Foto: Smail Mast - Smail Mast

Ein Stuttgarter ist deutscher Meister im BMX und bereitet sich jetzt auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 vor. Weite Sprünge genießt der junge Radsportler Jonas Ballbach.

StuttgartWenn der Startschuss fällt, zählt jeder Zentimeter. Es ist der Bruchteil einer Sekunde, der entscheidend sein kann beim BMX-Rennen. Zwischen Geraden, Kurven und Schanzen wird mit harten Bandagen gekämpft. „Es passiert schon öfters, dass man hinfällt“, erklärt Jonas Ballbach. Der frischgebackene deutsche Meister mit Wurzeln in Heiningen im Kreis Göppingen weiß, wovon er redet.

Ohne Blessuren kommt auch er nicht davon. Zum Pressegespräch erscheint er mit eingegipstem Arm. Schon während der Vorbereitung auf die diesjährige deutsche Meisterschaft hat Jonas Ballbach verletzungsbedingt an nicht allzu vielen Rennen teilnehmen können. Zweimal hatte er einen Sehnenanriss am Sitzknochen.

Umso überraschender war dann sein großer Erfolg im Juli im hessischen Weiterstadt. „Ich habe mich an diesem Tag gut gefühlt“, erinnert er sich an das Rennen. Wenn verletzungsbedingten Auszeiten etwas Gutes abzuringen sei, dann die mentale Stärke, die er in der Zeit aufbaue und die er früher so nicht hatte, wie er sagt. Anders als beim Training seien ihm bei Rennen oft Fehler passiert. Das sei vorbei.

Den Weg zum BMX-Fahren hat Jonas Ballbach über seine Eltern gefunden, die beide begeisterte Mountainbiker seien, wie er erklärt. Als Kind war er gern bei den Touren dabei. Mit 14 Jahren wollte er das BMX-Fahren ausprobieren. Seitdem ist er der Sportart verfallen. Vor allem die Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern auf der etwa 350 Meter langen Strecke hat es dem Fahrer angetan. „Es ist ein total cooles Gefühl, so weit zu springen“, beschreibt er die Faszination des BMX-Fahrens.

Um Schule und Leistungssport mit dem Training an einem Olympiastützpunkt vereinen zu können, ist der Gymnasiast mit 17 Jahren nach Stuttgart gezogen. „Die täglichen Fahrten mit dem Zug haben viel Zeit und Kraft gekostet“, erinnert sich Ballbach an die Zeit vor seinem Umzug an den Olympiastützpunkt. Das tägliche Training umfasst Einheiten im Fitnessraum, Sprints mit dem Fahrrad und immer wieder das Starten. „Der Start ist der entscheidende Moment“, sagt Ballbach. Wer einen guten Start hinlegt, hat schon viel erreicht.

In Stuttgart besucht er die Cotta-Sportschule, die sich auf das Unterrichten junger Leistungssportler spezialisiert hat. „Es ist kein Problem, sich für Wettkämpfe freistellen zu lassen“, erklärt Ballbach einen der Vorteile der Sportschule. 2019 möchte er die Abiturprüfung machen. Wie es beruflich danach weitergehen soll, das weiß er noch nicht. Vielleicht möchte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften beginnen – auch weil sich der Sport und das Studium besser vereinen lassen als eine Lehre. Eine finanzielle Absicherung, beispielsweise durch Sponsoren, sei beim BMX-Fahren kaum zu erreichen.

Kürzlich haben die Qualifikationsrennen für die Olympischen Spiele im Jahr 2020 in Tokio begonnen. Momentan sei er noch unter den Top Drei, erklärt Ballbach. Seine Verletzung am Unterarm verhindert jedoch, dass er an den kommenden Rennen teilnimmt. Allerdings hofft Ballbach, dass er von November an wieder mit der Vorbereitung für die kommende Saison beginnen kann, die im März losgeht.

Im kommenden Sommer stehen dann die nächsten deutschen Meisterschaften vor der Tür, bei denen der amtierende Meister seinen Titel verteidigen möchte. Sollte Ballbach keine Verletzung plagen, sind zumindest einmal die Rahmenbedingungen für eine Titelverteidigung gut. Die deutschen Meisterschaften finden 2019 in Stuttgart statt. Dann kann Ballbach auf seiner Heimstrecke antreten. Und als Lokalmatador darf er außerdem auf die Unterstützung des Publikums hoffen.