Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Wer ein Haus bauen oder eine Eigentumswohnung kaufen will, braucht gute Bedingungen für eine solide Finanzierung. Aber genau daran hapert es bei den 25- bis 40-Jährigen immer häufiger. Sie gehören zur „Verlierer-Generation“, wenn es ums Wohneigentum geht, sagen Wissenschaftler des renommierten Pestel-Instituts.

Vom Einfamilienhaus bis zur Etagenwohnung - in Stuttgart gibt es rund 97 700 Wohnungen, für die keine Miete bezahlt werden muss. Denn ihre Eigentümer nutzen sie selbst. Die Wohneigentumsquote in der Landeshauptstadt liegt damit bei rund 32 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Regional-Untersuchung zum Wohneigentum hervor, die das Pestel-Institut in Hannover gemacht hat. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Eigentumsquote bei knapp 45 Prozent. Auch vor diesem Hintergrund sieht das Institut beim Wohneigentum in Stuttgart „noch Luft nach oben“.

Zugleich stellen die Experten fest, dass es eine neue „Verlierer-Generation“ gibt: „Insbesondere die 25- bis 40-Jährigen können sich immer seltener ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung leisten. Dabei gehören gerade die Jobstarter und Familiengründer eigentlich zur typischen Klientel für Wohnungskauf und Hausbau“, sagt der Leiter des gemeinnützigen Instituts, Matthias Günther. Immerhin handele es sich bei den Mittzwanzigern bis Enddreißigern um eine starke Bevölkerungsgruppe: Rund 162 900 Menschen dieser Altersgruppe leben in Stuttgart.

Ihre Chance auf Wohneigentum ist aber stark gesunken. Vor allem Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen gehen leer aus. Und das nicht nur, weil die Immobilienpreise in Stuttgart in den vergangenen fünf Jahren um rund 50 Prozent angestiegen sind. Sondern auch, weil die Einkommensentwicklung mit dieser Steigerung nicht mal ansatzweise Schritt halten kann. Ein Interessent sollte, so lautet die Faustregel beim Immobilienerwerb, mindestens ein Drittel des Kaufpreises selbst aufbringen. Wer darüber hinaus noch einen Kredit benötigt, sollte als Alleinstehender über etwa 3000 Euro netto im Monat verfügen - zwei Erwachsene mit einem Kind über doppelt so viel Geld. Doch wer hat das schon? Rein rechnerisch verfügt ein Stuttgarter Haushalt monatlich über etwa 3350 Euro netto, wobei Singles zwischen 18 und 29 Jahren (1700 Euro) und Rentner ab 65 Jahren (2000 Euro) am wenigsten haben. Die Einkommenssituation der Familienhaushalte (4750 Euro) ist schlechter als die der Paarhaushalte ohne Kinder (4859 Euro) und vergleichbar mit der Situation der Singles zwischen 30 und 64 Jahren (2350 Euro).

Oft hapert es laut Günther an guten Bedingungen für eine solide Finanzierung. Daran ist auch eine unsichere berufliche Perspektive schuld: Gerade jungen Menschen würden häufig nur befristete Arbeitsverträge angeboten. Für einen Immobilienkredit wären allerdings unbefristete Jobs notwendig. Die Folge: „Bei den 25- bis 40-Jährigen ist die Eigentumsquote in Stuttgart innerhalb von zwölf Jahren um 3,3 Prozent zurückgegangen“, sagt Günther und kritisiert: „Vor allem fehlt eine staatliche Unterstützung für Wohneigentum, das die Menschen anschließend für sich selbst nutzen.“ Mit der Abschaffung der Eigenheimzulage sei die letzte Förderung von Wohneigentum in Deutschland faktisch eingestellt worden. Und das schon vor elf Jahren. Diese lange Phase der „staatlichen Eigenheim-Bremse“ räche sich nun: „Wohneigentum ist nämlich ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Und die kommt bei vielen jetzt zu kurz.“

Wer sich in Stuttgart mit welchem Einkommen welche Immobilie leisten kann - dazu kündigte die Initiative Wohn-Perspektive Eigentum einen „Vor-Ort-Kauf-Check“ noch in diesem Monat an.