Der Neubau von Haus F an der Kriegsbergstraße kommt gut voran. Im Sommer wird Richtfest gefeiert, die Fertigstellung ist 2020 geplant. Allerdings wird das Projekt deutlich teurer. Foto: Klinikum Stuttgart Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Mit dem Zentralen Neubau am Standort Mitte macht sich das Klinikum Stuttgart fit für die Zukunft. Das Großprojekt wird jedoch 170 Millionen Euro teurer als bislang kalkuliert: Aufgrund veränderter Planungen erhöht sich der Investitionsbedarf auf 580 Millionen Euro.

An der Kriegsbergstraße drehen sich seit März des Jahres die Baukräne für das erste Teilgebäude. Das sogenannte Haus F kostet rund 127 Millionen Euro und liegt nach Angaben des Klinikums „im Kosten- und Terminplan“: Das Richtfest soll im Juni nächsten Jahres gefeiert werden, 2020 ist die Inbetriebnahme geplant. Unmittelbar benachbart, vis à vis vom Lindenmuseum, sieht der strukturelle Rahmenplan einen weiteren, zunächst nicht geplanten Neubau vor, der zahlreiche Spezialambulanzen, moderne Strahlentherapieanlagen und die Nuklearmedizin aufnehmen soll. Der Baubeschluss des Gemeinderates dafür wird Ende März 2018 erwartet, die Fertigstellung ist für 2020/21 vorgesehen. Der Investitionsbedarf für das sogenannte Haus G beläuft sich auf 36,4 Millionen Euro. Für den zentralen Eingang des Katharinenhospitals mit dem Katharinenhof in der Kriegsbergstraße ist ebenfalls ein moderner Ersatz geplant. Haus E soll im Jahr 2022 fertiggestellt sein.

Komplettiert wird das Ensemble durch das Bettenhaus AB, auf dessen Dach der Landeplatz für den Rettungshubschrauber liegt. Auch dieser Gebäudeteil soll im nächsten Jahrzehnt modernisiert werden - wobei sich die Klinikleitung für einen Neubau ausspricht. In der jüngsten Sitzung des Lenkungskreises, dem unter anderem Mitglieder der Gemeinderatsfraktionen, die Geschäftsführung des Klinikums, Vertreter des Hochbauamtes und externe Sachverständige angehören, wurde jetzt darüber informiert, dass die Erneuerung des Baus aus den fünfziger Jahren sehr hohe Kosten- und Terminrisiken berge. Für den Fall, dass einschneidende Sanierungsmaßnahmen eingeleitet würden, wäre der jetzt gültige Bestandsschutz gefährdet. Denn die für Neubauten geltenden, aktuellen Vorschriften wären dann auch in einem sanierten Gebäude zu erfüllen. Hierzu würden beispielsweise neue Auflagen zu Statik und Erdbebensicherheit gehören, die allenfalls mit unverhältnismäßig hohem Aufwand erreichbar wären.

Vor diesem Hintergrund wurde der Ersatz des Bettenhauses AB durch einen Neubau erörtert. Zu den Vorteilen dieser Variante gehört nicht nur, dass sich Bauarbeiten im laufenden Klinikbetrieb vermeiden ließen. Als viel bedeutender werden zeitgemäße Funktionalität und Logistikkonzepte sowie minimierte Bauzeit- und Kostenrisiken bewertet. Der Nachteil aber wiegt schwer: Die Kosten sind höher als die für die Sanierung. Eine erste Prognose wurde im Gremium zwar genannt, die Summe wird allerdings noch unter Verschluss gehalten.

Der Geschäftsführende Ärztliche Direktor des Klinikums, Jan Steffen Jürgensen, warb im Lenkungskreis für die radikale Lösung: „Wir sehen am Olgäle, wie deutlich sich mit dem Neubau die Behandlungsmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen verbessert haben. Intelligente Bauten fördern gute Abläufe - davon profitieren Patienten und Mitarbeiter.“ Die Mitglieder des Lenkungskreises haben das Klinikum Stuttgart mit einer vertiefenden Untersuchung für den Neubau des Bettenhauses AB beauftragt. Im ersten Quartal des nächsten Jahres soll dem Gemeinderat eine entsprechende Beschlussvorlage präsentiert werden.

Durch die aktualisierte Planung des Zentralen Neubaus des Klinikums Stuttgarts erhöht sich der Investitionsbedarf auf 580 Millionen Euro - 170 Millionen Euro mehr als bislang vorgesehen. Die Kostensteigerung sei im Wesentlichen auf Fortschreibungen und Weiterentwicklung des Raum-und Funktionsprogramms zurückzuführen, heißt es. Aufgrund aktueller Baupreise und in Kenntnis der Marktsituation müssten die Prognosen angepasst und teils deutlich erhöht werden.