Über den Portalen prangt die Jahreszahl der Eröffnung: 1896 Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Bei seiner Eröffnung im Jahr 1896 stellte er gleich mehrere Rekorde auf: Der Stuttgarter Schwabtunnel war nicht nur der breiteste Tunnel Europas, sondern auch der erste in Deutschland, durch den Autos fahren konnten. Doch das in die Jahre gekommene Bauwerk bedarf einer Sanierung. Mindestens 1,75 Millionen Euro kostet allein die Instandsetzung von Südportal und Treppen.

Der Schwabtunnel mit seinen prachtvoll gestalteten Portalen, die beidseitig von Treppenaufgängen mit schmiedeeisernem Geländer gesäumt sind, wurde unter der Regie von Karl Kölle, dem ersten Leiter des 1891 gegründeten Tiefbauamts der Stadt, gebaut. Der Gemeinderat hatte den Bau des Tunnels 1894 beschlossen, um eine direkte Verbindung zwischen dem Stuttgarter Westen und Heslach zu schaffen. Er unterquert den Hasenberg und erspart den Nutzern den Umweg und zusätzliche Höhenmeter über die Hohenzollernstraße und die Hasenbergsteige. Nach knapp zweijähriger Bauzeit konnte der 125 Meter lange Tunnel am 29. Juni 1896 eröffnet werden. Benannt wurde er nach dem Stuttgarter Pfarrer, Dichter und Herausgeber Gustav Schwab (1792 bis 1850).

Der denkmalgeschützte Schwabtunnel, durch den zwischen 1902 und 1972 auch Straßenbahnen fuhren, gehört zu den „herausragenden Zeugnissen der Technikgeschichte in Stuttgart“, betont Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau. Trotz seines hohen Alters von 121 Jahren befinde er sich insgesamt in einem guten Zustand. Allerdings nagt der Zahn der Zeit am Gemäuer. „Die Tunnelportale wie auch die damit verbundenen Treppenaufgänge befinden sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand“, so Thürnau. Unabhängig von der optischen Beeinträchtigung würden Schäden an den Natursteinen und an Betonteilen eine Instandsetzung zwingend erforderlich machen.

Abgase, Salz und Frost haben dem Bauwerk zugesetzt. Um den Umfang der Schäden und insbesondere auch ihre Ursachen zu analysieren, haben Experten der Materialuntersuchungsanstalt der Universität Stuttgart zwischenzeitlich Untersuchungen vorgenommen. Ihre Ergebnisse führten zu Bildung von zwei Sanierungsabschnitten, die bis zum 125-jährigen Jubiläum des Tunnels im Jahr 2021 fertiggestellt sein sollen.

Begonnen werden soll mit dem südlichen Tunnelkopf. Dort wurde zwar bereits im vergangenen Jahr ein Treppenaufgang hergerichtet, allerdings konnte das Problem mit eindringender Feuchtigkeit dabei nicht beseitigt werden. Die Planungen sehen nun vor, die Treppen neu zu setzen und die Wasserführung so zu verbessern, dass im Winter nicht mehr so viel Tausalz ins Mauerwerk eindringen kann. Am Natursteinmauerwerk müssen nach einer schonenden Reinigung geschädigte Partien ausgetauscht und Fugen erneuert werden. Diese Arbeiten sollen ohne Beeinträchtigungen für den Verkehr erfolgen - immerhin fahren heute mehr als 15 000 Autos täglich durch den Schwabtunnel. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 1,75 Millionen Euro, die Mittel soll der Gemeinderat jetzt in den Haushaltsberatungen bewilligen.

Bei dieser Summe wird es nicht bleiben: Neben den Maßnahmen an beiden Portalen - wann die Nordseite folgen wird, ist noch offen - soll die Verschönerung des Tunnels im Inneren erfolgen, so Thürnau. Dazu ist geplant, die Tunnelwände hell zu beschichten. Außerdem sollen die Beleuchtung verbessert, der Fahrbahnbelag erneuert und die Betonspritzschutzplatten entfernt werden. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird auf Tempo 40 reduziert - dann können Radfahrer auf der Straße fahren und der Gehweg bleibt Fußgängern vorbehalten. Auf diese Weise soll der Schwabtunnel sicherer gemacht werden. Entsprechende Forderungen hatten die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat gestellt.