Roger Federer Foto: dpa - dpa

Von Karla Schairer

Stuttgart – Roger Federer mag Wiederholungen. Das zeigt sich beim Sammeln seiner 18 Grand-Slam- und 91 ATP-Titel, aber auch auf dem Weissenhof in Stuttgart bei der Pressekonferenz mit ihm, die gleich dreimal angekündigt und dreimal verschoben wird.

„Stuttgart ruft – Roger kommt“ – damit hatten die Veranstalter des Mercedes Cups geworben. Dann kann man auch ein bisschen auf die Audienz beim Tenniskönig warten. Und dann kommt er, „King Roger“, mit kürzerem Haarschnitt, durch den er sich ein paar Jahre jünger fühle, wie er scherzt. „Sie sind der größte, beste und erfolgreichste Tennisspieler“, begrüßt ihn ein Journalist. Der 35-jährige Schweizer reagiert bescheiden: „Das sehen vielleicht sie so. . .“

Nun, die Superlative sind nicht weit hergeholt: So viele Grand-Slam-Titel wie er gewann noch keiner, in so vielen Grand-Slam-Finals (28), -Halbfinals (41) und -Viertelfinals (49) stand ebenfalls noch keiner. 2004, 2005, 2006, 2007 und 2009 war er an der Spitze der Weltrangliste. Er ist der einzige Tennisspieler, der dreimal in seiner Karriere drei Grand-Slam-Titel in einer Saison gewann. Dies gelang ihm 2004, 2006 und 2007. Und auch privat mag er Wiederholungen: Gleich zweimal brachte sein Frau Mirka Zwillinge zur Welt.

Seine Familie und sein Team sind sein großer Rückhalt. Auch, als er sich vergangenes Jahr nach den Australian Open einer Knie-Operation unterziehen musste. Sein Comeback: überragend. 2017 gewann er die Australian Open sowie die Masters-Turniere in Miami und Indian Wells. Sandplatzturniere wie die French Open ließ er aus, stattdessen trainierte er. „Ich bin in den letzten Wochen Trainings-Weltmeister geworden“, witzelt er.

Sein Körper brauchte die Zeit, um gesund zu werden. „Die vergangenen neun Monate Pause mit dem Knie und dem Rücken lassen auch andere Körperstellen ausheilen. Aus diesem Grund spielt auch Tommy Haas noch, weil er immer genügend Pausen gemacht hat, damit die Dinge ausheilen können“, erklärt Federer. Mit Erfolg: „Ich habe keine Probleme mit dem Körper. Ich musste kein Training auslassen. Ich bin ready.“ Nur ein Problem hat er noch: „Ich muss immer schauen, dass ich genügend Schlaf bekomme, mit Kindern und generell ist das schwer. Ich muss mich zwingen, dass ich sofort einschlafe und nicht noch etwas anderes mache.“ Er habe aufgehört, andere Sportarten zu betreiben, er sei verletzungsanfälliger geworden. Skifahren, Squash, Fußball – zu gefährlich. „Ich habe das Gefühl, dass mein Körper nur ans Tennis gewöhnt ist.“ Für ihn kein großes Problem, denn er sagt auch: „Ich spiele für mein Leben gern Tennis.“

Morgen erstes Spiel

Umso mehr freue er sich, wieder Turniere zu spielen. „Die Rasensaison ist kurz und intensiv“, sagt er. „Es geht sehr viel um Reagieren auf Rasen, das muss für mich erst wieder natürlich werden.“ Und wenn es dann so ist, weiß er: „Ich bin am gefährlichsten, wenn ich den Mix finde zwischen Attackieren und dem Agieren von der Grundlinie aus.“

Nach einem Freilos könnte der Schweizer im Achtelfinale morgen auf seinen Freund Haas treffen, wenn dieser heute sein Erstrundenspiel gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert gewinnt. Bereits am Wochenende trainierten Federer und Haas in Stuttgart gemeinsam: „Er spielt super auf Rasen, seine Rückhand ist fantastisch“, weiß Federer. „Ich freue mich, wenn er die erste Runde gewinnt, auch wenn das bedeutet, dass wir dann gegeneinander spielen.“

Federers Fokus liegt in diesem Jahr nicht darauf, die Nummer eins der Welt zu werden oder sich einen Zweikampf mit dem zehnmaligen French-Open-Sieger Rafael Nadal zu liefern. „Für mich geht das Jahr erst jetzt richtig los. Wimbledon ist mein ganz großes Ziel“, sagt er. „Rafa hat viel Vorsprung. Natürlich wird er mit einem Riesen-Selbstvertrauen dort hinkommen, aber das ist ja das nicht das erste Mal für ihn. Es ist das zehnte Mal. Und ich kenne das ja auch.“ Wiederholungen eben. Eines will Federer aber sicher nicht wiederholen: in Stuttgart wie vergangenes Jahr im Halbfinale ausscheiden.