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Urschwäbisch, kultig, hochmusikalisch und sozialkritisch: Das ist die Gruppe Wendersonn von der Ostalb, die am Wochenende das Köngener Publikum begeistert hat.

KöngenWendersonn ist urschwäbisch. Wendersonn ist kultig. Vor allem aber ist Wendersonn hochmusikalisch und sozialkritisch. So leuchtend wie die Wintersonne, die der Kultband aus dem Schwäbischen Wald ihren Namen gab, ist ihr Sound, so vielschichtig wie der bodenständige Menschenschlag ihrer Heimat auf der Ostalb sind die Themen der Songs. Diese Explosion schwäbischen Heimatgefühls in Tönen hat im Rahmen der Köngener Kulturtage für Begeisterung gesorgt.

Es brauchte nicht lange bis die Eintrachthalle kochte, bis Band und Publikum zur Einheit verwuchsen. Motor des Ganzen war Markus Stricker. Er sang, bediente gekonnt Gitarre und Keyboard, moderierte launig und brachte mit seiner umtriebigen Art und faszinierenden Ausstrahlung die Zuhörer zum Mitklatschen und Mitsingen. Und ganz nebenbei ist er auch noch Fahrer des Tourbusses und Schreiber der meisten Songs. „Mir könnet fei auch Hochdeutsch, wellad aber net!“ ist das Credo der Schwabenrocker. Da verwundert es nicht, dass eine Zuhörerin nach dem Konzert in Hamburg fragte: „Singen Sie hebräisch?“

Solche Verständigungsprobleme gab es in der Eintrachthalle nicht, obwohl Stricker zu Beginn Probleme mit der ortsüblichen Aussprache von Köngen hatte. Doch am Ende klappte es, was vom Auditorium mit frenetischem Applaus honoriert wurde. Zuvor brannte die Band jedoch ein Feuerwerk schwäbischer Phonetik ab: Nichts war heilig, vom „Alten Sack“ bis zu den „Nebelgoischdr“ wurde alles besungen, und die Band nahm auch sich selbst immer wieder gehörig auf den Arm. Frontfrau Biggi Binder zeigte stimmliche Wandelbarkeit, mal als dröhnende Rockröhre, dann wieder mit weichem Timbre. Besondere Momente entstanden, als sie einschmeichelnde Melodien im Duett mit Markus Stricker aufleuchten ließ – ideal verschmelzend und gut abgestimmt. Auch der schier unerschöpfliche Einsatz verschiedener Instrumente belebte den Bandsound: Von Blockflöte bis Mundharmonika, von der Ukulele bis zum Waschbrett gab es nichts, was zur Klangformung nicht eingesetzt wurde. Und wenn Gitarrist Micha Schad in „Eisbloama“ der Bouzouki virtuose Saitenklänge entlockte oder Drummer Heiko Peter kurzerhand einen Blecheimer zum Schlagzeug umfunktionierte, bestaunte man Können und Wendigkeit der Musiker.

Während Markus Stricker oft wie ein Derwisch über die Bühne tanzte, stand Bassist Ove Bosch wie der Fels in der Brandung auf der Hinterbühne, grundierte den Bandsound mit ultratiefen, knackigen Tönen. Wesentlich agiler setzte sich Klaus Marquardt in Szene: Er raste auf seiner Geige derart virtuos das Griffbrett rauf und runter, dass den Zuhörern fast die Luft wegblieb. So griff ein Rad ins andere: Neben dem Volkslied „Es schneielet, es beielet“ stand mit „Reigschmeckter“ Sozialkritisches. Und „Geile Zeit“ beschwor die Wichtigkeit des Augenblicks. In „Winnetou“ wurde verlorenen Träumen nachgetrauert. Für einen Lacher sorgte Stricker, als er seinen langmähnigen Kollegen Micha Schad als Winnetou vorstellte, dann den Hut lüftete und seine Glatze zeigte: „Und ich bin Sam Hawkens“. So sorgte Wendersonn für gute Laune, begeisterte nicht nur mit vielschichtiger Musik zwischen hartem Rock und gefühlvollen Balladen, sondern auch mit einer ausgefeilt inszenierten und fantasievoll ausgeleuchteten Bühnenshow die Zuhörer. Dröhnender Schlussapplaus belohnte die Akteure, die vom Publikum erst nach drei Zugaben von der Bühne gelassen wurden.