Martin Lacey Junior bei den Löwen und Tigern hinter den Kulissen im Weltweihnachtscircus. Er zeigt sich für Besucher offen, seine Tiere zu zeigen. Er hofft, trotz des drohenden Wildtierverbots, noch oft nach Stuttgart kommen zu können. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Im Zirkus erhält er stehende Ovationen für die größte Raubtiernummer der Welt: Mit 26 Tieren tritt er auf, drei Tiger und 23 Löwen. Alle sind sie bei ihm geboren und entstammen einer Zucht seit 60 Jahren mit Löwen und Tigern der Familie. Die Löwen und Tiger sind in Deutschland im Circus Krone geboren. „Keines der Tiere kommt aus Afrika. Sie haben alles, was sie brauchen, gutes Futter, Auslauf und soziales Miteinander. Der Erfolg meines Zuchtprogramms ist sogar so gut, wir haben so viele Löwenbabies, dass die Weibchen eine Pille brauchen“, sagt Martin Lacey Junior.

Beim Besuch zeigt er die Auslauffläche draußen und das riesige Zelt, in dem die Löwen und Tiger untergebracht sind. „Sie sind meine Babies“, sagt Lacey. Wenn eins krank ist, kommt am selben Tag der Tierarzt. Für die 26 Tiere bringt er monatlich 20 000 Euro auf. „Sie bekommen bestes Essen, haben einen Trainingsplan und einen guten Tierlehrer“, sagt Lacey. Und schon ist er im Zuhause bei den Löwen und Tigern. Der Löwe kommt zu den Tigern, Lacey legt sich auf ihn. Die Tiger schauen aufmerksam zu. Sie haben einen Kratzbaum, Holz auf dem Boden für die Krallen zum Kratzen, Waschbecken, Heizböden, Luftheizung. „Ich habe hierfür 300 000 Euro investiert“, sagt Lacey. In den ganzen Jahren, die er auf dem Cannstatter Wasen gastiert, gab es nie Beanstandungen des Amtstierarzts, sagt er. „Meine Tiere werden 30 Mal tierärztlich besucht, wenn ich an 30 Orten unterwegs bin und es gab nie Beschwerden.“ Als Tierschützer will er auch, dass gegen „schwarze Schafe“ vorgegangen wird. Er nutzt auch wissenschaftliche Forschungen, um herauszufinden, ob es seinen Tieren gut geht. Ein Stresstest über Speichelproben ergab 2010, als er den Goldenen Clown in Monte Carlo beim Internationalen Circusfestival erhielt, dass die Löwen durch die Reise so gut wie keinen Stress empfanden. Lacey weiß, dass die Löwen gerne beschäftigt sein wollen. So hat er die neueste Studie in Auftrag gegeben, die ergab, dass seine Löwen am besten beschäftigt sind im Vergleich zu denen in Tierparks und denen in freier Wildbahn. In Stuttgart fühlt er sich vom Publikum warm empfangen und bestätigt. „Auch wenn ich in die Markthalle gehe, werde ich freundlich begrüßt“, sagt er. „Die Stuttgarter lieben meine Arbeit“, so Lacey. Es würde ihm sehr weh tun, sagt er, wenn er die Arbeit hier nicht mehr tun könne.

Beim Wildtierverbot würde er für sein Recht der Berufsausübung in Stuttgart klagen, so Lacey. In diesem Jahr habe er in Chemnitz schon eine Klage dieser Art gewonnen. Stuttgart sei schlecht beraten mit dem Wildtierverbot. Er habe die Lizenz vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft für die Haltung und Vorführung seiner Tiere. Lacey ist mit Leib und Seele Tierlehrer: „Meine Tiere machen in der Manege nur Dinge, die sie auch sonst in freier Wildbahn machen“. Sein Tag beginnt morgens um 5.30 Uhr. Im Stall arbeiten zehn Tierpfleger, die sich um die 26 Tiere kümmern. Diesen Morgen wurden sie gefüttert. Ein Löwe frisst etwa vier bis acht Kilo Fleisch, das sei ganz unterschiedlich, sagt der Tierlehrer. Wasserbecken stehen da, welche besonders die Tiger gerne nutzen, sagt Lacey.

Und wenn die beiden Tiger ins Wasserbecken gehen und planschen, kommt auch der weiße Löwe hinzu, obwohl er eigentlich nicht so gerne schwimmt. Warum? Dieser Löwe ist als Einzelner mit den beiden Tigern aufgewachsen. Und was die beiden Tiger machen, das will der Löwe dann auch.

Im Durchschnitt sind seine Löwen fünf bis sechs Jahre alt. Sein ältester Löwe Jan ist vor kurzem gestorben. Er ist 28 Jahre alt geworden. In freier Wildbahn werden sie neun bis zwölf Jahre alt, in Tierparks 17 Jahre alt. Lacey hofft, noch oft nach Stuttgart mit seinen Raubtieren kommen zu können. Denn eins weiß er: Sein Publikum liebt ihn und die Tiere.