Rechte Demonstranten vor dem Karl-Marx-Monument in Chemnitz. Foto: Sebastian Willnow Foto: DPA - Sebastian Willnow

Die Ausschreitungen in Chemnitz, bei denen Rechtsradikale den Hitlergruß zeigten, haben auch viele Stuttgarter nicht kalt gelassen. Am Freitag demonstrieren sie für Vielfalt und gegen rechts.

Stuttgart (dpa/lsw) Zunächst war unter dem Motto «Gemeinsam Vielfalt leben» eine kleine Kundgebung geplant, nun rechnen die Veranstalter mit mindestens 1000 Teilnehmern: Am Freitag um 14.30 Uhr demonstrieren auf dem Karlsplatz zahlreiche Initiativen «gegen Rassismus, Sexismus und Homo- und Trans- Feindlichkeit, für Liebe Respekt, Bildung und Gleichberechtigung». Am Donnerstag wurde bekannt, dass auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) aufs Podium steigen will.

Die Veranstaltung «Gemeinsam Vielfalt leben» war ursprünglich als kleiner Gegenpol zu einer ebenso kleinen Kundgebung der konservativen Organisation «Demo für alle» gedacht, die am Freitagnachmittag (15.00 Uhr) auf dem Marktplatz stattfindet und für das klassische Familienmodell aus Vater, Mutter und Kindern demonstriert. Die Organisation reist derzeit mit einem «Bus der Meinungsfreiheit» durch Deutschland, um über ihr Anliegen zu informieren; die Veranstalter rechnen mit rund 100 Teilnehmern.

Die Veranstalter der Gegendemo, das «Bündnis Vielfalt für alle» und das Projekt «100%Mensch», hatten ihre Kundgebung zunächst für den kleinen Sporerplatz angemeldet. Wegen der Vorfälle in Chemnitz habe sich das Vorhaben jedoch nun zu einer «großen Demonstration für Vielfalt und Respekt, einer Demonstration gegen rechts» ausgeweitet, informierte die veranstaltende Organisation «100% Mensch» über Facebook. Auch das «Bündnis Vielfalt für Alle» teilte mit, es hätten sich so viele weitere Organisationen, Parteien und Künstler angemeldet, dass man nun auf dem großen Karlsplatz zusammentreffe.

Die konservative Organisation «Demo für alle» entstand 2014 aus Protest gegen den Bildungsplan des Kultusministeriums, der nach Ansicht der Mitglieder die «Sexualisierung der Schule» fördert und Familien zerstört. Bei mehreren Demonstrationen nahmen in den folgenden Jahren Tausende Menschen teil; stets gingen auch Gegendemonstranten auf die Straße und oft musste die Polizei eingreifen.

Auch auf Freitag haben sich die Beamten vorbereitet, heißt es bei der Polizei. Grundsätzlich handele es sich bei beiden Veranstaltungen um ganz normale Demonstrationen, allerdings sei man sensibilisiert und entsprechend aufgestellt, damit «beide Veranstaltungen ruhig ablaufen und jeder seine Meinung sagen darf».