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Bauen & Wohnen

WÄRMEPUMPE: DAS GEHT AUCH IM ALTBAU

Flächensparend und schöner. Dazu besonders energieeffiziente Propan-Wärmepumpen. Beim Altbaukauf die energetische Nachrüstung berücksichtigen

WÄRMEPUMPE: DAS GEHT AUCH IM ALTBAU

Sie überlegen, sich die Wärmepumpe anstatt der Öl- oder Gasheizung ins Haus zu holen? Die gute Nachricht: Die Geräte, die bald auf den Markt kommen, haben ihre Kinderkrankheiten hinter sich gelassen und funktionieren auch in älteren Häusern.

„Es geht sehr viel mehr als die meisten glauben“

Die Wärmepumpe gilt als der Weg zur Energiewende. Die bisherigen Modelle konnten in Altbauten aber nicht genug Wärme liefern. Doch die neuen können mehr.

Auf der Energiemesse ISH in Frankfurt präsentierten die Hersteller ihre neuesten Entwicklungen. Haben sich die Wärmepumpen verbessert? „Grundsätzlich kann man sagen, dass es aus der technischen Sicht für die Endkunden momentan sehr gut aussieht“ sagt der Energieexperte und Fachjournalist Tim Geßler. „Wer sich jetzt eine aktuelle Wärmepumpe zulegt, der kann zuversichtlich sein, dass er ein gutes Gerät bekommt. Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren einen wahnsinnigen Fortschritt gemacht.

Während im Neubau die Wärmepumpe seit Jahren Marktführer unter den eingebauten Heizungsanlagen ist, sah es im Bestand schlechter aus. Denn Wärmepumpen arbeiteten lange nur effizient in Systemen mit einer niedrigen Vorlauftemperatur - das ist die Temperatur, die das Heizungswasser braucht, wenn es in die Rohre und Heizkörper strömt.

Mehr Energieeffizienz für Altbauten

Gut einsetzbar ist die Wärmepumpe immer schon bei Fußbodenheizungen. Aber Konvektoren und Radiatoren brauchen viel höhere Wassertemperaturen. Diese schafften bisherige Wärmepumpen oft nur mit mehr Strom - und damit höheren Betriebskosten. Aber das hat sich geändert.

Jeder namhafte Hersteller hat Geräte im Programm, die nun effizient 65 bis 75 Grad schaffen. Zwar müssen Heizungsbauer und Hausbesitzer nach wie vor schauen, ob eine Wärmepumpe in einem bestimmten Gebäude letztlich die sinnvollste Heizungsart ist, sagt Tim Geßler, der für die Zeitschrift „SBZ“ die technischen Entwicklungen der Branche im Blick hat. „Aber es geht sehr, sehr viel mehr und es geht mehr, als die meisten glauben.“ Dabei kann man oft die bestehenden Heizkörper behalten.

Als besonders energieeffizient gelten so genannte Propan-Wärmepumpen, die mit dem natürlichen Kältemittel R290 arbeiten. „Das ist der große Trend, praktisch alle Hersteller stellten R290-Maschinen auf der Messe vor“, sagt Tim Geßler. Auch für Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpe ist das Kältemittel mit der Kennung R290 eine der wichtigsten Entwicklungen am Markt: „Alle Hersteller wollen das, wir wollen das.“ Denn dieses Kältemittel ist nicht nur wegen seiner besseren Energieeffizienz gefragt. Es gilt auch als umweltfreundlicher als die lange üblichen synthetischen Kältemittel aus Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS).

Knappes Angebot

Gelangen diese Stoffe in die Umwelt, bleiben sie dort mutmaßlich dauerhaft erhalten. Daher werden PFAS auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet. Einige sind bereits verboten, weil sie als gefährlich gelten. Behörden mehrerer Länder, darunter Deutschland, streben ein weitgehend vollständiges Verbot der Stoffgruppe in der EU an. Übrigens: Wer sich eine Wärmepumpe mit umweltverträglichen Kältemitteln kauft, kann finanziell profitieren. Es gibt bei der staatlichen Förderung fünf Prozent Bonus für diese Entscheidung. Das Angebot auf dem Wärmepumpen-Markt gilt als knapp. Hausbesitzer sollten versuchen, sich eine Wärmepumpe mit R290 zu sichern, rät Experte Tim Geßler. „Man hat gleichzeitig die Sicherheit, dass man dann wirklich ein sehr aktuelles Gerät hat.“

