Die neuen Unterkunftsgebäude der JVA Stuttgart sind jetzt fertiggestellt. Zwischen den Zellentrakten sind Spazierhöfe angelegt worden. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (eh) - Justizminister Guido Wolf und Finanzstaatssekretärin Gisela Splett haben gestern fünf neue Unterkunftsgebäude in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stuttgart ihrer Bestimmung übergeben. Das Land investierte 57 Millionen Euro, um in Stammheim 559 zusätzliche Haftplätze zu schaffen.

„Aufgrund der aktuellen Überbelegung des baden-württembergischen Justizvollzugs haben wir die Fertigstellung des Erweiterungsbaus sehnlich erwartet“, betonte Wolf. „Wir können mit den Neubauten in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart 559 moderne Haftplätze in Betrieb nehmen, die wir dringend benötigen.“ Der Neubau von fünf Hafthäusern direkt neben dem berühmten Hochhaus wurde notwendig, weil die Zellen in dem gut 50 Jahre alten Gebäude kaum noch den heutigen Standards für die Unterbringung von Gefangenen entsprechen. Dabei spiele die JVA Stuttgart im Justizvollzug des Landes nach wie vor eine entscheidende Rolle, sagte Wolf. In Stammheim seien Gefangene aus über 55 Nationen untergebracht. „Dies stellt vor allem die Bediensteten vor enorme Herausforderungen.“ Die fünf Flachdachgebäude sollen den Insassen anständige Haftbedingungen, den Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen und den Bürgern bestmöglichen Schutz bieten.

In knapp fünf Jahren wurde - ohne Einschränkungen im regulären Gefängnisbetrieb - ein viergeschossiger Neubau mit über 10 000 Quadratmetern Nutzfläche gebaut. Er besteht aus fünf Zellentrakten, zwischen denen Spazierhöfe angeordnet sind. Der Zellenbau 3 aus dem Jahr 2005 wurde in die neue Gebäudestruktur integriert. Neben den Hafträumen entstanden auch Freizeiträume für die Insassen sowie Büro- und Diensträume für das Gefängnispersonal, für Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter. Zeitgleich wurde eine neue Heizzentrale installiert. Zwei Blockheizkraftwerksmodule versorgen den Neubau zukünftig durch eine energieeffiziente Kraft-Wärme-Kopplung über ein Nahwärmenetz. Dadurch können Energiekosten von rund 215 000 Euro pro Jahr eingespart werden. Zudem werden rund 150 Tonnen der umweltschädlichen Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr vermieden.

Der Altbau, in dem einst RAF-Terroristen einsaßen, sollte nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus eigentlich abgerissen werden. Dieser Plan wurde im Frühjahr jedoch zurückgestellt, da die Gefängnisse im Land aus allen Nähten platzen. Ein Termin für den Abriss ist völlig offen. Mit der Inbetriebnahme des Erweiterungsgebäudes ist Stammheim nach Angaben des Justizministeriums zum größten Gefängnis des Landes mit mehr als 800 Haftplätzen geworden. Auf dem JVA-Gelände ist derzeit auch ein neues Prozessgebäudes für das Oberlandesgericht in Bau, es soll nächstes Jahr in Betrieb gehen.

Vor der Inbetriebnahme der neuen Haftgebäude der JVA in Stammheim, Asperger Straße 60, haben Interessierte die Möglichkeit, diese heute, 21. Oktober, ab 9.30 Uhr zu besichtigen. Letzter Einlass ist um 14.30 Uhr. Besucher müssen gültige Ausweispapiere mitbringen. Zudem gibt es Einlasskontrollen. Da es keine Parkplätze gibt, sollten öffentliche Verkehrsmittel zur Anreise genutzt werden.