr 2032 rechnet die DGVS mit einem Anstieg der Zahl der Erkrankten um 22 Prozent, die Anzahl der Patienten mit einer Fettleberentzündung könnte bis zum Jahr 2030 auf 4,7 Millionen ansteigen.

Prophylaxe: Die hohe Zahl an Erkrankungen und der erwartete weitere Anstieg wird in erster Linie auf den Lebensstil und die Ernährung zurückgeführt. Dies gilt nicht zuletzt für Darmkrebs oder die nicht-alkoholische Fettleber. Einseitige Ernährung, Übergewicht, Rauchen und mangelnde Bewegung erhöhen das Erkrankungsrisiko deutlich. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse, wenig rotem Fleisch, Zucker und Salz, der Verzicht auf das Rauchen, maßvoller Alkoholkonsum und nicht zuletzt viel Bewegung an der frischen Luft und Sport können das Risiko einer Krebserkrankung deutlich senken. pst

Frisch, maßvoll und in Ruhe

ESSLINGEN. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil haben großen Einfluss auf das Körpergewicht und die Gesundheit der Verdauungsorgane und können vielen Beschwerden und auch lebensbedrohlichen Erkrankungen entgegenwirken. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) setzt sich daher für Prävention durch Bildungsprogramme sowie Bewegungs- und Ernährungsangebote für Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen ein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) legen nahe, grundsätzlich auf hoch verarbeitete Lebensmittel zu verzichten und nur frisch zubereitete Speisen zu genießen. Zu einer gesunden Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen gehören unter anderem drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag, Hülsenfrüchte und Nüsse, Vollkornprodukte, ein bis zweimal pro Woche Seefisch, rotes Fleisch und Wurst nur in Maßen, wenig Zucker und Salz. Für das Essen sollte man sich genug Zeit nehmen. pst

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