Hauptdarstellerin Aisata Blackman singt nicht nur 14 Songs von Whitney Houston, sondern hat auch viele Tanzszenen. Fotos: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Auf der Bühne wird geschraubt, gehämmert und gebohrt. Riesige Wände mit Hunderten LED-Paneelen blinken mal blau, mal rot. Kilometerlange Kabel durchziehen den Zuschauerraum. Kaum vorstellbar, dass hier schon in zwei Wochen das Musical „Bodyguard“ Premiere feiern wird. „Den Termin 28. September haben wir bereits im Februar festgelegt“, berichtet Produktionsleiter Hans Rausch. Entsprechend groß sei der Termindruck. „Aber wir liegen im Zeitplan.“

Während die insgesamt 31 Darsteller schon seit fünf Wochen in Proberäumen ihren Auftritt einstudieren, haben die Techniker das Palladium-Theater erst vor wenigen Tagen übernommen. Die Kulissen von „Tanz der Vampire“ waren kaum abgebaut, da kamen schon die 22 Lastwagen mit der Ausstattung für „Bodyguard“ an. Das Musical, das auf einem Kinofilm aus dem Jahr 1992 mit Whitney Houston basiert, war zuvor 22 Monate lang in Köln zu sehen. „Für Stuttgart haben wir es anpassen müssen“, berichtet Technik-Chef Benjamin Neuen. „Die Bühne in Möhringen ist sechs Meter schmaler als in Köln.“

Aber das ist nicht die einzige Herausforderung für die 25-köpfige Technik-Crew, die jetzt in drei Schichten rund um die Uhr arbeitet. So mussten im Orchestergraben zwei „Toaster“ eingebaut werden - schmale Aufzüge, mit denen zwei Tänzer in einer Szene in die Luft katapultiert werden. Vier Meter pro Sekunde schießt die Platte in die Höhe und wird dann abrupt gestoppt. Noch rumpelt die zweistöckige Konstruktion etwas, doch die Experten tüfteln bereits am Lärmschutz. „Hier sind auch strenge Sicherheitsauflagen einzuhalten, damit nichts passiert“, betont Bühnenmeister Lars Schemmerling. Nächste Woche werden die Tänzer speziell geschult, um unfallfrei und formvollendet auf die Bühne zu springen. „Das ist eine artistische Höchstleistung.“

Im Untergeschoss zeigt Schemmerling das nächste Technik-Highlight: eine monströse Nebelanlage, von der dicke Rohre verzweigt nach oben führen. Es sei aufgrund von Windzug und Lüftung gar nicht so einfach, genügend Nebel zielgerichtet auf die Bühne zu bringen, um darauf ein Bild projizieren zu können. „Das schafft man nur mit viel Leistung.“ Und weil in der Folgeszene wieder freie Sicht erforderlich ist, gibt es als Pendant im Bühnenhimmel eine riesige Absaugvorrichtung. „Der Zuschauer kann sich gar nicht vorstellen, welcher Aufwand hinter dem steckt, was er in Bruchteilen von Sekunden sieht“, sagt Schemmerling. Aber die Techniker lieben ihren Job, fügt Neuen hinzu und schwärmt: „Wenn die Soul-Diva in ihrem goldenen Glitzerkleid auf der Bühne steht und das Licht und der Sound stimmen, dann ist das ein unglaublicher Moment.“

Die Diva, das ist Rachel Marron, gespielt von Aisata Blackman. 14 Whitney-Houston-Lieder wird sie in der Show singen - Welthits wie „Queen of the night“, „How will I know“,„Run to you“ und natürlich „I will always love you”. Das Schwierige an den Songs sei, dass man eine gewisse Erwartung an die Stimme habe. „Aber ich bin nicht Whitney Houston. Ich versuche, eine eigene Rachel Marron zu kreieren.“ Auch Jadran Malkovic, der den Bodyguard Frank Farmer mimt, weiß um den Druck: „Den Film kennt ja fast jeder.“ Zum Großteil entspreche man der Kino-Vorlage, sagt der künstlerische Leiter Alexander Grünwald. Aber es werde auf der Musical-Bühne deutlich mehr als im Film gesungen und getanzt.

Ab Sonntag wird das Ensemble nun auf der Showbühne proben. „Dann fügen wir die vielen verschiedenen Puzzleteile endlich zusammen“, freut sich Rausch.