Sie werden schöner

Und auch wenn man statt einer R290-Wärmepumpe „nur“ ein Gerät mit synthetischen Kühlmitteln bekommt, kann man sich sicher fühlen, so Katja Weinhold. „Diese Kältemittel in einer Wärmepumpe zirkulieren in einem geschlossenen Kreis. Und wenn eine Wärmepumpe entsorgt wird, dann wird das Kältemittel abgesaugt und recycelt.“

Klobig, oft hässlich beige: Die Außeneinheiten der Wärmepumpen sind kein stylisher Hingucker. Je mehr von ihnen mit der Zeit in die Gärten einzogen, desto mehr Nachfragen kamen bei den Herstellern dazu an: Geht das nicht auch schöner? „Andere Technologien sind versteckt im Heizungskeller. Einmal im Jahr kommt der Schornsteinfeger, sonst bleibt die Tür quasi zu“, sagt Clemens Petzold, Marketingleiter von Panasonic Heating & Cooling Solutions. „Wärmepumpen aber sehen Nachbarn und die Besitzer ständig.“ Zwar sind die neuen Modelle nach wie vor eben Kästen im Garten. Aber mehrheitlich nun in Schwarz, Anthrazit oder Grau gehalten. Panasonic zum Beispiel orientiert sich an einem Grauton, der laut Petzold bei Briefkästen derzeit auch stark gefragt sei.

Fläche wird gewonnen

Vor allem aber die Geräteteile im Haus haben sich gemacht. Sie sollen raus aus dem Keller und rein in den Wohnraum ziehen können. Denn das spart Bauherren bei den hohen Bau- oder Sanierungskosten entweder Fläche oder sie gewinnen mehr Wohnraum, weil der Heizungsraum wegfällt. Von Franziska Gabbert und Simone Mayer

www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/ stoffradar/pfa s

www.bafa.de/DE/Energie/Effiziente Gebaeude/Sanierung Wohngebaeude/Anlagen zur Waermeerzeugung/anlagen zur waermeerzeugung node.html

Sanierungspflichten beim Hauskauf einplanen

Wer einen Altbau kauft, sollte sich bewusst sein, dass er oder sie die Immobilie unter Umständen bald energetisch nachrüsten muss.

Innerhalb von zwei Jahren müssen Käuferinnen und Käufer eines Altbaus bestimmten Pflichten zur energetischen Nachrüstung nachkommen. So lange haben sie Zeit, um Vorgaben umzusetzen. Darauf macht Zukunft Altbau aufmerksam, eine vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Initiative. So müssen Eigentümerinnen und Eigentümer eines Ein- oder Zweifamilienhauses Armaturen sowie Leitungen für die Heizung und Warmwasser dämmen, wenn sich diese in unbeheizten Räumen befinden.

Dämmung oftmals erforderlich

Je nach Dicke der Leitung muss die Dämmung zwischen zwei und zehn Zentimetern sein. Zudem müssen sie die oberste Geschossdecke, die meist geheizte und ungeheizte Räume trennt, mit einer Dämmschicht versehen. Das gilt jedenfalls, wenn dort bislang eine Dämmung fehlt. Alternativ können Eigentümerinnen und Eigentümer laut Initiative auch die Dachschräge dämmen lassen. Außerdem müssen sie grundsätzlich Heizungen austauschen, die älter als 30 Jahre sind - das gilt für Konstanttemperaturkessel. Das Alter finden sie auf dem Typenschild, im Protokoll des Schornsteinfegers oder in den Bauunterlagen. Niedertemperatur- und Brennwertkessel dürfen zwar weiterlaufen, oft es lohnt sich aber ein Austausch wegen der Einsparmöglichkeiten und den staatlichen Förderungen, die es für die Umrüstung gibt. Laut dem geplanten Gebäudeenergiegesetz gilt die Pflicht zum Umstieg auf Heizungen mit 65 Prozent Erneuerbarer Energie ab dem 1. Januar 2024 gilt nur für den Einbau neuer Heizungen.

Staatliche Förderung

Es gibt keine sofortige Austauschpflicht für bestehende Heizungen. Sie können weiter genutzt werden. Auch kaputte Heizungen können repariert werden. Das Gesetzesvorhaben zielt vor allem auf diejenigen Eigentümer, die ihre Heizung bald sowieso austauschen müssen, da sie zu ineffizient ist oder kaputtzugehen droht. Wer eine alte Immobilie kauft, sollte bei der Finanzierung also genügend Budget für energetische Nachrüstungen einplanen, raten die Experten. Immerhin: Viele energetische Sanierungsmaßsnahmen werden gefördert. tmn

→ Neutrale Informationen gibt es kostenfrei bei Zukunft Altbau unter 08000 12 33 33 (Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de.

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